Am 24. Juli feierte der ehemalige deutsche Springreiter Lars Nieberg seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass blicken wir zurück auf seine erfolgreiche Karriere.
1. Lars‘ Leben ist ein Ponyhof
Lars Nieberg kam am 24. Juli 1963 in der Kleinstadt Wittingen im niedersächsischen Landkreis Gifhorn zur Welt und feierte somit kürzlich seinen 60. Geburtstag. Als Sohn von Landwirten mit Ponyhof wurde ihm das Reiten in die Wiege gelegt. So kam es, dass er sich die folgenden 60 Jahre den Pferden verschrieb.
2. Der Beginn seiner Karriere
Ab 1980 machte Lars Nieberg die Pferde und den Sport dann zu seinem Beruf. Er begann seine Ausbildung zum Bereiter beim früheren Bundestrainer Springen (1986 – 2000), Herbert Meyer. Danach arbeitete er zeitweise für Paul Schockemöhle und Achaz von Buchwaldt. Es folgte eine international erfolgreiche Karriere.
1990 führte ihn sein Weg zum Gestüt Wäldershausen in Homberg, dessen Leitung er 1994 übernahm. Hier ließen Lars Nieberg und seine Familie, Ehefrau Gitta, selbst Reiterin, und die Söhne Max und Gerrit, sich fast 20 Jahre lang nieder.
3. For Pleasure
For Pleasure ist ein Name, den man kennt. Er gehört dem Fuchshengst, der für den damals 24-jährigen Marcus Ehning wie ein Geschenk des Himmels daherkam. Das Paar sammelte unzählige Erfolge, wurde Mannschafts-Olympiasieger 2000 in Sydney und blieb unzertrennlich. Bis zu seinem Tod 2011 blieb der Hengst bei Familie Ehning.
Doch bevor For Pleasure und Marcus Ehning ein Paar wurden, ging der beeindruckende Hengst unter Lars Nieberg. Nieberg war es, der den Furioso II-Grannus-Sohn in den großen Sport brachte. Und umgekehrt. Seine erste Medaille bei Deutschen Meisterschaften verdankt Lars Nieberg For Pleasure. Das war 1995 und die Medaille war aus Gold. Es folgten weitere große Erfolge, darunter Mannschaftsgold bei den Europameisterschaften 1997 in Mannheim. In der Einzelwertung wurde es der vierte Platz.
Darüber hinaus flog Lars Nieberg mit For Pleasure 1996 zu seinen ersten Olympischen Spielen. Dem Paar und ihren Teamkollegen (Ludger Beerbaum / Ratina Z, Ulrich Kirchhoff / Jus de Pommes und Franke Sloothaak / Joli Coeur) gelang der große Wurf, sie kehrten als Mannschaftsolympiasieger wieder heim nach Deutschland.
4. Einer mit Geist
Als For Pleasure ging, kam Esprit. Der ebenfalls hannoversch gezogene Eiger I-Sohn wurde das nächste Spitzenpferd für den heute 60-jährigen Nieberg. Das erste Championat waren die Weltreiterspiele in Rom 1998. Wieder wurde es Mannschaftsgold.
Zwei Jahre später folgte der zweite Olympiaauftritt für Lars Nieberg, diesmal mit Esprit. Das Reiseziel lautete Sydney in Australien. Auch For Pleasure war dabei, diesmal mit seinem neuen Reiter Marcus Ehning. Außerdem in der Mannschaft: der heutige Bundestrainer Otto Becker mit seinem Top-Pferd Cento und der frisch zurückgetretene Ludger Beerbaum mit Goldfever. Eine heute legendäre Mannschaft, die den Erfolg wiederholte und Team Deutschland erneut olympisches Gold bescherte. Im Einzelwettbewerb verpassten Lars Nieberg und Esprit das Stechen um die Medaillen um einen Abwurf und wurden Vierte.
Die letzte Medaille gab es 2001 bei den Europameisterschaften in Arnheim, Niederlande: Bronze mit dem Team.
5. 50 Nationenpreise
Ganze 50 Nationenpreise hat Lars Nieberg für das deutsche Team im Laufe seiner Karriere bestritten. Den letzten im Jahr 2018. Lars Niebergs Abschied war zugleich Gerrit Niebergs Einstand. Gemeinsam sorgten Vater und Sohn für den Sieg der deutschen Mannschaft im dänischen Uggerhalne – ein wahrhaft würdiges Ende einer großartigen (Nationenpreis-)Karriere! Fortan ritt Lars Nieberg zwar noch einige Turniere, auch international, aber eben nicht mehr die ganz große Piste. Inzwischen sitzt er zuhause noch täglich im Sattel, aber die weißen Reithosen zieht er nicht mehr an.
