Cesar Parra, der kolumbianische Olympiareiter, der jüngst Schlagzeilen wegen Bildern schlimmster Tierquälerei beim „Training“ gemacht hatte und gegen den von Seiten des FBIs wegen Menschenhandels ermittelt werden soll, sieht sich nun mit einer Klage wegen Betrugs beim Pferdehandel konfrontiert.
Die Klägerin ist die US-Amerikanerin Brooke Centrella, die sowohl Cesar Parra selbst als auch dessen Unternehmen „Piaffe Performance Inc.“ verklagt. Das wurde uns von ihrem Anwalt, Steven Tarshis aus New Jersey, bestätigt. Im Mittelpunkt steht die inzwischen 15-jährige westfälische Stute Belle Ami v. Belissimo M, die in Menden bei Marike Kesper-Vekens zur Welt kam und 2014 von Cesar Parra in Deutschland entdeckt wurde.
Brooke Centrella war zu diesem Zeitpunkt bereits seit langem Schülerin von Parra. 2000 hatten sie sich kennengelernt. Centrella war Einstellerin in Parras Stall in New Jersey und wurde von ihm „fast täglich“ unterrichtet, wie es in der Klagschrift heißt, die St.GEORG vorliegt. Weiter wird beschrieben, dass Centrellas Vater Parra z. B. unterstützt hatte, als dieser Probleme mit seiner Green Card, also der Aufenthaltsgenehmigung in den USA, hatte. Man nahm an Hochzeiten und Geburtstagsfeiern teil. Kurz: Es bestand ein gutes Verhältnis.
Belle Ami
Weiter steht zu lesen, dass Cesar Parra Belle Ami 2014 in Deutschland entdeckt hat. Er habe seiner Schülerin gesagt, mit diesem Pferd hätte sie Chancen, bei den Pan-Amerikanischen Spielen an den Start zu gehen. Der Kaufpreis lag laut Klagschrift bei 258.150 Dollar für die damals laut Klagschrift sechsjährige Stute, die allerdings 2009 geboren ist, also erst fünfjährig war. Nach weiterer Ausbildung solle die Stute Parras Schätzung nach 650.000 Dollar wert sein. Auch das habe er der Klägerin mitgeteilt.
Die habe jedoch gesagt, sie selbst habe das Geld nicht, um Belle Ami zu kaufen. Ihr Vater sei aber bereit, ihr 129.150 Dollar der Gesamtsumme zu leihen, um die Stute kaufen zu können. Man habe sich darauf geeinigt, dass Cesar Parra die andere Hälfte des Kaufpreises investieren und 50 Prozent Besitzanteile an der Stute erhalten würde. Centrella und ihrer Familie wurde ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Am 14. Dezember 2014 wurde ein entsprechender Vertrag aufgesetzt, von dem eine Kopie der Klagschrift beigefügt ist.
Vier Jahre später hatte Centrella die erste internationale Prix St. George-Platzierung mit der Stute und erklärte. Im gleichen Jahr habe sie erklärt, sie wolle nun die anderen 50 Prozent übernehmen. Mit Parra sei vereinbart worden, dass sie die 125.000 Dollar in Tranchen von fünfmal 25.000 Dollar zahlen würde. Das Geld dafür wollte ihre Mutter ihr leihen.
Als die letzte Rate fällig wurde, hätten die Käufer sowohl eine Rechnung über den Kauf der Stute zu diesem Zeitpunkt als auch die Rechnung mit dem Verkäufer von damals verlangt, als Belle Ami aus Deutschland in die USA wechselte. Außerdem sollte Parra die Besitzurkunde von Belle Ami herausgeben. Laut Klagschrift habe die Klägerin jedoch weder die Rechnungen noch die Besitzurkunde der Stute erhalten. Immer wieder habe sie danach gefragt. Damit sei das Pferd für sie faktisch wertlos geworden, weil sie es ohne Beweise, dass es ihr gehört, nicht verkaufen konnte.
Mehr noch, Parra habe sich öffentlich weiterhin als Mitbesitzer von Belle Ami ausgegeben. Tatsächlich hat die Stute beim Weltverband FEI bis heute zwei Besitzer, Parra und Centrella. Parra hat die Stute auch weiterhin auf Turnieren vorgestellt.
Trotz Verbots geritten und disqualifiziert
2021 wurde Cesar Parra mit Belle Ami „Small Tour Champion“ bei der Devon Horse Show. Dabei habe Centrella ihm laut der Schilderung der Ereignisse explizit verboten, in Devon zu reiten. Das habe zum Teil auch daran gelegen, dass die Stute eine Verletzung hatte, die sie sich durch Parras Schuld bei dem Turnier davor zugezogen hatte. Wie etwas später aus der Anklageschrift hervorgeht, handelte es sich dabei um eine Verletzung im Maul. Aufgrund derer habe Parra die Stute nämlich mit einer verbotenen Substanz behandelt, was aber in Devon aufflog und weswegen er qualifiziert wurde.
Bei der verbotenen Substanz, die man in Devon in Belle Amis Körper fand, habe es sich um das Lokalanästhetikum Benzocain gehandelt. Benzocain ist in frei verkäuflichen Präparaten zur Behandlung von Beschwerden im Mund- und Rachenbereich enthalten.
Diese Maßnahme der FEI sei aber nie öffentlich gemacht worden (und ist tatsächlich im Verzeichnis der früheren Fälle nicht zu finden. Wohl aber in der Datenbank der Vermerk „DSQ“ wie „disqualified“ hinter den letzten drei Turnierergebnissen der Stute in der FEI-Datenbank). Auch habe die FEI nichts getan, um die Sanktionen gegen Parra durchzusetzen (Rückgabe der Schleifen, Preisgelder und Zahlung von insgesamt 2500 Schweizer Franken). Dadurch habe Parra die Disqualifikation geheimhalten können und habe mit seinen Erfolgen in Devon mit Belle Ami für sich als Ausbilder Werbung gemacht.
Rund zwei Jahre nach dem Turnier in Devon wurde die Disqualifikation Parras durch die Medien publik. Die ganze Sache habe sich negativ auf den Wert des Pferdes ausgewirkt. Potenzielle Käufer würden nicht nach dem Warum eines „DSQ“-Eintrags fragen, dadurch sei der Ruf des Pferdes beschädigt worden.
Durch das gesamte Verhalten des Beschuldigten und die daraus entstandenen Umstände habe die Klägerin Schaden erlitten, für den sie nun Schadensersatz fordert. In welcher Höhe geht aus der Klagschrift nicht hervor.
Klage und Gegenklage
Die oben erwähnte ist nicht die einzige rechtliche Auseinandersetzung, die derzeit zwischen Cesar Parra und Brooke Centrella läuft. Wie Centrellas Rechtsanwalt Steven Tarshis berichtet, liegt dem New Jersey Superior Court eine Klage von Parra gegen Centrella wegen nicht bezahlter Unterbringungs- und Ausbildungskosten des Pferdes vor. Centrella hat Gegenklage eingereicht. Sie sei der Ansicht, Parra habe sie 2014 im Zusammenhang mit dem Ankauf des Pferdes in Deutschland beim Preis betrogen, so Tarshis. Das begründet sie mit der Weigerung Parras, einen Nachweis über den tatsächlichen Kaufpreis von damals zu erbringen.
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