Eric Lamaze legte gefälschte Beweise für Krebserkrankung auch in Gerichtsverfahren mit der FEI vor

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Fine Lady, die eigentlich auch Fast Lady heißen könnte, mit Eric Lamaze auf dem Weg zu Bronze bei den Olympischen Spielen in Rio 2016. (© Pauline von Hardenberg)

Schon wieder Neuigkeiten von Eric Lamaze. Der Weltreiterverband (FEI) hat bekannt gegeben, dass einem laufenden Gerichtsverfahren gegen den kanadischen Springreiter wegen mutmaßlicher Verweigerung eines Drogentests im Rahmen der Global Champions Tour-Etappe von Valkenswaard 2021 nun noch eine weitere Anklage hinzugefügt wurde. Der Inhalt der Anklage: Manipulation.

In dem laufenden Gerichtsverfahren aufgrund des Verstoßes gegen die Anti-Doping-Bestimmungen des Weltreiterverbands legte Lamaze laut FEI die gleichen gefälschten Dokumente vor, wie in dem Prozess vor dem Ontario Superior Court of Justice in Kanada. Dabei handelt es sich um Dokumente, die belegen sollten, dass Eric Lamaze schwer krebskrank ist. In dem Fall vor dem kanadischen Gericht hatte Lamaze versucht, mit Hilfe der Dokumente eine zeitliche Verzögerung des Gerichtsverfahrens herbeizuführen. Doch diese Dokumente stellten sich als gefälscht heraus. Das hatte ein Privatdetektiv, der im Auftrag einer gegnerischen Partei Lamazes Ausführungen untersucht hatte, herausgefunden. Ihrem Gerichtsverfahren gegen Lamaze wegen des Verstoßes gegen das Anti-Doping-Reglement fügte die FEI daher nun noch eine separate Anklage wegen Manipulation hinzu. Das berichtet das US-Pferdesportmagazin Chronicle of the Horse.

Auch CAS ermittelt gegen Eric Lamaze

„Gegen Eric Lamaze liegt ein mutmaßlicher Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen für Menschen vor, weil er sich geweigert hat, sich einer Probenentnahme zu unterziehen. Die Angelegenheit ist beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anhängig. Zum jetzigen Zeitpunkt kann sich die FEI nicht weiter dazu äußern“, schreibt ein Sprecher der FEI. „Herr Lamaze ist nicht vorläufig suspendiert und somit berechtigt, an Wettkämpfen teilzunehmen, obwohl er der FEI bestätigt hatte, dass er zurückgetreten ist. Er ist ihm auch erlaubt, zu trainieren.“

Der Vorfall, um den es bei dem Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS zwischen der FEI und dem 55-jährigen Kanadier geht, ereignete sich im Rahmen des Global Champions Tour-Turniers in Valkenswaard im Jahr 2021, Lamazes vorerst letztem Jahr als Aktiver. Nächste Woche soll der Fall vor dem CAS verhandelt werden.

Seine Sicht auf die Dinge soll Lamaze in einem Facebook-Post dargestellt haben, schreibt der Chronicle of the horse. Dieser Post sei aber inzwischen wieder gelöscht, so das Magazin auf seiner Webseite. In Valkenswaard sei der Springreiter von einem Dopingkontrolleur zum Test aufgefordert worden. Nach Aussagen von Lamaze habe dieser weder wie ein Beamter ausgesehen, noch hätte er sich ausweisen können. Lamaze weiter: „Ich habe den Kontrolleur daraufhin gebeten, zu gehen oder die Polizei zu rufen, da der Dopingkontrolleur sich nicht an die FEI-Bestimmungen gehalten hätte“. Darin stehe geschrieben, dass sich Dopingtester der FEI ausweisen müssen. Zudem sei er damals geltenden COVID-19-Protokollen nicht gefolgt, erklärt Lamaze.

Anwalt Tim Danson vertritt Eric Lamaze auch im FEI-Verfahren nicht

Bis zum Bekanntwerden der gefälschten Dokumente seiner angeblichen Erkrankung wurde Eric Lamaze bei Gerichtsverfahren durch seinen langjährigen Anwalt Tim Danson vertreten. Lamaze und Danson hatten in der Vergangenheit mehrmals erfolgreich gegen drohende Sanktionen wegen Drogenmissbrauchs des Kanadiers gekämpft. 1996 und 2000 war Lamaze positiv auf Kokain getestet worden, weshalb er in den beiden Olympiajahren vom Kader ausgeschlossen wurde. Nach dem Vorfall im Jahr 2000 war er zudem lebenslang für den Sport gesperrt worden, wogegen sich Tim Danson in der Folge aber erfolgreich einsetzte.

Lamaze konnte daraufhin wieder am Sportgeschehen teilhaben und vertrat Kanada bei den Olympischen Spielen 2008 und 2016. 2008 kehrte er als Einzel-Olympiasieger, Mannschaftssilber- bzw. 2016 als Einzelbronze-Gewinner wieder heim. 2022 war er Equipechef des kanadischen Teams bei den Weltmeisterschaften in Herning.

Tim Danson hatte am 28. August bereits seine Entlassung als Lamazes Anwalt vor dem Gericht in Kanada beantragt. Nun bestätigte er , dass er den Springreiter auch im jetzigen Verfahren mit der FEI nicht vertreten werde. Danson wird zu den Vorfällen zitiert: „Das war auf menschlicher Ebene schrecklich für mich.“ Er sei Gerichtsvollzieher, ein Mann des Gesetzes, deswegen könne er Eric Lamaze nicht mehr vor Gericht vertreten. Er kenne Lamaze seit mehr als 30 Jahren und „hatte immer einen aufrichtigen Glauben, dass das, was Eric mir sagte, der Wahrheit entsprach.“ Der Anwalt nahm auch zu den Fotos Stellung, die Lamaze bei den Gerichten vorgelegt hatte und die beweisen sollten, dass er sich aufgrund seiner Krebserkrankung Operationen am Kehlkopf unterziehen musste. Danson: „Wenn es kein Krebs ist, dann ist es etwas anderes, und es ist eine ernste Krankheit, und er braucht Hilfe.“

Chronicle of the Horse bat Lamaze um eine Stellungnahme, der Springreiter reagierte jedoch nicht.

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.

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