Ex-Dressur-Equipechef Martin Richenhagen kündigt Stiftungsarbeit wegen Compliance-Bedenken gegen FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach

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Martin Richenhagen (© www.sportfotos-lafrentz.de)

Martin Richenhagen, langjähriger CEO des Agrarmaschinenherstellers AGCO, dessen Marke Fendt der größte Unterstützer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), war, ist per sofort von seinem Amt als Sprecher des Stiftungsrats der Stiftung Deutscher Pferdesport zurückgetreten. Hintergrund ist der Umstand, dass FN-Geschäftsführer Soenke Lauterbach Ende vergangener Woche den Mitarbeitern mitgeteilt hat, dass er ein Verhältnis mit FN-Justitiarin Constanze Winter hat. Für Richenhagen ein Compliance-Verstoß. Und noch mehr.

Per E-Mail hatte FN-Generalsekretär und Geschäftsführer Soenke Lauterbach am Freitag den Beschäftigten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung mitgeteilt, dass er sich von seiner Frau getrennt hat. So weit, so privat. Lauterbach hatte in dem Schreiben auch mitgeteilt, dass er bei Constanze Winter eingezogen sei. Winter ist bei der FN angestellt und zwar als Justitiarin. Für Martin Richenhagen ein klarer Fall, der sich mit Compliance und Good Governance-Regeln nicht in Einklang bringen lässt. Als Konsequenz hat Richenhagen, der als Manager des internationalen Landmaschinenherstellers AGCO über die Marke Fendt lange Zeit der größte Sponsor der deutschen Reitnationalmannschaften war, sein Amt als Sprecher des Stiftungsrats der Stiftung Deutscher Pferdesport niedergelegt. In einer E-Mail an den Stiftungsrat schreibt er, er handele so wegen „grundsätzlicher substantieller unterschiedlicher Auffassungen im Bereich Compliance und Corporate Governance“.

Richenhagen: Lauterbach hätte Rückzug anbieten müssen

Im Gespräch mit St.GEORG untermauerte Richenhagen seine Entscheidung: „Es ist ein absolutes No Go. Ein Verhältnis mit einer Mitarbeiterin, und noch viel dramatischer: mit der Justitiarin! In einem ordentlich geführten Unternehmen hätte Herr Lauterbach im gleichen Zug seinen Rückzug anbieten müssen.“ Richenhagen spricht von einer „Katastrophe“ und geht noch einen Schritt weiter. Die FN stünde finanziell alles andere als gut da. Das letzte Geschäftsjahr sei „mit riesigem Verlust abgeschlossen worden“. Daran sei Lauterbach als Hauptverantwortlicher schuld.

Was will die Stiftung?

Die Stiftung Deutscher Pferdesport beschreibt ihr Ziel so: „Die Stiftung soll einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass durch sportliche Erfolge bei internationalen Meisterschaften und den Olympischen Spielen Deutschland in Zukunft weiterhin als große und erfolgreiche (Pferde-) Sportnation wahrgenommen wird.“ Auch eine „Imageverbesserung des Reitsports“ zählt zu den Ansprüchen der Stiftung.

Das alles kostet Geld. Geld, das zukünftig nicht mehr von dem Konto des in den USA lebenden Richenhagen gen deutsche Spitzenreiter überweisen wird. „Ich hatte die Stiftung in meinem Testament berücksichtigt“, so Richenhagen, der einer von nur zwei deutschen Managern eines in der „Fortune 500“-Liste (die 500 umsatzstärksten Unternehmen der Vereinigten Staaten pro Geschäftsjahr) geführten Unternehmens war. Diesen Passus in seinem letzten Willen habe er nun geändert. Generell seien Gespräche mit der FN in den vergangenen Jahren zwar geführt worden, „aber abgearbeitet wurde nichts“ im Nachgang. Auch ein angebotener Termin mit Richenhagens Nachfolger in der Geschäftsleitung von AGCO habe „keine Reaktion“ ausgelöst.

Hier die E-Mail im Wortlaut

Herr Lauterbach hat alle Mitarbeiter der FN per e-Mail darüber informiert, dass er sich von seiner Frau getrennt hat. Obwohl noch nicht geschieden wohnt er jetzt bei seiner neuen Partnerin FN-Mitarbeiterin und Justitiarin Frau Winter. Das Präsidium hat Herr Lauterbach wohl auch informiert.

In jedem ordentlichen Unternehmen hätte das die Kündigung zur Folge. Der große finanzielle Verlust der FN weist zusätzlich auf Drama Performanceprobleme von Herrn Lauterbach hin.

