FEI: Sperre gegen Charlotte Dujardin für ein Jahr wegen „exzessiven“ Peitscheneinsatzes

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Charlotte Dujardin (GBR)

Charlotte Dujardin (GBR) (© Schnell)

Das Tribunal der FEI, die höchste Rechtsinstanz des Weltreiterverbandes hat eine Sperre gegen Olympiasiegerin Charlotte Dujardin verhängt. Das Tribunal kam zu dem Schluss, dass die Britin in einem Video, das vor den Olympischen Spielen veröffentlicht wurde, „exzessiv“ auf ein Pferd eingeschlagen hat.

Das Urteil der FEI ist klar – eine Sperre von einem Jahr hat der der Verband gegen Charlotte Dujardin verhängt. Außerdem beschloss das FEI-Tribunal, dass die Britin eine Strafe von 10.000 Schweizer Franken (ca. 10.740 Euro) zu zahlen hat. Sie wird wegen „eines Verhaltens, das gegen die Grundsätze des Wohlergehens der Pferde verstößt“ gesperrt. Die nationalen Verbände British Equestrian und British Dressage haben sich der Suspendierung angeschlossen. Damit kann Charlotte Dujardin bis Ende Juli 2025 keine Turniere, auch keine „nationalen Wettkämpfe oder Trainingsveranstaltungen“ bestreiten, schreibt die FEI in einer Pressemitteilung.

FEI Sperre gegen Charlotte Dujardin bis Juli 2025

Damit dürfte auch ein Start der Olympiasiegerin bei den Europameisterschaften im französischen Crozet vom 26. bis 31. August 2025 unmöglich sein. Vor den Olympischen Spielen von Paris war ein Video aufgetaucht, das bei einer Clinic, also einem öffentlichen Training entstanden war. Darauf ist zu sehen, wie Dujardin mit einer Peitsche auf ein Pferd, das auf dem Zirkel um sie herumgeritten war, einschlägt. Das FEI Tribunal hat in seiner Urteilsbegründung die Peitschenschläge gezählt. Demnach waren es mehr als 20 Peitschenschläge, was das Gericht als „exzessiv“ einordnet.

Das Video soll einige Jahre alt sein. Die Urheberin ist nach wie vor unbekannt. Veröffentlicht wurde das Video am Montag vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele von Paris. Am 22. Juli war das besagte Video bei der FEI eingegangen, am 23. Juli hatte Charlotte Dujardin bestätigt, dass sie die Person auf dem Video sei. Im gleichen Zug akzeptierte sie die von der FEI vorläufig verhängte Sperre. Die Zeit vom Beginn der vorläufigen Sperre bis zur Urteilsverkündung wurde auf die Gesamtsperre angerechnet.

Im förmlichen Disziplinarverfahren waren drei Vorwürfe Gegenstand:

  • Missbrauch eines Pferdes
  • Verhalten, das die FEI und/oder den Pferdesport und die FEI in Verruf bringt
  • Verstoß gegen den FEI-Verhaltenskodex für das Wohlergehen des Pferdes.

Die einjährige Sperre und die Geldstrafe basieren auch auf dem Umstand, dass gegen Dujardin bislang keine Vorkommnisse vorlagen, schreibt die FEI. Dass die Stute Freestyle bei den Europameisterschaften in Rotterdam das Viereck mit Blut im Sporenbereich verließ, spielte dabei keine Rolle.

Die FEI-Sperre und die 10.000 Schweizer Franken Geldstrafe hat Charlotte Dujardin akzeptiert. Diese Entscheidung ist somit endgültig und nicht anfechtbar.

Spitzenpferde in anderen Ställen

Mindestens zwei ihrer besten Pferde hat Charlotte Dujardin mittlerweile verloren. Das Championatspferd Imhotep steht nun im Stall von Diana Porsche in Österreich. Der Verkauf hat aber nicht direkt mit der FEI Sperre gegen Charlotte Dujardin zu tun. Er soll bereits früher angedacht worden sein. Kismet, mit der die Britin 2023 in Aachen zwei Siege in der Kleinen Tour verzeichnet hatte, wurde von ihrem Züchter und Besitzer nach Aubenhausen gebracht und wird nun von Jessica von Bredow-Werndl geritten, die von der Stute schwärmt.

Update: Charlotte Dujardin meldet sich zu Wort, zweites Kind im Februar

Mit Bezug auf die FEI Sperre hat sich Charlotte Dujardin zu Wort gemeldet. Es ist das erste Mal seit dem Erscheinen des Videos, dass sich die Britin in den Sozialen Medien zu Wort meldet.

Dujardins Statement im Wortlaut

„Wie der Verband erkannt hat, spiegeln meine Handlungen in dem Video nicht wider, wer ich bin, und ich kann mich nur nochmals entschuldigen. Ich bin mir der Verantwortung bewusst, die mit meiner Position in diesem Sport einhergeht, und ich werde mich stets bemühen, mich zu bessern.

Dies war zweifellos eine der dunkelsten und schwierigsten Phasen meines Lebens, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen zu danken, die mich in dieser Zeit unterstützt haben. Denen, die mir Nachrichten und E-Mails geschickt und versucht haben, mich zu erreichen, um zu erfahren, wie es mir geht – vielen Dank. Jedes freundliche Wort hat wirklich einen Unterschied gemacht, mehr als ihr je wissen werdet.

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitteilen konnte, ist, dass ich derzeit schwanger bin und mein Baby im Februar erwartet wird. Das war schon lange vor den Olympischen Spielen geplant und etwas, worauf mein Partner Dean und ich uns schon lange gefreut haben.
Im Moment konzentriere ich meine ganze Energie auf Dean und unsere Tochter Isabella, und wir freuen uns alle sehr auf die Ankunft unseres neuen Familienmitglieds“.
Charlotte Dujardin, 5. Dezember 2024

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Thomas Bühlmann

    Eine egozentrische Sichtweise, die keine Entschuldigung enthält. Keine Frage, ob das Pferd und die Reitschülerin Schaden erlitten haben. Keine erkennbare Einsicht in Zukunft solches zu unterlassen, ihre Einstellung gegenüber Pferd und Reiterethik grundsätzlich zu hinterfragen. Einfach nur erbärmlich. Die Strafe wird bald vergessen sein.


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