Olympia 2024: „Medal Walk“ mit Bredow-Werndl und Werth – legen die Springreiter nach?

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Ein strahlendes Podium beim Einzelfinale Dressur von Olympia 2024: Isabell Werth (Silber), Jessica von Bredow-Werndl (Gold) und Charlotte Fry (GBR) mit Bronze. (© Pauline von Hardenberg)

Olympia 2024 zieht derzeit weltweit unzählige Sportfans in seinen Bann. St.GEORG-Chefredakteur Jan Tönjes ist bei den Olympischen Spielen in Paris für Sie vor Ort. Von dort berichtet er über alle Reitsportwettbewerbe – und täglich über seine Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen rund Olympia 2024.

Olympia 2024: Eine Erfolgsgeschichte für Deutschlands Reiter

„Padam, Padam, Padam “. Nein, ich bereue nichts. Je ne regrette rien. Nicht die 10-Stunden-Autofahrt nach Paris, nicht die langen Arbeitstage, nicht die kurzen Schlafphasen. Okay, vielleicht, dass ich in meiner Hektik heute Morgen vergessen habe, mich ausreichend mit Sonnencreme einzucremen. Aber das ist alles relativ (und ich habe rein outfitmäßig meinen Teil zum Schwarz (Bermudas), Rot (Stirn und Unterarme), Gold (ähm – Haare, Weißgold) beigetragen, also zum deutschen Freudentaumel nach diesem Tag gestern). Denn dieser Kürentscheidung beiwohnen zu können – gestern hätte ich wahrscheinlich vor lauter Emotionen „dürfen” geschrieben – , das war schon etwas, das bleibt.

Die Freude über Gold und Silber für Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth ist nur der eine Glücksmoment. Der zweite ist, dass insgesamt so schön geritten wurde. Es scheint sich doch lockerer zu reiten, wenn nicht ein Mannschaftsergebnis zu schultern ist. Ach ja, einen dritten Aspekt finde ich auch bemerkenswert: unter den Top 5 drei Stuten!

Das Dressur-Team hatte vorgestern ja noch nicht gefeiert, schließlich mussten gestern alle noch mal ran. Denn alle drei deutschen Teammitglieder hatten es ja in das Kür-Finale geschafft. Deswegen also die Party im Deutschen Haus, dem vom deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) organisierten Treffpunkt im Herzen von Paris, am gestrigen Sonntag. Und da gab es dann ja nicht nur eine Team-Goldmedaille zu feiern, sondern gleich noch eine weitere goldene, die von Jessi, und die silberne von Isabell.

Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl haben geliefert

Andere Kolleginnen und Kollegen in der Pressestelle gucken schon mal auf den Medaillenspiegel ihrer Nationen, ich habe das nicht so damit: Dennoch nehme ich mal an, dass der Reitsport mit nun drei goldenen und einer silbernen Medaille ziemlich weit vorne steht im sportinternen Ranking der deutschen Olympiateilnehmer.

Bistro schreibt sich mit t am Ende

Achtung Bildungsklugscheißerei! Auf dem Weg zum Deutschen Haus ist mir eines aufgefallen: Bistrot schreibt sich hinten mit einem t. Dann machen wir Deutschen wohl im Backofen seit langer, langer Zeit zumindest einen Rechtschreibfehler…

Olympia 2024: Medal-Walk mit Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl

Im deutschen Haus dann der Medal-Walk. Das Ganze hatte ich ja schon einmal miterlebt bei Michael Jung. Nun also ein Medal-Walk-Trio. Für uns heißt das: Wieder Aufstellung nehmen, wieder auf Befehl jubeln. Wieder Qualm, Licht und dieses ganz besondere Strahlen, das wohl nur eine Goldmedaille auf die Gesichter von Sportlern zaubern kann. Ein Interview auf der Bühne, in dem Freddie Wandres erstens bestätigen konnte, dass sein Vater Fußballtrainer ist und zweitens er, Freddie, keinesfalls als Reservist im Team war. Das dachte nämlich der Moderator.