Wegen grundsätzlicher substantieller unterschiedlicher Auffassungen im Bereich Compliance und Corporate Governance beende ich hiermit mit sofortiger Wirkung meine Mitgliedschaft in der Stiftung Deutscher Pferdesport und lege mein Amt als Sprecher des Stiftungsrates hiermit nieder.

Für die konstruktive Zusammenarbeit danke ich verbindlich und wünsche Ihnen weiter viel Erfolg.

Mit herzlichen Grüßen,

Prof. Dr. h.c. Martin H. Richenhagen

UPDATE: Umstrukturierung in der FN

Nachdem der Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Soenke Lauterbach die Beziehung zur FN-Justitiarin Dr. Constanze Winter dem FN-Präsidenten und den Mitarbeitern mitgeteilt hat, wird die Aufgabenverteilung innerhalb der FN neu geregelt. Wie FN-Präsident Hans-Joachim Erbel gegenüber St.GEORG erklärte, wird die Rechtsabteilung dem Finanzressort unter Leitung von CFO René Straten unterstellt. Lauterbach ist damit nicht mehr der Vorgesetzte seiner neuen Lebensgefährtin. „Lauterbach hat mich als ersten informiert. Ich finde, er ist mit der Angelegenheit sehr transparent umgegangen“, sagt Erbel. Zustimmen muss jetzt noch der Präsidialausschuss, von daher kämen aber keine Einwände, so Erbel.

UPDATE:

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Doris

    Danke Herr Richenhagen, auch wenn es mir für viele bei der FN leid tut. S. Lauterbach fällt oft genug negativ auf. So verweigert er notorisch jede Änderung, die in Richtung Fairness geht. Warum wohl? Seit langem fordern u.a. viele Turnierreiter, dass die Richter (vor allem in der Dressur) zugelost werden und so die allseits vorhandene „Spezlwirtschaft“, wie die Bayern sagen, reduziert wird. Herr Lauterbach blockiert dies seit langem mit fadenscheinigen Ausreden! Es ist längst an der Zeit, dass Hr. Lauterbach seinen Stuhl räumt und Platz für Neue(s) macht.

    • Ralph

      Man kann einiges gegen die FN sagen (und in einigen Vorkomnissen vielleicht auch gegen Herrn Lauterbach), aber in Bezug auf den explizit angesprochenen Vorwurf wegen der Richtereinteilung geht die Anklage in die falsche Richtung. Denn darüber entscheiden in Mehrheit die Landesverbände (deutsche Kleinstaaterei), und die stehen in diesem Punkt u.a. unter dem Druck der Veranstalter. In Baden-Württemberg ist das Experiment krachend gescheitert.

      • Doris

        Ich war vor nicht allzu langer Zeit Teilnehmerin einer (online) Veranstaltung, an der u.a. auch S. Lauterbach teilnahm. Die Forderung nach der Richterauslosung kam von einem namhaften Profireiter (Dressur). Lange wurde über dieses Thema nicht gesprochen, da Hr. L. klar Stellung bezog und dies mit besagten fadenscheinigen Ausreden abtat. Die FN hat sehr wohl die Möglichkeit, hier bundesweit Änderungen herbeizuführen. Und ich bin mir sehr sicher, dass es funktionieren und genug Richter zur Verfügung stehen würden. Wenn die FN so weitermacht, kehren immer mehr Amateure (und so mancher Sponsor) zurecht dem Turniersport den Rücken und Profis (und Reiter:innen, die sonst nichts anderen machen), können sich mit ihren Geldgebern den Sport bald gänzlich selbst gegenfinanzieren und vor leeren Tribünen reiten. Ich bezweifle, dass dies den Finanzen der FN und dem Sport gut tut.

  2. Dr. med. vet.

    Leider gibt es immer weniger Menschen solchen Schlages…sie sterben aus! Das Problem ist, das durch solch lobenswertes Verhalten der „Weltherrschaft“ der Dummen und Gewissenlosen der Weg bereitet wird.

    Ein großer Verlust für den sowieso schon in einer der größten Krisen überhaupt steckenden Reitsport…..

  3. Anja

    Mal ganz ehrlich:
    Wer hat verstanden was hier der Aufreger ist? Was soll „Compliance und Good Governance“ sein? Kann man da nicht wenigstens einmal deutsch reden?
    In wie vielen Unternehmen lernen sich Partner kennen, werden Ehen geschlossen? Immerhin hat Herr Lauterbach seine Beziehung ja nicht heimlich geführt sondern öffentlich gemacht!
    Für mich sieht das eher danach aus, als ob Herr Richenhagen nur nach einem Grund gesucht hat, das Sponsoring ohne Gesichtsverlust zu beenden!


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