Olympia 2024 zieht derzeit weltweit unzählige Sportfans in seinen Bann. St.GEORG-Chefredakteur Jan Tönjes ist bei den Olympischen Spielen in ParisMehr …
Olympia 2024 zieht derzeit weltweit unzählige Sportfans in seinen Bann. St.GEORG-Chefredakteur Jan Tönjes ist bei den Olympischen Spielen in Paris für Sie vor Ort. Von dort berichtet er über alle Reitsportwettbewerbe – und täglich über seine Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen rund Olympia 2024.
Bonjour de Versailles,
die erste Goldmedaille hätte schon am Sonntag vergeben werden müssen. Eine Mannschaftsmedaille für das Team rund um Parcoursbauer Pierre Le Goupil. Der asketisch aussehende Franzose mit den markanten Gesichtszügen und der Glatze, die als Markenzeichen durchginge, wäre er denn von Natur aus eitel, hat einen Kurs entstehen lassen, der einzigartig ist und war. Nie wieder, „zumindest nicht in den nächsten 100 Jahren“, wie Le Goupil spitzbübisch grinsend sagt, wird es im Schlosspark von Versailles wieder eine Vielseitigkeit geben.
Jeder Sprung war ein Kunstwerk, „zwei sind gar nicht gesprungen worden, das ist ärgerlich“, bemerkt Le Goupil in seiner dezenten Art. Jede Aufgabe war von den Pferden zu lesen. Er wollte der Welt zeigen, wie schön der Pferdesport ist. Das ist ihm gelungen.
Olympia 2024: 40.000 Zuschauer verfolgen Vielseitigkeitsreiten in Versailles
Ich war gestern um 6.15 Uhr schon auf dem Gelände, weil die Dressurpferde ihren Vetcheck um 7.40 Uhr angesetzt hatten. Die Fotografen, die bei uns im Hotel wohnen, wollten auf jeden Fall pünktlich sein. Wir sind gemeinsam gefahren. Der frühe Vogel …
Nebelschwaden standen über dem Grand Canal, den Stunden später 40.000 euphorische Zuschauer säumen sollten. Jeder wurde angefeuert. Es wurde geschrien, applaudiert, gesungen. Ein Fest der Sinne und ein Fest des Pferdes. Davon war in dieser Stunde, ich glaube sie war kurz nach dem Moment, den man die „blaue Stunde“ nennt, noch nichts zu spüren. Aber überall wurde gearbeitet. Der Boden wurde optimiert mit Lavaschlacke. Es wurden Schubkarren bewegt, geharkt, geguckt, optimiert. Alles für das Pferd. Sie merken – ich würde Pierre Le Goupil und seiner Crew auch zwei Medaillen gönnen. Denn die Begeisterung der zigtausend Menschen war eine Antwort auf das Dujardin-Dilemma, das uns zu Beginn der Spiele so kalt erwischt hat.
Charlotte Dujardin ist weiterhin präsent
Apropos Dujardin – man glaube bitte nicht, dass alle Dressurreiter hier schön abreiten und trainieren würden. Und auch nicht, dass die Stewards endlich mal durchgreifen würden. Heute ist der letzte, der entscheidende Tag der Vielseitigkeit. Danach habe ich mehr Zeit, mich den Dressurpferden zu widmen. Den Pferden, jenen Kreaturen deretwegen so viele gestern nach Versailles gekommen sind.
Olympische Spiele 2024: Fans begeistern
Fans sind eine besondere Spezies. Eingehüllt in Flaggen, mit Papierflagge in den Zöpfen, Nationalfarben auf den Wangen sowie diversen Kopfbedeckungen machten sich die Leute auf den Weg. Mein Favorit war ein rotes Shirt: „We are Swiss. We jump mountains“, stand darauf. Cool. Ein paar Deutsche mit Osterhasenohren haben mich überrascht. An den Crossing Points, also dort wo sich die Absperrseile senken, wenn gerade kein Pferd in Sicht ist, staute es sich. Vor allem an Sprung 16, dem Tiefsprung mit Graben, in dem das Pech von Christoph Wahler die deutschen Medaillenhoffnungenbegraben ließ, war es pickepacke voll. Aber die Ordner dort machten sich einen Spaß draus und schafften es, die Menschen zum gemeinsamen Laufschritt anzufeuern. Sport soweit das Auge reicht.
Beim Vetcheck haben übrigens alle deutschen Dressurpferde im ersten Anlauf das OK bekommen. Man sah aber nicht nur die Sorte, die im klaren Zweitakt trabte. Einige waren gleichmäßig ungleichmäßig und mussten in die Holdingbox. Aber Dressur ist erst morgen. Frederic Wandres ist dann um 13.09 Uhr dran. Der Grand Prix findet an zwei Tagen statt. Isabell Werth und Wendy sowie Jessica von Bredow-Werndl und Dalera sind am Mittwoch dran.
Olympia 2024: Holt Michael Jung seine dritte Goldmedaille im Einzel?
