Ob das aureichend Balsam auf die geschundenen Seelen der Intendanten von ARD und ZDF ist, nachdem die öffentlich rechtlichen TV-Anstalten bei der Vergabe der Rechte für die Übertragungen der Olympischen Spiele in die Röhre gucken mussten? Aachens Orga-Chef Michael Mronz hat in einem offenen Brief versucht, die Sender wieder aufzumuntern.
Adressiert ist das Schreiben an die Intendanten Lutz Marmor (ARD) und Dr. Thomas Bellut (ZDF). Mronz dankt den beiden für deren Berichterstattung. „Denn die Olympiaübertragungen durch ARD und ZDF haben in der Vergangenheit stets nicht einfach nur den Sport abgebildet. Sie haben über Hintergründe informiert, Dinge eingeordnet und tiefe Einblicke in verschiedenste Themen gewährt. Sie haben insbesondere die deutschen Athleten begleitet und eine individuelle Berichterstattung garantiert. Auch haben Sie die Leistung der Sportler, überhaupt bei Olympischen Spielen dabei zu sein, gewürdigt. Darüber hinaus konnten sich durch Ihre Berichterstattung viele Sportarten, die außerhalb der Spiele ohne TV‐Präsenz sind, einem breiten Publikum präsentieren.“
Genau diese kleinen Filmchen – Athlet beim Frühstück, Athlet zuhause, Athlet am Flughafen, Athletenfamilie/-freunde in der Heimat – so die Befürchtung vieler, die sich mit Sportmedien auseinandersetzen, dürften bei dem Sendeverbund Discovery, zu dem Eurosport gehört und der den Zuschlag für die Übertragung zukünftiger Olympischer Spiele Anfang dieser Woche erhalten hatte, zu kurz kommen. Aber auch des leidigen Themas Doping haben sich gerade in der ARD immer wieder Journalisten angenommen. Wobei die ARD nun doch wieder die Tour de France überträgt, die nach den massiven Dopingvergehen im Radsport vorübergehend aus dem Programm verschwunden war.
Mronz schreibt, er habe „große Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidung“ des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und stellt sich die Frage, „ob diese Qualität und Vielfalt der Berichterstattung von Olympischen Spielen nach der Entscheidung des IOC auch zukünftig noch gegeben sein wird“.
ARD und ZDF attestiert der Geschäftsführer einer Sportmarketing Agentur, die nicht nur das CHIO, sondern auch beispielsweise den medialen Auftritt des Hengstes Totilas verantwortet, deren Mitarbeiter hätten sich „mit großem Engagement (…) bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen eingebracht, um die Sportarten in all ihren Facetten bestmöglich zu transportieren“. Schließlich sei auch das CHIO Aachen mit Hilfe der öffentlich-rechtlichen Sendern zu der Großveranstaltung von „internationalen Renommee“geworden.
Was Mronz allerdings nicht schreibt, ist dass das CHIO Aachen mittlerweile zu den ganz wenigen Reitsportveranstaltungen in Deutschland zählt, die ARD und ZDF noch übertragen, die ARD bevorzugt im WDR, der stets eine umfassende Aachen-Berichterstattung liefert. Eurosport hingegen ist für viele Reitsportinteressierte zu einer wichtigen Informationsquelle für TV-Übertragungen geworden, neben den immer stärker an Bedeutung gewinnenden Live-Stream-Angeboten im Internet, allen voran dem Portal ClipMyHorse.
Den Brief im Wortlaut finden Sie hier.
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