Olympia 2024: Vielseitigkeitsreiter finden deutliche Worte zum Geländekurs

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Olympic Games 2024

Julia Krajewskis Nickel macht sich gut auf dem Dressurviereck in Versailles. (© Pauline von Hardenberg)

Olympia 2024 zieht derzeit weltweit unzählige Sportfans in seinen Bann. St.GEORG-Chefredakteur Jan Tönjes ist bei den Olympischen Spielen in Paris für Sie vor Ort. Von dort berichtet er über alle Reitsportwettbewerbe – und täglich über seine Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen rund Olympia 2024.

Gestern war es grau und feucht. Und auch einmal nass. Da war ich gerade mit Bettina Hoy im Gelände unterwegs und habe mir den Kurs angeschaut. Wie soll ich sagen?Wunderschön, schwer und dann noch die Expertise von Bettina, die 1984 (!) erstmals bei Olympischen Spielen dabei war – ein Kompetenz-Power-Pack mit gestähltem Body und scharfem Blick, dem kein Detail entgeht. Auch nicht das kleinste.

Wenn ich diese Tour de force durch den Park von Versailles in zwei Worten zusammenfassen soll: Information overload. Glücklicherweise habe ich ja auf der Webseite mehr als zwei Worte Platz (allein schon, um die 45 Bilder zu beschreiben wäre das ja schon eine nicht lösbare Aufgabe…). Ich arbeite noch dran, der gesamte Kurs geht heute noch online, versprochen.

Heute soll es grau werden. Und nass. Aber erstmal zu dem Nass und Grau von gestern. Da war er nun da, der erste Moment, in dem die Reitwettbewerbe so etwas wie den inoffiziellen Auftakt genommen haben: Verfassungsprüfung der Vielseitigkeitsreiter, „Horse Inspection“.

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Olympia 2024: Security kennt keine Gnade

Den Standort zu erreichen, hatte seine Tücken. Ein Kiesstreifen im Stallbereich, also in der „verbotenen Stadt“. Zumindest für Pressevertreter ist da das Securitypersonal gnadenlos. Was ja auch seine Richtigkeit hat. Also gab es einen generalstabsmäßig durchdachten Plan: In Gruppen sollten wir alle 10 Minuten begleitet von Mitarbeitern des Presseteams zum Eingang des Stallbereichs geführt und dort an den nächsten Verantwortlichen übergeben werden, der uns dann an den Ort des Geschehens leiten sollte. So weit, so gut. Problem – der generalstabsmäßige Plan war wohl nicht mit den Securityleuten abgestimmt. Die stellten sich breitschultrig (!) vor die meuternde Medienhorde und bedeutete, man könnte sagen nahezu nonverbal, dass hier erstens kein Durchkommen und zweitens auch nicht gut Kirschenessen sei, pas de discussion…

Das Problem löste sich irgendwann auf, aber einige Fotografinnen kamen zu spät, um die Deutschen, die ja das Glückslos 1 als Startposition gezogen haben, zu sehen. Das sorgte nicht eben für überbordende Heiterkeit, denn Team D wird einiges zugetraut. Da will man jeden Moment haben. Jeden!

Olympia-Outfits sind zumindest originell

Es war schon mal pittoresker, was da getragen wurde an Olympia-Outfits. Die meisten in Sportklamotten, die Polinnen in flatternden Kleidern, Österreich in Lederhosen, Finnland in kurzen Sportröckchen. Und dann kamen die Belgierinnen. Gefühlt 10 Meter Stoff in kräftigem Orange umspielten den Körper von 5*-Luhmühlen-Siegerin Lara de Liedekerke-Meier. Ein Hosenanzug, der zumindest oversized war. Die Neuseeländer trugen weißes T-Shirt, schwarzes Sakko und dazu schwarze Bermudas. Deren Pferde hatten den Farn auf der Kruppe, die Schweizer Rössli ein Edelweiß. Generell ist es immer wieder schön, wie toll die meisten Pferde bei den Buschis rausgebracht sind. So werden wir das die nächsten Tage nicht mehr erleben.

