Gestern hatten wir berichtet, dass die dänische Polizei in einer groß angelegten Auktion das Gebäude und Gelände des Gestüts Viegaard durchsucht. Nun berichtet die Polizei, Massengräber mit rund 50 toten Pferden gefunden zu haben.
Das Gestüt Viegaard liegt gehört zu Skals bei Viborg, ziemlich genau auf der Hälfte der Strecke zwischen Herning und Aalborg. Dort waren gestern Polizei, Vertreter der zuständigen Behörden (unter anderem Veterinäramt) sowie der Gemeinde für eine unangekündigte Kontrolle angerückt. Gebäude und Grundstücksflächen wurden durchsucht und zum Teil umgegraben. Dabei wurden rund 50 tote Pferde gefunden, berichtet die Polizei in einer Pressemitteilung.
Ein Sprecher der Polizei in Mittel- und Westjütland sagte, sie hätten durch Berichte und Anfragen von Bürgern gewusst, wo sie suchen müssen. Zu dem Fund der vergrabenen Kadaver sagt Hans Jørn Laursen, Leiter der Abteilung Technik und Umwelt in der Gemeinde Viborg: „Für die Vergrabung wurde weder ein Antrag noch eine Genehmigung beantragt oder erteilt. Das ist illegal und ein Verstoß gegen das dänische Umweltschutzgesetz.“
Die Grabungen seien abgebrochen worden. Aber man arbeite weiter an dem Fall.
Der Leiter der Abteilung Veterinärdienst der dänischen Veterinär- und Lebensmittelbehörde, Flemming Kure Marker, erklärte, dass „einige“ der exhumierten Pferde nun obduziert werden. Pathologen sollen versuchen festzustellen, ob die Tiere verhungert seien.
390 Pferde untersucht
Neben den Grabungen wurden auch rund 390 Pferde untersucht, die aktuell auf dem Gestüt leben. Die Kontrolle werde zu „einer größeren Anzahl von Anordnungen wegen unverantwortlicher Behandlung der Pferde“ führen. Es seien allerdings keine Pferde gefunden worden, deren Zustand als „grob unverantwortlich oder als Misshandlung“ eingestuft werden konnte. In Zusammenarbeit mit der Polizei hat das dänische Veterinär- und Lebensmittelamt etwa 390 lebende Pferde auf dem Gestüt untersucht.
Der Eigentümer des Gestüts hatte laut Polizei sein Einverständnis zur Untersuchung gegeben und auch dazu, dass die Öffentlichkeit entsprechend informiert wird.
Die Untersuchungen seien damit noch nicht abgeschlossen, heißt es weiter in dem Polizeibericht. Aber man appelliert sowohl an die Gestütsmitarbeiter als auch an die Bürger, „sich an die Regeln zu halten und eskalierende Konflikze zu vermeiden“.
Hintergründe
Bei dem Besitzer des Gestüts handelt es sich um John Bryalsen, einen Züchter, der auch schon Pferde für den internationalen Sport geliefert hat (u. a. das US-Dressurpferd Calecto V von Tina Conyot). Er ist den Behörden kein Unbekannter.
Von 2011 bis 2013 gab es zunächst Berichte über Misshandlungen auf dem Gestüt von John Byrialsen in Posadowo, Polen. Ein Mitarbeiter des Gestüts hatte ein Video über die Zustände der Pferde im Internet veröffentlicht. Daraufhin schaltete sich die polnische Tierschutzorganisation „Pogotowie dla Zwierzat“ ein und beschlagnahmte 64 Pferde.
Schon damals gab es auch Untersuchungen auf dem Gestüt Viegaard in Dänemark. Aber damals wie heute und mehrfach dazwischen wurden zwar Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt, aber die seien auch damals nie so schwerwiegend gewesen, dass man ein Tierhalteverbot hätte aussprechen können. 2018 wurde ein Verfahren eingestellt. 2020 gab es erneut eine Anzeige.
Vorwurf der Untätigkeit
Seit Wochen gibt es regelmäßig Proteste und Demonstrationen vor dem Gestüt mit Tierschützern, -freunden und Bürgern. Es ging dabei zum einen um Haltung und Behandlung der Pferde in dem Gestüt und zum anderen um das passive Verhalten der Behörden in der Angelegenheit.
Über Social Media waren Fotos veröffentlicht worden, die auf dem Gestüt Viegaard entstanden sein sollen, und auf denen stark abgemagerte Pferde, solche mit entzündeten Wunden, Knochenauftreibungen, stark vernachlässigten Hufen usw. zu sehen waren.
Die Facebook-Gruppe „Stop Vanrøgt Af Dyr Bag Hegn“ (wörtlich: Stoppt die Vernachlässigung von Tieren hinter Zäunen) ist stark in dem Fall involviert. Nach der gestrigen Aktion ist man hier frustriert, dass die Pferde dem Eigentümer nicht entzogen worden sind.
Dänische Medien berichten von der Pressekonferenz im Zusammenhang mit der gestrigen Aktion. Dort sei gefragt worden, wieso es so lange gedauert hat, bis man reagiert hat. Die Polizei habe bereits am 29. Juni von Bildern erfahren, die auf kritische Zustände in dem Gestüt hindeuteten. Dazu der Polizeisprecher: „Es ist ein bisschen schwierig, die Pferde zu befragen.“
Er sagte allerdings auch, dass der Aktion eine lange Planungsphase zugrunde gelegen habe. Man habe Angst gehabt, Beweise zu verlieren, wenn man offen über die Tätigkeiten im Hintergrund gesprochen hätte. Die Polizei hätte über 100 Beschwerden erhalten, die „alle ausgewertet“ worden seien.
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