Vergangene Woche wurde der für die Finanzen zuständige Vorstand der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) mit sofortiger Wirkung freigestellt. Jetzt erläutert FN-Präsident Hans-Joachim Erbel, warum ein drastischer Sparkurs in Warendorf notwendig ist.
23,2 Millionen Euro Umsatz, die Planung für das Jahr 2023 somit nur knapp verfehlt – auf den ersten Blick wird nicht klar, warum es nun einen Sparkurs geben wird und warum die FN sich überraschend von ihrem Finanzvorstand getrennt hat. Von Planungsfehlern, „die uns durchgegangen sind“, spricht FN-Präsident Hans-Joachim Erbel in einem als Pressemitteilung verbreiteten Interview. Insgesamt summieren sich demzufolge die Fehlkalkulationen auf 976.000 Euro Verlust für 2023 auf. Auch in den Planungen für 2024 hätten sich bei erneuter Betrachtung Probleme gezeigt. Deswegen kamen viele Posten auf den Prüfstand. Kostenreduktionen führen unter anderem zu einem Einstellungsstopp, Bonuszahlungen soll es nicht geben. Außerdem müssen einige Veranstaltungen abspecken oder fallen ganz aus, beispielsweise der Championatsball.
Veranstaltungen fallen FN Sparkurs zum Opfer
Der FN Sparkurs zahlt sich auf dem Papier aus: „In einer konzertierten Aktion, in der alle Abteilungen und Projektverantwortlichen an einem Strang gezogen haben, wurden zusätzliche Kosteneinsparungen in allen Bereichen ausfindig gemacht. Dies führt dazu, dass wir für das Jahr 2024 nun mit einem positiven Ergebnis in Höhe von 255.000 Euro planen können“, so der oberste FN-Funktionär.
Ob am Ende des Jahres tatsächlich ein Plus in der Kasse ist, hängt von der Turniersituation ab. Turniere sind eine wichtige Einnahmequelle der FN. Gebühren finanzieren die Verwaltung in Warendorf. Erbel ist optimistisch, dass die aktuelle Sportsituation sowie der eingeleitete Sparkurs fruchten wird: „Geht es dem Turniersport gut, geht es uns gut – aber auch unseren Mitgliedsverbänden, insbesondere den Landespferdesportverbänden. Genau diese Abhängigkeit hat ja in den zurückliegenden Corona-Jahren zu den Verlusten bei der FN geführt. Inzwischen hat sich der Turniersport, auch wenn er keine Wachstumsraten aufweist, umsatztechnisch auf Vor-Corona-Niveau stabilisiert. Die ersten vier Monate des Jahres 2024 bestätigen diesen Trend. Daher können wir in dieser Position unserer Planung einigermaßen sicher sein, auf Zielkurs zu liegen. Bleibt unser Problemkind also die Kostenseite. Deren Einhaltung werden wir durch intensivere Kontrollen sowohl durch Haupt- als auch Ehrenamt sicherstellen.“
Veruntreuung?
Auch wenn die Situation die FN in ihrem Handlungsrahmen einschränkt, ist es Erbel wichtig, dass in Bezug auf den gechassten Finanzvorstand „es keinen Verdacht auf Veruntreuung oder Ähnliches gibt. Letztlich waren es Unstimmigkeiten bei der Planung, aber insbesondere die Verletzung der Informationspflicht, die zu dem erheblichen Vertrauensverlust und damit zur Freistellung geführt haben“.
Für die Zukunft bräuchte man, so der FN-Präsident, „ein besseres Instrumentarium, mit dem wir unseren Kontroll- und Planungsaufgaben besser gerecht werden können“.
Am 6. und 7. Mai tagt die FN in Dresden. Dort werden die Weichen auch für das Jahr 2025 gestellt.
Das komplette Interview zum FN Sparkurs als Pressemitteilung auf der Webseite der FN
UPDATE 30.4.2024
Wie die Tageszeitung Die Glocke berichtet, hat der freigestellte Finanzvorstand Rene Straten gegenüber der Redaktion gesagt, er selbst habe bereits am 8. April gekündigt. Dem Artikel zufolge sehe er sich als „Bauernopfer“. Er habe mehrfach „finanziell notwendige Einsparungen“ eingefordert und dies auch protokolliert.
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