Heute geht es um die Medaillen. Heute geht es darum, ob Michael Jung es schafft, innerhalb von 16 Jahren und bei seiner vierten Olympiateilnahme sein drittes Einzelgoldzu gewinnen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Zwei Parcours, einer um die Mannschaft- und einer um die Einzelentscheidung stehen noch vor ihm und „Chippie“ Chipmunk, der so grandios über die Strecke galoppierte, dass ich beim Schreiben gerade in der Rückschau noch einmal Gänsehaut bekomme. Aber das gilt auch für den Ritt von Julia Krajewski und Nickel. Und auch für Christoph Wahlers erste 15 Hindernisse. Und für viele mehr.
Heute steht am Vormittag der Teamwettbewerb ab 11 Uhr auf dem Programm. Nachmittags konkurrieren dann die besten 25 im Einzel. Und, schon wieder früh aufstehen, um 7.30 Uhr ist die Verfassungsprüfung.
Ungebetener Gast bei Vielseitigkeitsreiten
Eine Geschichte von gestern muss ich noch schnell loswerden: Riesenaufregung auf einmal während des Geländeritts. Ein Reh war aus dem Wald ins Wasser gesprungen und kraulte mit beeindruckender Geschwindigkeit durch einen Arm des Grand Canal. Gut, dass rund um dessen gemauertes Ufer Rettungsschwimmer mit kurzen Surfboards stationiert waren. Die hatten wohl nicht mit „Reh über Bord“ gerechnet, aber waren in ihren Neoprenanzügen fix im Wasser. Und siehe da: Die Boards hatten einen Turboantrieb. Es kam zum Wettkampf Reh gegen Speedboard. Baywatch versus Bambi. Lange sah es so aus, als würde das Reh gewinnen. Irgendwann bekamen es die Rettungsschwimmer dann zu packen, bugsierten es an Land und es machte sich davon.
Reh-Sozialisierung im Wald war wohl das, was dann folgte.
In diesem Sinne à bambitot de Versailles!
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„Apropos Dujardin – man glaube bitte nicht, dass alle Dressurreiter hier schön abreiten und trainieren würden. Und auch nicht, dass die Stewards endlich mal durchgreifen würden. “
Wie darf ich das verstehen?
Dass es wirklich so schlimm aussieht wie es geschrieben wurde und dass trotz Skandal keiner was sagt? Dass alles so weitergeht wie bisher?
Ich frage mich da, warum keiner der Beobachter vor Ort eingreift?! Vor einiger Zeit war doch zumindest hierzulande noch das Wort „Zivilcourage“ in aller Munde…
Was nervt ist diese Scheinheiligkeit auch von Herrn Sostmeier im Kommentar. Plötzlich ist Frau Dujardin des Teufels nachdem sie jahrelang in den Equipen Himmel gelobt wurde. „Guck mal, so geht feines reiten“ und nun ist sogar schon Carl Hester in Sippenhaft mit bissigen Kommentaren. Da ist auch nicht ganz fair.
Carsten Sostmeier kann eben nur kommentieren was man sieht. Charlotte Dujardin hat schließlich nie bei einem Turnier ein Pferd verdroschen, sondern es in einer Halle beim Training getan. Ob es aus dem inneren Kreis niemand wusste, sei mal dahingestellt, aber ein deutscher Kommentator, wird es wohl kaum gewusst haben.
Ich glaube zum Thema Sippenhaft gegenüber Carl Hester, muss es auch einfach erwähnt werden, dass er nun einmal jahrelang der Mann war, der hinter ihr stand, sie gefördert und trainiert hat. Ob er wirklich nicht wusste, was sie sonst so treibt, kann von uns keiner beurteilen, wir können nur hoffen, dass er keine Ahnung hatte. Da die beiden aber so eng waren in Vergangenheit, ist es indes berechtigterweise schwer sich vorzustellen, dass er völlig ahnungslos war.
Nur mal zum Nachdenken: im Grand Prix kommt alle 10 Sekunden eine neue
Lektion. Um vorne mitzuhalten, sollte jede so gut sein, dass eine 7 oder 8
erreicht wird. Egal welches Niveau, probieren Sie das mal aus. Ohne stoppen,
verbessern, wiederholen, korrigieren … So und nun hinterfragen Sie das Ergebnis
und den Weg dahin. Ich bin da ganz bei den Krischkes von der Hofreitschule
Bückeburg: das geht nicht ohne Zwang und Leistungsdruck, deshalb sagen die
auch, dass sie den Sport ablehnen. Herr Krischke weiß, wovon er spricht. Er
kommt aus dem Profi Westernsport. Wer in der Perfektion performen will, muss
sich und das Pferd wie ein Profileichtathlet „quälen“. Mit streicheln, Schritt reiten
und Yoga kann man sicher Einzellektionen perfekt zeigen, aber nicht alle 10
Sekunden in absoluter Perfektion. Wir müssen ehrlich eingestehen, dass wir uns
hier auf einer Gratwanderung zwischen Leistungsdruck, Leistungsforderung
und Brutalität befinden. Wer sich das nicht eingesteht, wird immer der
Cancel culture, dem Hass und dem Unwissen von außen ausgeliefert sein. Nur
wer sich selbst täglich diesbezüglich hinterfragt, kann den Sport erfolgreich und
tiergerecht ausüben. Wer das nicht will, muss den Weg der Krischkes gehen.
