Andreas Helgstrand muss im Juni die bei den dänischen Meisterschaften im Sattel von Jovian errungene Bronzemedaille wieder zurückgeben. Der Hengst war wegen einer leichten Kolik tierärztlich versorgt worden. Die Behandlung wurde aber nicht regelkonform gemeldet.
Es waren nur leichte Koliksymptome, aber die haben nun schwerwiegende Folgen für Andreas Helgstrand, dem unerlaubte Medikation zur Last gelegt wird. Der Hengst Jovian hatte bei den dänischen Meisterschaften am 3. Juni 2023 Anzeichen einer möglichen Kolik gezeigt. Daraufhin hatte der Pfleger von Jovian den Tierarzt Jonas Rasmussen gerufen. Rasmussen behandelte den Hengst mit dem auf homöopathischen Wirkstoffen basierenden Präparat Traumeel. Zusätzlich verabreichte er das Medikament Duphalyte, das bei Dehydrierung oder Hypoproteinanämie (verminderte Konzentration des Gesamteiweiß im Blutplasma) zum Einsatz kommen kann. Beide Wirkstoffe stünden nicht auf der Dopingliste des Weltreiterverbandes (FEI), sagte der Tierarzt gegenüber dem dänischen Pferdeportal Ridehesten.
Sein falsches Vorgehen hat nun letztendlich zur Aberkennung der Bronzemedaille geführt hat, die Andreas Helgstrand am ersten Juniwochenende bei den dänischen Meisterschaften erritten hatte. Als Reiter ist Helgstrand die verantwortliche Person in einem Berufungsverfahren vor der zuständigen Sportgerichtsbarkeit des dänischen Pferdesportverbandes, Dansk Ride Forbund. Helgstrand wurde nun wegen unerlaubter Medikation schuldig gesprochen und zu einer Geldstrafe verurteilt.
Medikation von Helgstrands Jovian war unerlaubt
Der Verweis des Tierarztes auf die FEI-Dopingbestimmungen stieß bei den Verantwortlichen des dänischen Pferdesportverbandes auf taube Ohren. Unter anderem, weil auf den dänischen Meisterschaften nicht das FEI-Reglement, sondern das Regelwerk des Dansk Ride Forbund (DRF) gelte.
Die dänischen Offiziellen sehen einen Verstoß gegen Punkt 23 des dänischen Regelwerks. Unter anderem hatte der Tierarzt Jovian, der mit Andreas Helgstrand auch Teil des Teams war, das bei den Europameisterschaften Bronze gewann, in seiner Box behandelt, ohne vorher die für veterinärmedizinische Aspekte Zuständige, Mette Uldahl, davon zu informieren. Erst abends um 22.04 Uhr schrieb er ihr eine E-Mail, in dem er den Sachverhalt meldete. Telefonischen oder anderweitigen Kontakt soll Jonas Rasmussen aber nicht aufgenommen haben. Der Umstand, dass zwei Technische Delegierte (TD) den Tierarzt in der Box von Jovian gesehen hatten, sei kein Ersatz für eine Besprechung mit Mette Uldahl, so der DRF. Die zuständigen Personen hätten vor der Verabreichung von Medikamenten herangezogen werden müssen.
Nach der unerlaubten Medikation hatte sich Jovians Zustand verbessert und Andreas Helgstrand hatte ihn am Folgetag an den Start gebracht. Der Reiter selbst hatte erst am Dienstag nach den dänischen Meisterschaften von dem Vorfall erfahren. Zu diesem Zeitpunkt war ein Verfahren gegen ihn eingeleitet worden.
Unerlaubte Medikation laut dänischem Recht: Traumeel und Duphalyte
Die zuständigen Stellen sehen das dänische Regelwerk in mehreren Punkten verletzte. Andreas Helgstrand wird nicht nur die unerlaubte Medikation vorgeworfen. Die einzelnen Punkte, die zu seiner Verurteilung führten lauten unter anderem:
- Verabreichung von Medikamenten an ein Pferd auf einem Turniergelände ohne die erforderliche Beurteilung und Genehmigung durch den tierärztlichen Berater des DRF
- Verabreichung von Medikamenten, die für die angegebene Indikation (leichte Koliken) nicht zugelassen sind, da die Medikamente für diese Anwendung nicht zugelassen sind. Es handelt sich um einen Off-Label-Use (Umwidmung) unter der direkten persönlichen Verantwortung des Tierarztes.
- Eines der Arzneimittel (Traumeel) ist in erster Linie für die Behandlung von Schmerzen und Entzündungen des Bewegungsapparates bestimmt.
- Die Flüssigkeiten (Medikamente usw.) wurden über eine Sonde verabreicht, die das Pferd nicht freiwillig zu sich nimmt.
