Der dänische Pferdehändler Andreas Helgstrand ist mit dem Versuch gescheitert, die Ausstrahlung von Filmmaterial, das heimlich auf seiner Anlage in Vodskov enstanden ist, verbieten zu lassen. Ein Gericht in Aalborg hat den Antrag abgelehnt mit Verweis auf „wichtiges öffentliches Interesse“. Der Kanal TV 2 hatte einen als Pfleger getarnten Journalisten bei Helgstrand Dressage filmen lassen.
Dass es Andreas Helgstrand nicht gelungen ist, eine einstweilige Verfügung gegen die Ausstrahlung mit versteckter Kamera auf seiner Anlage entstandenen Filmmaterials vorzugehen, begrüßt der Redaktionsleiter der Formats Operation X auf TV 2, Michael Nørgaard. Das schreibt er in einer E-Mail, die der dänischen Tageszeitung Nordjyske vorliegt. Das Blatt hatte heute als erster vom Ausgang der Gerichtsverhandlung in Aalborg berichtet.
Nordjyske veröffentlicht Statement von TV-Redaktionsleiter
Die dänische Publikation zitierte aus der E-Mail: „Wir freuen uns, dass das Gericht keine einstweilige Verfügung gegen die künftige Veröffentlichung der versteckten Aufnahmen durch TV 2 verhängt hat. Wir freuen uns auch, dass das Gericht unserer Einschätzung zustimmt, dass Tierethik und Tierschutz Themen von erheblichem gesellschaftlichem Interesse sind. Jetzt werden wir uns auf den Inhalt unserer kommenden Sendungen konzentrieren, die wir im Laufe des Jahres zeigen wollen“.
Als Grund für die Ablehnung des von Andreas Helgstrand vorgebrachten Antrags auf eine einstweilige Verfügung gegen die Ausstrahlung der heimlich aufgenommenen Filmaufnahmen, gab das Gericht zwei Gründe an: „wichtiges öffentliches Interesse“ sowie „Tierschutz“.
Damit ist der Millionär und Pferdehändler, der in dieser Woche an den Europameisterschaften der Dressurreiter in Riesenbeck teilnehmen wird, mit seiner Argumentation vor Gericht gescheitert. Er hatte u. a. die Verletzung der Privatsphäre seiner Angestellten als Grund für ein Verbot der Ausstrahlung des Videomaterials angegeben.
Was ist auf dem Filmmaterial im Stall von Andreas Helgstrand zu sehen?
Auch weiterhin steht nicht genau fest, was konkret zu sehen ist auf dem Videomaterial aus Stallungen und Reithalle bei Helgstrand Dressage. Am 21. August 2023, dem ersten Gerichtstermin, hatte einer der Redakteure von Aufnahmen von Pferden mit Blut im Maul und Wunden, denen keine Zeit zum Heilen gegeben wurde, berichtet. Außerdem habe man Spuren exzessiven Peitschengebrauchs dokumentiert und Zeichen deutlichen Sporengebrauchs, die durch Schuhcreme abgedeckt worden sein sollen.
Dazu seien Aufnahmen gemacht worden, die die „Trainingsmethode Rollkur“ zeigten. TV 2 hat das Material von fünf unabhängigen Experten begutachten lassen. Nach Angaben von Nordjyske zählten ein ehemaliger Nationalmannschaftsreiter, ein Tierarzt und ein Wissenschaftler zu diesen Fachleuten. Die Gruppe sei sich einig, dass bei Helgstrand gegen die Regeln der Tierethik verstoßen worden sei. Es soll auch Stimmen geben, so schreibt Nordjyske, die angesichts der Bilder von „Tierquälerei“ und „Gewalt gegen das Pferd“ sprächen.
Andreas Helgstrand, der selbst mit einem Post auf seiner Webseite erstmals von den Vorfällen rund um die Investigativsendung Operation X die Umstände öffentlich gemacht hat, hat bislang noch keine Stellungnahme veröffentlicht. Helgstrand hatte daraufhin die einstweilige Verfügung gegen die Verwendung des Videomaterials angestrengt.
UPDATE 16.15 Uhr: Helgstrand zieht vor höhere Instanz
Als Reaktion auf die Entscheidung des Gerichts in Aalborg hat Helgstrand Dressage eine Nachricht auf seiner Webseite gepostet. Hier die Übersetzung aus dem Dänischen: „Das Gericht in Aalborg hat heute entschieden, dass dem Antrag von Helgstrand Dressage auf Erlass einer einstweiligen Verfügung nicht stattgegeben wurde. Für Helgstrand Dressage sind der Fall und die von TV2 gewählte Vorgehensweise von grundlegender Bedeutung, weshalb wir die Entscheidung des Gerichts in Aalborg an den Obersten Gerichtshof („landsretten)“weiterleiten. Wir warten nun auf die Bearbeitung des Falls und die Entscheidung dieser Instanz und können bis dahin keine weiteren Kommentare abgeben.“
Herr Helgstrand kann doch einfach der Ausstrahlung zustimmen. Dann kann jeder sehen, dass er ein ganz normales Training mit ganz normalem Einsatz von normalen Hilfsmitteln praktiziert – Thema erledigt (und Ironie aus).