Herpes und die Sunshine Tour – Richard Vogel berichtet von der Lage vor Ort

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Richard Vogel, hier mit mit Floyo. (© www.toffi-images.de)

Gestern wurde bekannt, dass die Sunshine Tour im spanischen Vejer de la Frontera Sonntag abgebrochen wird. Wir haben uns mit Springreiter Richard Vogel unterhalten, wie die Situation vor Ort ist und warum das Team Dagobertshausen erst einmal vor Ort bleibt.

Von Seiten der Veranstalter der Sunshine Tour kam gestern die Mitteilung, dass man das Turnier abbricht, weil es derzeit ein Pferd des Turniers in Vejer de la Frontera gibt, das die für das Herpes Virus 1 (EHV-1) typischen neurologischen Symptome zeigt. Es hatte schon zuvor mehrere Tage lang Fieber gehabt und war laut Angaben der Veranstalter der Sunshine Tour sofort von den anderen Pferden separiert worden.

Das wurde uns von Richard Vogel, der zusammen mit David Will vor Ort ist, so bestätigt. Außerdem berichtet Vogel von drei weiteren Pferden mit Fieber, die ebenfalls sofort von den anderen getrennt worden sind. „Von ca. 1200 bis 1400 Pferden haben vier Krankheitssymptome“, so Vogel. „Ob es sich bei dem Pferd mit neurologischen Ausfallerscheinungen um Herpes handelt, ist noch immer nicht offiziell bestätigt, aber wahrscheinlich.“

Er versucht dennoch ruhig zu bleiben. „Die Pferde wurden sofort unter Quarantäne gestellt. Wir alle hier sind alarmiert, messen täglich mehrmals Fieber und wenn ein Pferd auffällig ist, wird es sofort von den anderen getrennt. In Valencia wusste man ja zunächst nicht, was mit den Pferden ist. Für Fieber kann es ja auch andere Gründe geben. So sind die kranken Pferde sechs, sieben Tage in einem Stall mit den gesunden Pferden geblieben und das Virus konnte sich ausbreiten. Das ist hier ganz anders. Wir haben unseren eigenen Tierarzt kommen lassen, damit er sich um unsere Pferde kümmern und sie überwachen kann.“

Panische Abreisen

Die Situation in Valencia nimmt auch das Team Dagobertshausen mit. Zumal sie betroffen sind. „Zwei unserer Pferde sind dort. Sie sind auch erkrankt“, berichtet Vogel. Aber auch in Vejer de la Frontera herrsche momentan große Unruhe.

„Gestern Abend hat sich auch hier die Panik breit gemacht. Da standen 50 Leute vor der Meldestelle und wollten Gesundheitspapiere für ihre Pferde haben, um abreisen zu können. Klar, dass das nicht so schnell geht. Viele sind dann ohne gefahren, haben auch Sattelschränke, Schubkarren und alles mögliche einfach hier gelassen. Da kommt man sich schon komisch vor, wenn man erst einmal abwartet“, so Vogel.

„Richtige Entscheidung, das Turnier vorerst weiterlaufen zu lassen“

Dennoch ist er überzeugt, dass das die einzig richtige Entscheidung ist. Und auch, dass es von Seiten der Veranstalter richtig war, das Turnier vorerst nicht abzubrechen. „Wir sehen ja jetzt, was passiert – alle verlassen fluchtartig den Ort des Geschehens. Aber damit ist keinem geholfen. Je mehr die Leute am reisen sind, desto schneller verbreitet sich das Virus.“

Zumal Vogel von Kollegen berichtet, die inzwischen „gestrandet“ sind mit ihren Pferden. „Ohne Gesundheitszeugnisse wurden die ersten bereits aufgehalten und stehen mit den Pferden nun auf Autobahnraststätten und kommen nicht weiter. Sie müssten die Pferde irgendwo unterstellen, aber niemand will sie aufnehmen.“

Darüber hinaus kam heute die Nachricht des spanischen Verbandes, dass Pferde die ohne die erforderlichen Testate entgegen der Vorschriften die Turnierplätze verlassen, gesperrt werden und ihre Reiter mit Sanktionen zu rechnen haben. So habe Vogel gehört, dass nun auch die Tankstellen rund um den Turnierplatz voller LKW mit Pferden drauf stünden, die nicht wissen, was sie nun machen sollen.

Das Turnier vorerst weiterlaufen zu lassen, habe letztlich dem Schutze aller gedient, sagt Vogel. „Wir haben ja gesehen, was passiert ist, als die Nachricht kam, dass Sonntag Schluss ist. Alle wollten weg. Aber damit verschlimmern wir die Lage nur!“ Und: „Es bringt doch nichts, jetzt durch Europa zu reisen! Wenn jeder erst einmal dort bleiben würde, wo er ist, wäre das für alle das Beste!“

Ruhig zu bleiben, falle auch ihm schwer. „Zugegeben, einen kühlen Kopf zu bewahren, ist gerade nicht so einfach. Aber nüchtern betrachtet, ist es gerade das Beste, was wir machen können, wenn wir hier bleiben. Panik macht die Sache nur schlimmer.“ Schließlich könne man ja auch nicht in einem Rutsch von Südspanien nach Deutschland durchfahren. Die Pferde brauchen Pausen und dafür brauchen sie einen Stall. Das wiederum wäre ein weiterer Risikofaktor für die Verbreitung des Virus.

„Hier vor Ort haben wir genügend Platz, um auch die Pferde auf dem Turnierplatz ein wenig voneinander zu trennen und wir können uns ganz auf sie konzentrieren. Ich habe gehört, dass Kollegen mit scheinbar gesunden Pferden losgefahren sind, aber dann ein Pferd auf dem LKW alle anderen infiziert hat und sie irgendwo anhalten und einen Stall suchen mussten – was äußerst schwierig ist!“

Diese Situation wollten sie sich und ihren Pferden ersparen. „Wir fahren erst, wenn wir sicher sein können, dass die Pferde wirklich gesund sind und wir auf dem Weg alle Stopps geplant haben, so dass wir sicher keine anderen Pferde anstecken, sollte doch eines von unseren das Virus latent in sich tragen.“

Zuhause in Dagobertshausen sollen dann Stallzelte aufgebaut werden, in denen die Turnierpferde von den daheimgebliebenen getrennt werden können.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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