- Pferde dürfen nicht unter dem Einfluss von schmerzlindernden, leistungssteigernden, stimulierenden oder beruhigenden Substanzen an Reitwettbewerben teilnehmen, und es darf ihnen nur Flüssigkeit in einer Form verabreicht werden, die sie freiwillig zu sich nehmen. Wenn Pferde an einem Turnierort in Dänemark medikamentös behandelt werden müssen, muss vor der Behandlung die Genehmigung des DRF-Tierarztes eingeholt werden, es sei denn, es besteht eine ernste oder lebensbedrohliche Situation für das Pferd.
Tierarzt nimmt Schuld auf sich
Gegenüber Ridehesten signalisierte Tierarzt Rasmussen, dass er die Schuld voll auf sich nehme: „Als Alleinverantwortlicher für den Vorfall verstehe ich das Urteil überhaupt nicht, und es tut mir im Namen von Andreas sehr leid. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich in dieser Situation das Richtige für das Pferd getan habe.“
Helgstrand wurde im Nachhinein disqualifiziert. Er muss die Bronzemedaille zurückgeben und eine Strafe von 5.000 Dänischen Kronen (ca. 670 Euro) zahlen.
Zuerst hatten Ridehesten und Eurodressage berichtet.
Merkwürdig; bei Helgstrand arbeiten nun wirklich Profis und da soll der Tierarzt nicht gewußt haben, dass es bei den Dänischen Meisterschaften nicht nach FEI sondern lokalem Reglement geht und, dass er die Behandlung des Pferdes seines Chefs vorher bei der zuständigen Kollegin anmelden muß, und die technischen Delegierten haben ihm das auch nicht gesagt, und seinem Chef der das Pferd reitet erzählt er auch nichts davon? Klar, Fehler kommen vor, und jeder kann mal einen schlechten Tag haben, aber eigentlich hätte ich bei Helgstrand mehr Professionalität erwartet. Nun ja, und eine typische Kolikbehandlung für eins der besten und teuersten Pferde der Welt war das ja wohl auch nicht.
— ehm, und die Bestrafung ist ja wohl eher sowas wie, „Na, Junge jetzt gibst du allen ein Bier aus wir vergessen das Ganze“
Sprachloses Ensetzen …
Eine viel zu milde Strafe!
Wann wird diesem „Menschen“ endlich das Handwerk gelegt???
Bronzemedaille aberkannt? Wunderbare Neuigkeiten!
Es gibt also doch noch einen Funken Gerechtigkeit in dieser Welt!
Es war ja auch nur ein schlechter Witz, das Herr Helgstrand überhaupt mit im Dänischen Team war.
Sorry, aber ich habe nach wie vor keinerlei Verständnis dafür, dass man 9-jährige Pferde in den höchsten Championaten wie DM, EM, WM, etc. einsetzt, und zwar egal wie talentiert sie sein mögen!
Sie gehören in den Burgpokal, später in den Louisdor – und brauchen Zeit zum Reifen, damit sie ein langes, gesundes Pferdeleben genießen können, und nicht verschlissen und ausgebeutet werden.
Das haben sie einfach nicht verdient!
Wie man dann auch noch auf die perverse Idee kommen kann, ein Pferd „mit nur leichter Kolik“ an den Start zu bringen, und seine Schmerzen zu ignorieren und zu bagatellisieren, ist an Boshaftigkeit, Narzissmus und Egozentrik kaum noch zu überbieten! Ein Blick in Jovians Gesicht und ein bisschen Empathie reicht, um zu sehen, wie unwohl er sich fühlt.
Ich war selbst in Riesenbeck und habe mich über viele schöne, harmonische Ritte gefreut, auch über die m. E. deutlich unterbewerteten, wie z.B. die von Therese Nilshagen und Pauline Basquin. Auch ohne das Wissen um die verbotene Medikation, konnte ich den Ritt des Herrn Helgstrand kaum mit ansehen, und die der Herren Kittel und Rath (im GP und GPS) waren auch nicht gerade „prickelnd“. Ich konnte bei sowas auch nicht begeistert aufspringen und mit klatschen. Ging nicht! Habe mich auch sehr darüber gewundert, dass die lauten Begeisterungstürme schon Minuten vor dem Ende Kür losbrachen. und kaum ein Pferd gescheut hat.
Das Leistungsvermögen der Reiter steht einfach in keinem Verhältnis zur hohen Veranlagung der Pferde unter ihrem Sattel. Es ist ärgerlich und traurig immer wieder mitzuerleben, dass sich oft die besten Reiter und Horsemen mit mittelmäßigen Pferden abmühen, während einige Spitzenpferde unter den falschen Reitern verkümmern. Inzwischen habe ich eine Art „Reifeprozess“ durchlaufen:
Es ist mir mittlerweile völlig egal, welcher Nationalität ein Reiter oder welchem Zuchtverband ein Pferd entstammt, Hauptsache es macht Freude beiden zuzuschauen.
kann ich total unterschreiben ! Gut kommentiert
Danke für Ihren Beitrag, Sie haben mir und vielen anderen, u.a. auch Richtern, aus der Seele gesprochen!