Abschied von Danedream – vom Nachzügler zur Wunderstute

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Danedream – und dann lange nichts. So gewann diese Legende einige der größten Rennen der Welt. (© galoppfoto.de/Sorge)

Als Fohlen unscheinbar und kleiner und zarter als ihre Spielkameraden, auf der Rennbahn ein Tornado, der alle anderen blass aussehen ließ – so war die Vollblutstute Danedream, die die wichtigsten Preise gewonnen hat, die ein Pferd im Galoppsport gewinnen kann. Nun lebt sie nicht mehr.

Am 7. Mai 2008 wurde auf dem Gestüt Brümmerhof das letzte Fohlen des Jahres geboren, ein kleines Stütchen, abstammend vom legendären Lomitas aus der Danedrop v. Danehill. Vollblutfotograf (im doppelten Wortsinn) Frank Sorge war dabei als die kleine Braune das Licht der Welt erblickte – nicht ahnend, dass da gerade ein Pferdebaby noch nass im Stroh liegt, das eines Tages Unsterblichkeit erlangen würde.

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Danedream als Fohlen auf dem Gestüt Brümmerhof.

Die Geschichte von Danedream ist ein wenig so, wie die eines Seabiscuit. Wie die Züchter vom Gestüt Brümmerhof selbst sagen: „Ein pfiffiges kleines Mai-Fohlen, immer gesund und gut drauf, aber halt kleiner und nicht so beeindruckend wie die anderen.“ Oder anders gesagt: „Die, die man gerne mal übersehen hat“.

Das Gestüt Brümmerhof verkauft viele seiner Pferde über Auktionen, auch Danedream. Sie gehörte 2010 zur Kollektion der Frühjahrskollektion in Iffezheim. Auch hier erregte sich nicht allzu viel Aufsehen. Am Ende kostete sie 9000 Euro und wechselte in die Hände von Heiko und Helmut Volz.

Auch als Danedream zu Peter Schiergen ins Training kam, war sie erst einmal kein herausragendes Pferd. „Wir bekommen jedes Jahr zwischen 40 und 60 junge Pferde, da war sie dann auch bei. Eigentlich hat sie einen sehr unscheinbaren Eindruck gemacht“, so Erfolgsreiter Andrasch Starke über seine erste Begegnung mit dem Pferd, dem er einige seine größten Erfolge zu verdanken hat. „Letztendlich hätte keiner gedacht, was aus ihr mal wird. Ich auch nicht, muss ich zugeben“, so Starke.

Das Märchen vom Aschenputtel

Vielleicht hat es Danedream angespornt, permanent unterschätzt zu werden. Denn das Bild änderte sich, als sie dann auf die Rennbahn kam. Dreijährig gewann die Stute ihr erstes Grupperennen in Mailand mit sechseinhalb Längen Vorsprung. Das war im Mai. Im Juli gewann sie den Großen Preis von Berlin in Hoppegarten und im September den Großen Preis von Baden auf der Galopprennbahn Iffezheim.

Am 2. Oktober wurde auf der Rennbahn Paris Longchamp der Prix de l’arc de Triomphe ausgetragen, das wichtigste europäische Rennen, das in einer Reihe steht mit z. B. Melbourne Cup und Kentucky Derby. Aber anders als zum Beispiel im Derby treten in Longchamps Pferde mehrerer Altersklassen gegeneinander an, aber mindestens dreijährig müssen sie sein. Danedream war also die jüngste, zumal erst im Mai geboren. Das hielt sie aber nicht davon ab, alle Klassepferde des Feldes um fünf Längen hinter sich zu lassen und dabei auch noch einen neuen Bahnrekord aufzustellen.

Die Saison 2023 begann durchwachsen. Aber Danedream strafte eventuelle Zweifler Lügen, als sie als erstes deutsches Pferd in Ascot die King George And Queen Elizabeth Stakes gewann. Sie war damit die erste Stute, die sowohl in Longchamp als auch in Ascot siegen konnte. Bis Danedream kam, war die beste Platzierung eines deutschen Pferdes bei den King George And Queen Elizabeth Stakes Rang fünf im Jahre 1959 gewesen, damals durch Orsini.

Danedream siegte auch in Baden-Baden und war erneut für den Prix de l’Arc de Triomphe gemeldet. Doch sie konnte nicht antreten. Weil in der benachbarten Tierklinik ein Pferd mit Infektiöser Anämie entdeckt worden war, wurden alle Ställe im Umkreis unter Quarantäne gestellt. Es war das Ende von Danedreams Karriere im Rennsport. Sie ging in die Zucht. In ihrer aktiven Zeit hat sie 3,6 Millionen Euro gewonnen, ein Rekord für ein deutsches Pferd.

Danedream hatte mehrere Fohlen, aber keines konnte an die großartigen Leistungen seiner Mutter anknüpfen. Sie stand zuletzt in Japan bei ihrem Besitzer Teruya Yoshida.

Abschied

Am 31. August ist Danedream gestorben, meldet galopponline.de. Hufrehe soll die Ursache gewesen sein.

Auf der Facebook-Seite des Gestüts Brümmerhof heißt es: „Du hast uns sprachlos gemacht mit Deinem Siegeswillen, mit Deiner Leichtigkeit zu siegen, mit Deinem Löwenherz, versteckt in dieser kleinen Stute.“

Und auf dem Brümmerhof ist man auch sicher: „Deine Töchter werden es wieder zeigen, was für ein Weltpferd Du gewesen bist, vor der wir uns heute verneigen und danken, dass wir Dich erleben durften.“

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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