Als am 1. Februar 2024 die Videos der Trainingsmethoden des US-Dressurreiters Dr. Cesar Parra publik wurden, hat ein Verband geschwiegen: sein eigener, die USEF. Nun gibt es einen Vorschlag, wie künftig mit solchen Situationen umzugehen ist, um sie möglichst ganz zu vermeiden.
Die USEF (US Equestrian Federation) hat nach aktuellem Reglement keine Möglichkeit, Cesar Parra zu sperren, weil dessen tierquälerische Taten im privaten Umfeld stattfanden. Das USEF Reglement sieht Sanktionsmöglichkeiten nur für Fehlverhalten im Zusammenhang mit Turniereinsätzen unter ihrem Regelwerk vor.
Das ist beim Weltverband FEI anders. Die „General Regulations“ besagen unter Artikel 142 – Abuse of Horses:
Niemand darf ein Pferd auf einem Turnier oder zu irgendeinem anderen Zeitpunkt misshandeln.
Das bedeutet, das Verbot, tierquälerischer Machenschaften beschränkt sich nicht nur auf den Turniersport, sondern jederzeit. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, macht für den Umgang mit Zuwiderhandlungen gegen diese Regel einen Unterschied. Denn nur wenn das explizit festgelegt ist, kann ein Verband Gegenmaßnahmen ergreifen, wenn tierquälerische Machenschaften im privaten Umfeld stattfinden.
So wie im Fall von Cesar Parra, den die FEI am 2. Februar für internationale Turniere gesperrt hat. Und da die USEF sich den Sanktionsmaßnahmen der FEI anschließt, kann er auch in den USA keine Turniere reiten.
Allerdings gibt es bis heute kein offizielles Statement der USEF in der Angelegenheit. Die US-Website The Chronicle of the Horse berichtet nun jedoch von Vorschlägen zur Änderung des Regelwerks, nach denen der US-Verband Fälle wie den Parras auch dann ahnden kann, wenn er außerhalb des Turniergeschehens stattfindet.
Die Vorschläge
Man will eine außerordentliche Regeländerung voranbringen. Ein Vorschlag liegt bereits auf dem Tisch. Über diesen soll bei der halbjährlichen Verbandssitzung vom 17. bis 18. Juni abgestimmt werden.
Dem Chronicle of the Horse zufolge will die USEF sich der FEI-Formulierung nun anschließen und darüber hinaus gehen. Der Änderungsvorschlag im USEF Regelwerk Artikel GR838.1 soll die Definition für Missbrauch verschärfen, die Zuständigkeit der USEF auch auf Bereiche außerhalb des Turniergeschehens ausweiten, Mitglieder verpflichten, Missbrauchsfälle zu melden und sicherstellen, dass die Verantwortlichen auf Turnieren rasch Maßnahmen ergreifen können, wenn Missbrauch stattfindet.
Unter anderem wurden die Liste mit Beispielen für tierquälerisches Verhalten um Punkte wie exzessives Longieren oder übermäßigen Turniereinsatz erweitert.
Reaktionen der Anschlussverbände
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Regeländerung dieser Art diskutiert wird. Anfang Dezember 2023 berichtete der Chronicle vom jährlichen Meeting der Hunter Association, wo die Präsidentin Mary Knowlton eine schockierende Geschichte von einem kollabierten Pferd im Stallzelt berichtete, die ihr von einem Zeugen erzählt wurde, der anonym bleiben wollte. Man war sich einig darüber, dass man effektivere Sanktionen verhängen müsste.
Gleichzeitig wurde der Regelvorschlag des USEF CEO Bill Moroney kontrovers diskutiert. Moroney hatte nämlich bereits damals angeregt, der USEF eine Handhabe bei Fällen von Tierquälerei im privaten Umfeld zu geben. Diejenigen, die sich dagegen aussprachen, führten an, das gehe zu weit. Und es sei schwierig bis unmöglich zu kontrollieren, was in privaten Ställen vor sich ginge. Andere führten auch an, dass die Möglichkeit, tierquälerisches Verhalten in privaten Ställen zu melden, als Racheinstrument missbraucht werden könnte.
Aber schlussendlich hat der Vorstand der US Hunter Association den Regelvorschlag abgesegnet. Anders der Vielseitigkeitsverband. Hier wurde der Vorschlag mit drei zu acht Stimmen abgelehnt. Der Vorstand der US Dressage Federation hingegen hat sich für die Regeländerung ausgesprochen.
Cesar Parra ist zwar bereits von der FEI gesperrt, die Untersuchungen des Falls seitens FEI und auch der USEF dauern aber noch an. Je nach Ergebnis könnte es dann zur Eröffnung eines Disziplinarverfahrens kommen.
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