Das deutsche Team ist selbstbewusst. Das Wort Gold kommt nicht über ihre Lippen, aber dass es um das ganz große Ding hier geht, strahlen alle in der Mannschaft aus. Der Kurs ist anspruchsvoll, heißt es übereinstimmend, und „wunderschön“. Die Schweizerin Nadja Minder, die den Kurs ablief, sagt, „das ist kein Kurs, das ist ein Kunstwerk“.

Olympia 2024: Nachhaltigkeit wird groß geschrieben

Parallel wird noch überall gearbeitet. Die Versorgungsbuden werden noch zusammengezimmert. Baumaterial: alte Holzpaletten. Ich denke, das ist nachhaltig. Sieht aber ein bisschen wie Weihnachtsmarkt aus, nur ohne Tannenzweige. Aber was nicht ist, kann noch kommen. Bäume gibt es genug im Park von Versailles. Um einige sind Holzplanken gezimmert: Das ist der VIB-Bereich, steht angeschlagen. Very Important Biodiversity.

Das kulinarische Angebot ist auch durchaus weihnachtsmarktmäßig: Nachochips und Guacamole, 4 Euro. Am besten mit Visacard zu bezahlen. Die sind Sponsoren, Cash oder Visa ist die Devise, anders wird man sein Geld nicht los.

Die Eröffnungsfeier auf der Seine haben wir halb arbeitend, halb zum Bildschirm schielend in unseren Hotels erlebt. Die Boote mit den Mannschaften auf der Seine unterwegs, dazu Showacts auf schwimmenden Bühnen, Drag Queens, Breakdancer, Ballett und klassischer Gesang. Auf dem deutschen Boot war Springreiter Richard Vogel. Eigentlich wollten auch Philipp Weishaupt und Christian Kukuk dabei sein. Aber ihre Zugfahrt endete im belgischen Lüttich. Schade für die beiden.

Olympia 2024: Titelverteidigerin Julia Krajewski macht den Auftakt

Heute also dann Dressur. Um 9:30 Uhr ist Julia Krajewski die erste Starterin aller Teilnehmer, „einer muss ja der erste sein“, zuckt sie mit den Achseln. Christoph Wahler ist um 12:24 Uhr gefordert. Michael Jung und Chipmunk werden um 16:48 Uhr im Stadion ihr Bestes geben. Die Dressurreiter werden parallel trainieren. Die Stimmung im Team sei ausgezeichnet, verrät Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Ein Problem hat die deutsche Mannschaft, ihr Quartier. Es schwärmen alle davon, der Fitnessbereich soll beeindruckend sein. Das Problem: Es ist das Tagungshotel von Lidl. Und Edeka ist einer der großen Sponsoren von Team D. Deswegen ist Lidl ein Wort, das keinem Athleten über die Lippen kommt. Am geschicktesten löst es FN-Pressesprecherin Adelheid Borchardt. „Wir wohnen, du weißt schon wo“, Das klingt nach Harry Potter, „der, dessen Name nicht genannt werden darf“. Ob der Concierge Voldemort heißt?

Was hat es mit dem Pool auf sich?

Schnell noch eine Frage aus unserer Community, die geklärt gehört. Was ist das für ein Pool, der am Ende des Stadions zu sehen ist? Antwort: Der Infinity Pool für Journalisten, die dort bei einem Aperol Spritz die tricky Wasserkombination 23 aus nächster Nähe und im selben Element wie die Reiter erleben. Oder das Becken der Modernen Fünfkämpfer – entscheiden Sie selbst.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Hans-Christoph Stahlberg

    Ich kann zwar nichtig Paris dabei sein, das bleibt den Wohlhabenden dieser Welt vorbehalten, aber ihre Beschreibungen lese ich mit Vergnügen. (Zitat Chateaubriand: Der Mensch hat nicht nur ein Leben. Er hat viele Leben, eins am anderen, und das ist die Ursache seines Unglücks.)


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