2019 wurde dem Nationenpreis-Rentner für seine 50 Teilnahmen das Ehrenabzeichen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Gold mit Lorbeer verliehen. Die Laudatio hielt Peter Hofmann, Vorsitzender des Springausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). Übergeben wurde die Auszeichnung von seinem ehemaligen Olympiasieg-Kumpanen und heutigen Bundestrainer Otto Becker.
6. 14 Weltcup-Finals
Nicht weniger als 14 Mal hat Lars Nieberg in seinem Leben bereits am Weltcup-Finale teilgenommen, mit vielen verschiedenen Pferden. Top fünf-Platzierungen erreichte er mit dem legendären For Pleasure (Platz zwei 1995 in Göteborg), Esprit FRH (Platz zwei 1998 in Helsinki), Fighting Alpha (Platz vier 2003 in Las Vegas) und Lucie (Platz drei 2005 in Las Vegas). Sein letzter Auftritt in einem Weltcup-Finale liegt neun Jahre zurück. 2014 wurde Nieberg mit Leonie W 26.
7. Wie der Vater, so die Söhne
Mit Ehefrau Gitta hat Lars Nieberg zwei erwachsene Söhne, Gerrit und Max. Beide treten in die Fußstapfen ihres Vaters. Einer der bisher größten Erfolge von Gerrit Nieberg ist der Sieg des Großen Preises von Aachen 2022 mit seinem westfälischen Wallach Ben. Darüber hinaus hat er sich bereits für zwei Weltcup-Finals qualifizieren können, 2022 in Leipzig und 2023 in Omaha. Der größte Unterstützer: Vater Lars.
8. Gut Berl
Seit 2013 ist die Familie Nieberg auf Gut Berl zu Hause, das dem Unternehmer ehemaligen deutschen Championatsspringreiter Hendrik Snoek gehört. Lars Nieberg hat dort die Nachfolge von Kurt Gravemeier als Leiter des Guts übernommen. Er ist zuständig für die Zucht, Aufzucht und die Ausbildung junger Pferde. Darüber hinaus ist er als Trainer aktiv, arbeitet vor allem mit seinen Söhnen Gerrit und Max.
9. Ein Trainer, der den Weg kennt
Seine Arbeit als Trainer leistet Lars Nieberg „mit Zuckerbrot und Peitsche und vor allem mit viel Erfahrung“, wie er 2019 der Hessischen / Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) sagte. Er ist selbst den Weg eines aufstrebenden jungen Reiters gegangen. Bis hin zu olympischem Gold, dem Größten, was ein Sportler erreichen kann. Wenn es einen gibt, der sich in ambitionierte Reiter mit großen Zielen hineinversetzen kann, dann ist das wohl der zweimalige Olympiasieger. Das Training mit seinen Söhnen genießt der Sendenhorster besonders. „Da gibt es keine Probleme, weil wir untereinander Klartext reden und nicht um den heißen Brei herum. Ohne Heuchelei. Auch weil sich keiner präsentieren muss. Mist bleibt Mist, Erfolg bleibt Erfolg.“
10. Ende der internationalen Karriere
2018 beendete Lars Nieberg seine Karriere im internationalen Reitsport. „Vom Kopf her habe ich die Karriere schon länger beendet“, sagte er damals. Dem Reitsport bleibt er mit seiner Tätigkeit auf Gut Berl dennoch zu 100 Prozent verbunden. Ebenfalls gegenüber der HNA sagte er außerdem: „Ich fühle mich wohl in der neuen Situation, zumal es ja keine Frage der Gesundheit war. Die Zeit zum Aufhören war reif, die Entscheidung ist gewachsen. Heute kann ich sagen, dass ich den richtigen Zeitpunkt erwischt habe.“
Vielleicht ist das das Erfolgsrezept der Familie Nieberg: Zuckerbrot und Peitsche, klare Worte und wissen, wann Schluss ist. Mit Gerrit und Max wird der Name Nieberg auf jeden Fall nicht aussterben im internationalen Springsport.
Zum 60. Geburtstag wünscht St.GEORG an dieser Stelle alles Gute nachträglich!
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