„Danke Weihegold“ stand in goldenen Lettern auf der dunkelblauen Decke, die die 17-jährige Oldenburger Stute, die den Dressursport in den letzten Jahren maßgeblich mitgeprägt hat, bei ihrer Abschiedsvorstellung aus dem Sport trug.
In die Messehalle Leipzig waren neben achttausend Zuschauern auch alle die Menschen gekommen, denen Weihegold in den letzten Jahren soviel gegeben hat: Außer ihrer Reiterin Isabell Werth, die eine Stunde zuvor noch einmal mit einer hochklassigen Weltcup-Kür Dritte geworden war, waren es ihre Pflegerin Steffi Wiegard, ihre Besitzerin Christine Arns-Krogmann, Madeleine Winter-Schulze, die dafür gesorgt hatte, dass Weihegold für Deutschland gehalten werden konnte, die Bundestrainer Monica Theodorescu und Jonny Hilberath, sowie Dressurausschussvorsitzender Klaus Roeser. Eine letzte Ehrenrunde in der Passage, unterbrochen von vielen Piaffen, unter Standing Ovations des Publikums, zu den Rhythmen des Ohrwurms „A Question of Honour“ – so wurde Weihegold in den sportlichen Ruhestand entlassen, gesund und munter. Und Ehre gebührt der Rappstute v. Don Schufro-Sandro Hit, gezogen von der Familie Bastian, wahrhaftig, einem Pferd, das alles richtig gemacht hat, das alles Pferdemögliche getan hat, um „seine“ Menschen zu erfreuen, als junge Staatsprämienstute, als Mutter von inzwischen zwölf Fohlen, darunter zwei gekörte Hengste und vor allem als Dressurpferd, das in den Piaffen und Passagen brillierte wie nur wenige.
Weihegold und Werth – das war eine Bank, für den eigenen Erfolg und des Teams, für die Trainer und die deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Der Weltverband FEI verzeichnet 76 Starts des Paares seit 2014, 56 mal standen Werth und Weihegold auf Platz eins, zwölf mal waren sie Zweite. Sie gewann Olympisches Gold und Silber, EM-Gold und WM-Gold und dreimal in Folge den Weltcup. Gewinnsumme knapp 900.000 Euro.
Vollblutsportlerin und berufstätige Pferdemutter
Die Ohren gespitzt, konzentriert, ohne vor einer Kamera oder einer bunten Fahne zur scheuen, tanzte Weihegold zu den schwierigen Programmen, die sich ihre Reiterin ausgedacht hatte. „Sie ist extrem ehrlich und fokussiert, eben eine Vollblutsportlerin“, sagt Isabell Werth. Dabei war sie am Anfang eher so etwas wie eine Notlösung. Anderthalb Jahre vor den Olympischen Spielen 2016 waren Werths Top-Pferde Bella Rose und Don Johnson gesundheitlich angeschlagen, der Rio-Start der Vielfach-Olympionikin gefährdet. In ihrem Stall in Rheinberg stand die neunjährige Weihegold, sie sollte eigentlich von Werths Bereiterin Bea Buchwaldt auf Turnieren vorgestellt werden. Doch dann wurde zügig umdisponiert und mit der Besitzerin Christine Arns-Kroogmann ein Leasingvertrag für die nächsten Jahre ausgehandelt, womit man auch hohen Kaufangeboten zuvor kam. Buchwaldt musste den Sattel für ihre Chefin räumen.
In den Turnierpausen, so der Vertrag, musste Weihegold für den Embryotransfer zur Verfügung stehen, das heißt, im Frühjahr wurden ihr jeweils mehrere Embryos entnommen und von anderen Stuten ausgetragen. Das Leben als berufstätige Pferdemutter funktionierte nur, weil Weihegold in der Zeit des Zuchteinsatzes sportlich vollkommen in Ruhe gelassen wurde. Isabell Werth konnte sich darauf verlassen: Sobald Weihegold wieder den Sattel auf ihrem Rücken spürte, wusste sie, was auf dem Stundenplan stand. Sie hatte nichts vergessen. „Da konnte man wirklich den Schalter umlegen und losreiten.“ Weihes bisher bekanntester und erfolgreichster Nachkomme ist ihr Sohn Total Hope v. Totilas und hat bereits das Kunststück vollbracht, das seiner Mutter gelang, und holte nach dem Sieg im Nürnberger Burg-Pokal Finale auch den Sieg im Louisdor-Preis im letzten Jahr.
Weihe, anders als viele von Werths Pferden
Weihegold war anders als viele der Pferde, die Werth in den Grand Prix-Sport gebracht hat. Kein Pferd, das seine Reiterin täglich neu herausforderte und sie zwang, über Lösungen nachzudenken. Höchstens ihr Übereifer musste gelegentlich gebremst werden, denn bei allem Gleichmut ist Weihegold keine Schlaftablette. Ihre Schwächen, die sie natürlich auch hatte, konnte sie durch andere Glanzpunkte überspielen. Aber im starken Trab zum Beispiel, fiel es ihr mit den Jahren immer schwerer, gegen die jüngere Konkurrenz, zu bestehen. Jetzt muss sie niemandem mehr etwas beweisen und kann endlich ihrer wahren Leidenschaft frönen: fressen, fressen, fressen, am liebsten Mohrrüben. Und als Lehrmeisterin ihrer Besitzerin zeigen, wie es geht mit den Piaffen und Passagen. Die nächsten Tage in Rheinberg sind der „Einweisung“ gewidmet. „Dann gibt’s eine genaue Grbrauchsanweisung mit“, sagt Isabell Werth. Bis das nächste Fohlen kommt, das erste, das Weihegold selbst austragen wird. So wird sie weitertanzen, mit einem Fohlen auf der Weide. Irgendwie ein schöner Gedanke.
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