Olympia 2024: „Hat richtig geknallt“ – wenn Busfahren bei den Sommerspielen zum Abenteuer wird

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Olympic Games 2024

Laura Kraut, 58, ist nicht wegzudenken aus dem Team USA. In Paris ist sie mit Baloutinue v. Balou du Rouet am Start. Hier beim Einsprung zur dreifachen „Olympia Paris“-Kombination. (© Laura Kraut mit Baloutinue v. Balou du Rouet)

Bonjour de Paris, gestern war ich tatsächlich am Morgen mal so richtig in Paris. Die Sportjugend NRW hat viele jungeMehr …

Bonjour de Paris,

gestern war ich tatsächlich am Morgen mal so richtig in Paris. Die Sportjugend NRW hat viele junge Menschen (180 insgesamt, meine ich mich zu entsinnen), die sich im Sport engagieren und/oder Nachwuchsleistungssportlerinnen und -sportler sind, nach Paris zu einem olympischen Jugendcamp gebracht. Eine tolle Idee, wie ich finde. Es gibt dort verschiedene Workshops, ich habe einen davon gestaltet. Das klingt jetzt etwas größer, als mein Einsatz war. NRWs athletische Nachwuchshoffnungen sollten einmal mit einem „richtigen“ Sportjournalisten sprechen. Ich bin zwar nun keiner dieser „Tooooooooor für Deutschland“-Typen, aber immerhin bekomme ich Traversen von Traversalen unterschieden und weiß, dass eine Triplebarre nichts mit einer Trainingsmethode, von der keiner mehr etwas wissen will, zu tun hat. Also ist eine gewisse Grundqualifikation da.

Wegen des Zeitplans hatten wir uns auf ein „Pressefrühstück“ in dem Hostel unweit des Place de la Concorde verabredet. Maxi, eine jener so wichtigen fleißigen Helferinnen, die uns bei Turnieren mit netten Pressestellen schon häufiger unterstützt hat, hatte mich „eingekauft“ (unentgeltlich, versteht sich). Sie war ein bisschen zweifelnd, ob es denn alle aus dem Bett schaffen würden. Was soll ich sagen? Sie schafften es und es war ein Frage-Antwort-und-der-Mann-in den-Bermudas-erzählt-einen-vom-Pferd(esport)-Frühstück.

Eine Frage lautete, ob der Dachverband sich denn nicht an den Kosten für Unterkunft und Logis beteiligen könnte, Fachjournalismus sei doch gut und wichtig. Ich finde die Idee ja erstmal ganz charmant, stelle mir aber gerade die Gesichter bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) vor, wenn ich mit einem solchen Vorschlag um die Ecke käme. Einmal vollkommen abgesehen von der journalistischen Unabhängigkeit könnte ich mir vorstellen, dass das in Warendorf derzeit nicht einmal als Scherz gut ankäme. Und dann ist da noch die Frage, an wen man sich wenden sollte – ist ja momentan alles etwas schwierig da. Wobei mir dabei eine weitere Fragestellung in den Sinn kommt: Muss jemand, der nicht entlastet ist, alles aussitzen?

Ich glaube, dass wird jetzt zu komplex. Also schnell zu etwas Leichterem.

Olympia 2024: Richard Vogel cool

Gestern wurde gesprungen. Deutschland dreimal null – bämm! Am coolsten war Richard Vogel, der sein Vögelchen United Touch S noch mal so richtig dicht an den letzten Oxer ritt, „um ihn nochmal so ein bisschen auf die Füße zu bringen, zu versammeln.“ Die Chuzpe muss man erstmal aufbringen. Etwas lernen kann man auch: Wenn es mal in Sachen Versammlung einen Fine-Tuning-Bedarf gibt, einfach einen Bausatz „Wochenendhaus“ besorgen, rot anpinseln (das war dieser Riesenoxer nämlich), und dann das Pferd einfach mal so ein bisschen „auf die Füße“ bringen. B-Variante (angesichts der enormen Dimensionen des Oxer-gewordenen Wochenendhauses in rot): Nicht „auf die Füße bringen“, sondern „von den Socken machen“. Das wäre jetzt mehr so meins.