Dann ging es zum gemütlichen Teil über. Jessi, ihr Mann Max, sein Bruder und Freunde der Familie waren da. Und es wurde getanzt, Headbanging inklusive. Sage da keiner, Bayern würde nur Schuhplattler können. Beim Knotentanz mit ihrem Mann Max kam sogar Jessi außer Atem. Und dabei weiß man ja als eifriger Instagram-Nutzer, wie sportlich ganz Aubenhausen ist.

Die Pferde sind schon wieder auf dem Weg dorthin, bzw. nach Hause. Bundestrainerin Monica Theodorescu hängt noch eine Woche Urlaub in Frankreich dran. Hat sie sich verdient!

Bredow-Werndls Bruder durchlebt Achterbahn der Gefühle

So schön das Unternehmen Olympia war, und so erfolgreich es ausgegangen ist, alle sind auch glücklich, wieder zurück nach Aubenhausen bzw. nach Hause zu kommen. Das Ganze ein bisschen sacken lassen. Benjamin „Benny“ Werndl fasste den Tag sehr treffend zusammen. „Ich bin gestorben. Und wieder auferstanden!” Ob das nun bedeutet, dass es ab sofort am 4. August einen zusätzlichen Himmelfahrts-Termin gibt, vermag ich so spontan nicht zu sagen. In Bayern soll ja so einiges gehen, erst recht, wenn man Kontakte zur Staatskanzlei hat.

Zusammen mit Trakehner Zuchtfreunden haben wir dann noch etwas gefachsimpelt. Stichwort zweite Karriere von Dalera, aus der Queen soll ja kommendes Jahr idealerweise eine Queen-Mum werden. Wir waren uns schnell einig: Bloß nichts mit diesen langen Röhrbeinen, auf denen Sprunggelenke thronen, die nach hinten in den Schweif anstatt nach vorne unter den Körper zu arbeiten. „Schreib das! Davon haben wir in allen Zuchtgebieten viel zu viel davon,” sagt einer, der schon viele tolle Pferde gezüchtet hat. Eigentlich ist das ein Satz, auf den ich allergisch reagiere. Aber wo er doch so wahr ist und dann an diesem Tag … Herr Z., wie Sie sehen, ist Ihr Wunsch mir Befehl.

Olympia 2024: Springreiter in der Qualifikation gefordert

Heute müssen die Springreiter ran. Qualifikation für das Einzelfinale morgen. Etliche Mannschaften haben ihre Ersatzreiter jetzt ins Rennen geschickt. Otto Becker setzt auch weiter auf seine drei Jungs. Täte ich auch nach dem ersten Springen und dem Pech im zweiten. Die Reihenfolge bleibt bestehen. Christian Kukuk geht mit Checker als erster Deutscher und mit Startposition 21 in den Parcours. Richard Vogel ist mit United Touch S 44., Philipp Weishaupt und Zineday starten als 70. 74 Starter sind es insgesamt. Hier die Starterliste.

Bananen ohne Ende im Pressezentrum

Weil mich so viele Bananenanfragen erreichen. Schnell noch dies: Die Bananen gestern im Pressezentrum verdienen einer besonderen Erwähnung. Ich sage nur „Banana Bread”. Das hat doch spätestens zu Corona-Zeiten jeder mal gebacken. Wichtigste Zutat? Genau: vier „reife Bananen”! Wie soll ich sagen – Marie Antoinette, der man ja im Laufe der Französischen Revolution mehr als nur einen Kurzhaarschnitt verpasst hat, sagte einst, wenn das Volk kein Brot habe, solle es doch Kuchen essen. Insofern – Revolution wird wohl nix, Kuchen kann man aus diesen Bananen bergeweise backen.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Catharina

    Ein gelungener, spritziger Beitrag zum Hintergrundgeschehen . Vielen Dank dafür, ich habe schön gelacht und den Artikel 2x gelesen, weil ich ihn wirklich gut fand.


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