PS: Ich finde es in der ohnehin schon aufgeheizten Diskussion wenig hilfreich, wenn Ihr Magazin hier reißerisch titelt „…Blut!…“
Es geht alles weiter so. Heute war die Gebißkontrolle durch einen behandschuhten Steward beim Pferd einer Belgierin nach dem Ritt zu sehen: Er kontrollierte den Nasenriemen mit der Zwei-Finger-Regel; leider legte er seine zwei Finger in die Weichteile am Maul. Man hatte ihn wohl nicht aufgeklärt, daß die beiden Finger zwischen Nasenriemen und knöchernen Teil des Nasenrückens gehören….
Selbst wenn der Steward es anders wollte, in den internationalen Regeln ist genau vorgeschrieben, wo wie viele Finger unter das Reithalfter passen müssen.
Erst informieren und dann an den Pranger stellen…
Man sollte die Regeln kennen, stimmt.
Die mit Dreck werfen und stänkern sollten vielleicht vor ihrer eigenen Tür kehren. Bin auch für einen fairen Umgang mit Pferden, allgemein mit Tieren. Wenn ihr Alle so weitermacht gibt es bald viel Pferdefleisch zu essen oder die Tiere im Zoo werden gut gefüttert. Da werden viele Pferdebesitzer bald aufgeben und ihre Tiere zum Schlachter bringen, denn Käufer findet man jetzt schon nicht mehr. Bin absolut dafür , dass man gegen Brutalität vorgeht, aber wer nach 4 Jahren ein Video in Umlauf bringt ist auch charakterlich bedenklich. Entweder in kurzer Zeit oder bleiben lassen.
Vielen Dank für dieses klare und ehrliche Statement. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Wir befinden uns hier mittlerweile in einer irrwitzigen Debatte, bei der jeder Sachverstand und jedes Maß vollkommen verloren gegangen ist.
Das Video wurde nach ca. 2 Jahren veröffentlicht. Nur CD wusste nicht mehr so genau wann dieser „einmalige“ Ausrutscher stattfand. Laut Information des Anwaltes, der die damals minderjährige(!) Reiterin vertritt, passiert genau das wovor sie Bedenken hatte- dass eine Täter-Opferumkehr stattfindet. Als ihr klar wurde wie brisant diese Aufnahmen sind, war ihre Sorge dann, dass sie einem unheimlichen Shitstorm ausgesetzt wird. Was ja auch passiert. Für viele ist es verwerflicher, dass der Zeitpunkt so gewählt wurde als die Tatsache, dass hier ein Tier gequält wird. So entspannt wie CD das Pferd auspeitscht, ist das Routine bei ihr. Der Diskussion um das Pferdewohl hat der Zeitpunkt der Veröffentlichung enorm Auftrieb gegeben.
Auch nach 2 Jahren ist 2 Jahre zu spät!!!! Die Diskussion hat schon mit Helgstrand, und schon viele Jahre davor stattgefunden nicht erst wegen dieses Videos. Sollte es sich bei der Person um eine Reiterin oder Pflegerin handeln, würde ich sie genauso Verurteilen, wie die CD., denn direkt vor Olympia das zu veröffentlichen ist für mich pure Rache wahrscheinlich aus privaten Gründen.
Wenn die Person Pferde liebt, muss sie aufpassen, dass sie nicht das Todesurteil über die Pferde
spricht. Betrifft alle die jetzt mit erhobenen Fingern und Urteilen durch die Gegend laufen. Dann fangen wir bald in den Ställen der Hobbyreiter an zu filmen. Wir brauchen dann auch nichtmehr über teuere Tierarztrechnungen zu diskutieren, weil wir die Tierärzte, dann nichtmehr brauchen, da es keine Pferde mehr gibt, vielleicht noch als Attraktion im Zoo. Bleibt doch bitte alle sachlich und zieht nicht alles in den Dreck.
Ich bin überzeugt, dass es niemanden gibt der dieses Video für gut findet, aber ich finde trotzdem, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht gut war. Es gibt keine Täter-Opferumkehr und es gibt auch keinen Shitstorm von normal denkenden Menschen für den Vorgang in dem Video, sondern nur darum, dass man solange gewartet hat. Die damals!! minderjährige Reiterin ist sicher nicht Alleinstehend und hat bestimmt Eltern und im Umfeld Menschen die sie unterstützt hätten, wenn man das zu dem Zeitpunkt gewollt hätte.
Naja, aber hinter der Kamera ist, so glaube ich, die Mutter der Reiterin ? oder Pferdebesitzerin? und deren Reaktion lässt von Bestürzung nichts erkennen. Sie lacht hämisch, das lässt sich leider auch nicht wegleugnen. CD ist am anderen Ende der Bahn, ein Druck oder Zwang zum Lachen kann ja wohl nicht stattgefunden haben. Doch nach zwei Jahren ist allen das ganze super unangenehm. Und ja, das was man hier sieht, geht gar nicht. Nur die Erklärung zur Veröffentlichung des Videos geht halt leider auch nicht auf.