Olympia 2024: Gewitter bleibt aus

Der Tag war wieder warm und schwül. Draußen neben der Pressestelle stehen ein paar Bierbänke und zwei Liegestühlchen sowie schattenspendende Sonnenschirme. Dort hatte ich mich hin verzogen, um in Ruhe meinen am Vorabend aufgezeichneten Podcast zu schneiden (wer ihn hören möchte, hier ist der Link). Plötzlich kamen vier freundliche Franzosen an, die in Windeseile (stelle gerade fest, dass das situationsbedingt beinahe zum Wortwitz taugt) die Schirme zusammenklappten, die Stiele aus den Betonsockeln nahmen und dann beide, Schirm wie Sockel, auf den Boden legten. Wegen der zu erwartenden Gewitter, hieß es. Das war irgendwie bedrohlich. Mehr als siebeneinhalb Regentropfen und eine laue Brise kamen dann aber nicht. Die Schirme, habe ich mir sagen lassen, sind doppelt wichtig. Denn die Biertische stehen unter den ausladenden Wipfeln von Linden. Wer schon einmal sein Auto unter diesen herrlichen Laubbäumen geparkt hat, weiß welche aparten Eigenschaften diese Bäume haben. Sagen wir mal so, es gibt Kolleginnen und Kollegen hier, die seit einer Tipprunde im Freien buchstäblich an dem Thema, das sie gerade bearbeitet haben, kleben geblieben sind.

Mittagessen in der Shopping-Mmall

Weil es heute nicht ganz so lange gedauert hat, bin ich mit dem Trio fideler Fotografen, die in demselben Hotel übernachten, noch in eine große Shopping-Mall gegangen, die keine fünf Fußminuten entfernt ist. Dort wollten wir etwas essen. Die drei sind wahre Mikrowellen-Gourmets, Pasta aus Pappe – das nenne ich mal savoir-vivre. Nun also mal Abwechslung, ein Steakhouse sollte es sein. Mittels Google-Übersetzer und meinen rudimentären Französischkenntnissen kam es dann bei der Lektüre der Speisekarte zu einer besonderen Situation. Ein Kollege von links fragte sich gerade laut, was denn nun mit Kevin Stauts Pferd passiert sei, dass zweimal durch den Vetcheck gefallen ist, während von rechts die Frage kam: Was heißt denn „Steak de cheval“?

Schweigen.

Ich wollte eh nur einen Salat.

Olympia 2024: Busfahrer sorgt für Schreckmoment

Noch einmal zurück zu meiner morgendlichen Exkursion. Ich hatte das Vergnügen an einen äußerst ehrgeizigen Busfahrer geraten zu sein. Zielsicher und mit hoher Geschwindigkeit hat er einem parkenden Auto den Außenspiegel abgefahren. Bämm! Das hat richtig geknallt. Interessiert hat ihn das nicht.

Wenn Spiegelabfahren mal olympische Disziplin werden sollte (Breakdance ist es ja schon), ist der Busfahrer gesetzt. Kurze Vorbereitung, schnelle Reaktion, Volltreffer. 10 von 10. Und sofort fokussiert auf die nächste Aufgabe. Kein Blick zurück, vorne gibts Gold. Und rote Ampeln.

Deutsche Springreiter mit Medaillenchancen bei Olympia 2024

Heute könnte es eine Medaille für das deutsche Springteam geben. Nach der gestrigen Leistung in der Mannschaftsqualifikation zählt Deutschland zu den Favoriten. Hoffentlich macht unser Server uns dann nicht wieder einen Strich durch die Rechnung und haut die Webseite vom Netz. Die Kollegen in Hamburg arbeiten dran, dass es nicht wieder so wird, wie bei der Dressur.

Los geht es um 14 Uhr, zehn Teams, 30 Ritte. Das kann relativ flott gehen. Um 16 Uhr ist die Medaillenzeremonie angesetzt.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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