Kurz bevor er sich den Titel des Deutschen Berufsreiterchampions holte hatte Hendrik Lochthowe angekündigt, er werde das Gestüt Riedmühle in Butzbach verlassen. Dort hat man nun eine Nachfolgerin gefunden.
Andrea Timpe wird ab 1. Januar 2024 Nachfolgerin von Hendrik Lochthowe als Bereiterin auf Gestüt Riedmühle in Butzbach vor den Toren Frankfurts. Die 38-Jährige ist mit Lochthowe befreundet. Als sie im Sommer gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könnte nach Hessen zu ziehen, kam die Chance zum richtigen Zeitpunkt. Im vergangenen Jahr war ihr Vater Wulf Timpe gestorben und Andrea sagt, sie habe gemerkt, dass sie den Betrieb auf der eigenen Anlage in Velbert/Hattingen ohne den unermüdlichen Einsatz ihres Vaters kaum stemmen kann. Und sie weiß: „Aus sportlicher Sicht ist das eine Möglichkeit, die man wahrnehmen muss!“
Timpe wird nur zwei ihrer Pferde mitnehmen, den Grand Prix-erfolgreichen Don Carismo und Nachwuchshoffnung High Fashion sowie eventuell ein oder zwei Berittpferde. Alle anderen Pferde sind verkauft bzw. haben einen Rentnerplatz gefunden. Auf Gestüt Riedmühle wartet unter anderem Hendrik Lochthowes Erfolgspferd Bricco Barone auf die Pferdewirtin und Siegerin im Deutschen Dressur-Derby 2023.
Ihre Heimat zu verlassen fällt Timpe nicht leicht. „Ich fühle mich nun mit 38 wie andere mit 18“, scherzt sie. Aber ein bisschen ernst ist auch dabei. Denn das Reitsportzentrum Velbert war ihre Heimat seit sie denken kann. Schon ihre Mutter ist hier geritten, ihre älteren Geschwister Carola und Michael ebenfalls. Einzig Vater Wulf war kein Reiter. Aber dennoch ein Pferdemann. Und der größte Unterstützer seiner Tochter.
Als die Reitanlage in den 1990er-Jahren in Schwierigkeiten geriet, schloss Timpe sich mit anderen Freunden des Vereins zusammen und gründete eine Gesellschaft, die das Gelände der Anlage erwarb. Es wurde umgebaut und erweitert, ein Reitsportzentrum entstand, das zweimal jährlich Turniere bis Klasse S ausrichtete. Im Laufe der Jahre schrumpfte die Gesellschaft, so dass die Timpes schließlich alleinige Besitzer des Betriebs waren. Ein Teil ist allerdings nur gepachtet. Dieser Vertrag laufe ohnehin aus, sagt Andrea Timpe. Was mit dem Betrieb wird, stehe noch nicht fest. „Erstmal bleibt dort alles, wie es ist.“
Sie sagt, sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich hatte hier so tolle Kunden! Die werden mir fehlen. Aber sie hatten alle Verständnis für meine Entscheidung.“ Auf das Gestüt Riedmühle freut sie sich sehr. „Hendrik (Lochthowe) meinte: ,Andrea, Du kommst ins Paradies!‘ Und in der Tat ist die Anlage ja ein Traum, vor allem für die Pferde.“
Über Andrea Timpe
2004 wurde der damals 19-jährigen Andrea Timpe das Goldene Reitabzeichen von Isabell Werth überreicht. Schon während ihrer Lehrzeit bei Inge Wolters (Abschluss mit Stensbeck Auszeichnung) verbuchte sie erste Grand Prix-Erfolge, die unter der Ägide von Holger Lammers. Weitere Ausbilder, von denen sie gelernt hat, waren zum Beispiel Hans-Heinrich Meyer zu Strohen, Holger Schmezer, Jonny Hilberath, Jürgen Koschel und Klaus Balkenhol. Vor allem von der Zusammenarbeit mit Dolf-Dietram Keller habe sie profitiert, sagte Timpe einst im Gespräch mit St.GEORG.
Ihre Erfolgsliste ist lang. Als Juniorin und Junge Reiterin war sie bei Deutschen und Europameisterschaften am Start. Später im Seniorenlager holte sie unter anderem Silber beim Deutschen Berufsreiterchampionat 2014 und siegte zwei Jahre später im Westdeutschen Berufsreiterchampionat.
Wie gut sie sich auf Pferde einstellen kann, demonstrierte sie dieses Jahr auch beim Deutschen Dressur-Derby in Hamburg, wo sie mit dem blauen Band vom Platz galoppierte. Mit feiner Hand und viel Ruhe vermochte sie ihre beiden Fremdpferde zum Teil besser vorzustellen, als die eigenen Reiter und holte so nicht nur den Sieg, sondern wurde auch mit dem Anrecht-Investment Harmonie & Fairness Preis ausgezeichnet.
Insgesamt hat Timpe mehr als 200 S-Siege auf dem Konto, fast die Hälfte davon im S***-Bereich.
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