Unsere Volontärin Laura Thiem ist nicht gerade das, was man einen Fan von Cowboyhut
und Horsemanship nennt. Deswegen haben wir sie zum ST.GEORG-Seminar mit Peter
Kreinberg geschickt. Ein Erlebnis der besonderen Art, wie sie berichtet.
Nicht viel wusste ich über ihn, Begriffe wie Knotenhalfter und Gentle Touch hatte ich schon einmal gehört und seinen Namen auch: Peter Kreinberg. Das war aber auch schon alles. Die Verbindung zu bekannten amerikanischen Pferdeflüsterern zwang sich mir als Laien förmlich auf. Ein Seminar über Verladetraining stand auf dem Programm. Das Thema hatte ich schon oft gehört, ich war skeptisch.
Doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Kein Hokuspokus oder ein Rezept à la So geht jedes Pferd in Null-Komma-Nichts auf den Anhänger. Sondern grundlegendes Wissen über korrekten Umgang mit Pferden. Peter Kreinberg, der aus der Westernreiterei kommt, verbindet Kenntnisse verschiedener Reitkulturen zu seiner Gentle Touch-Methode, um ein gehorsames und leichtrittiges Pferd zu bekommen. Überzeugend ist: Kreinberg propagiert nicht, er hätte eine neue Reitweise erfunden. Er hat altes Wissen zusammengetragen und miteinander verknüpft.
Und dieses erklärte er beim Seminar. Theorie vor der Praxis: Kreinberg nahm sich vor seinen Demonstrationen am Pferd viel Zeit, seine Vorstellungen über die allgemeine Pferdeausbildung, die Ziele seiner Arbeit und das Thema Anhänger zu erläutern. Das Fundament muss stimmen ist eine seiner Forderungen für die Ausbildung. Denn nur auf einem soliden Fundament kann für die Zukunft aufgebaut werden. Bei Fundament kamen mir als klassischer Berufsreiter zuerst Takt, Losgelassenheit und Anlehnung in den Sinn gelernt ist gelernt. Kreinberg meint aber die grundsätzliche Verständigung zwischen Reiter und Pferd, am Boden und im Sattel. Diese Basis setzt sich zusammen aus Erziehung und Gymnastizierung.
Und das demonstrierte er am ersten Pferd des Seminars: Mango, ein sechsjähriger Welsh B-Wallach kam nervös tänzelnd in die Halle. Als dann noch der Werbebanner von der Bande rutschte, gab es für ihn kein Halten mehr, ab durch die Mitte war die Devise. Trotz dieses ungeplanten Programmpunktes blieb Kreinberg ruhig und bei seiner Strategie: Mango sollte sich trotz offensichtlicher Panik vor flatternder Bandenwerbung auf ihn konzentrieren. Und das machte den 57-jährigen Kreinberg sympathisch. Ihm war nicht wichtig, dass er das laut Besitzer verladeresistente Pferd so schnell wie möglich in den Anhänger zaubert, um Bewunderung zu ernten. Es sind sowieso nicht die Pferde, die ein Verladeproblem haben, sondern die Besitzer, sagt er. Er nahm sich so lange Zeit, bis Mango begriff, worum es ging: Respekt vor ihm zu haben, einen gewissen Abstand zu halten und auf Druck nicht mit Gegendruck zu reagieren. Als es schließlich zum Verladetraining an die Anhängerrampe ging, war ich gespannt. Ich wusste: Mango war eigentlich nicht zu überzeugen, auch nur in die Nähe der Rampezu gehen, geschweige denn darauf. Kreinberg arbeitete sich geduldig mit ihm zuerst auf die Rampe. Er machte keinen Druck, war aber konsequent, wenn Mango versuchte, rückwärts zu flüchten. Mango zögerte, blieb aber ruhig. Und Schwupps, mit einem Mal stand er im Anhänger. Kreinberg konnte ihn nun beliebig wieder aus dem Hänger herausholen, auf der Rampe stehen lassen und wieder hineinführen. Nach ein paar Minuten hatte der Zuschauer das Gefühl, Mango wollte gar nicht mehr vom Anhänger runter. Schließlich gab es drinnen auch leckere Karotten. Aber nur im Anhänger, nicht draußen. Denn ich will das Pferd ja belohnen, dass es im Anhänger drin ist, nicht dass es davor steht, erklärte Kreinberg. Klang irgendwie logisch.
Das zweite Pferd war von einem anderen Kaliber: nicht das Reingehen in den Anhänger war das Problem, sondern dass der Ponywallach Rico sofort rückwärts wieder aus dem Anhänger stürmte, sobald er drinnen stand. Kreinberg musste sich mehr als einmal mit einem Satz zur Seite in Sicherheit bringen. Aber Ruhe zeichnet diesen Menschen einfach aus. Und es war klar, dass er auch dieses Pferd dazu bringen würde, auf dem Anhänger zu bleiben.
Das weitere konsequente Training mit den Pferden liegt nun bei den Besitzern. Bleibt zu hoffen, dass die begeisterten Zuschauer heute nicht alle in den Stall gestürmt sind, um mit Seilen bewaffnet ihre Vierbeiner in den Anhänger zu bugsieren. Denn Kreinberg überzeugt keine Frage auch den leistungssportorientierten Reiter. Aber auch seine Methoden bedürfen der richtigen Schulung, Anleitung und dem theoretischen Grundwissen. Anregung war das Seminar in jedem Fall. Und es motiviert, sich mit der Gentle Touch-Methode und vor allem mit dem natürlichen Verhalten der Pferde auseinander zu setzen. Ganz in Kreinbergs Sinne Mir scheint, Pferde sind manchmal klüger als die Menschen.
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