Hinrich Romeikes Olympiasieger Marius bereits im Juni gestorben

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Olympiasieger in Hongkong Marius und Hinrich Romeike 2008 (© Julia Rau)

Ein Pferd, das wie kaum ein anderes dafür stand, dass Träume wahr werden können, war Marius, Olympiasieger unter Hinrich Romeike bei den Spielen in Hongkong  2008. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Schimmel im Alter von 29 Jahren Ende Juni an den Folgen einer Kolik verstorben.

Er, der Amateur, der „flying dentist“, Hinrich Romeike und sein Pferd: Marius. Der Sohn des Vollblüters Condrieu xx und der Laurin-Tochter, die auf den besonderen Namen Echse hörte, führte insgesamt 75 Prozent Vollblut. Das sah man dem kalibrigen Schimmel nicht auf den ersten Blick an und erklärt sich durch seine mütterliche Abstammung. Dort finden sich mehrere Vollblüter, die das Holsteiner Pferd nach vorn gebracht haben: Ladykiller xx, Frivol xx oder Marlon xx. Bei Familie Ritters in Krumstedt in Dithmarschen kam Marius zur Welt. Der spätere Olympiasieger entspringt dem Stamm 730b. Eine Familie mit vielen international erfolgreichen Spingpferden und auch etlichen gekörten Hengsten. So zählt Caracho (Richard Vogel bzw. jetzt Steve Guerdat) zu den Pferden dieser Familie. Marius war also quasi Holsteiner Tafelsilber, nicht nur farblich. Denn neben Galoppiervermögen, „wie eine Maschine“, hieß es immer wieder, war es vor allem sein Charakter, seine Treue, die aus ihm eine Legende und aus dem Zahnarzt aus Nübbel den Doppelolympiasieger Hinrich Romeike machte. „Hinni“ und Marius das sollte etwas werden wie „Nicole Uphoff und Rembrandt“, wie Paul Schockemöhle und Deister – man hört den Namen der Reiterin oder des Reiters und hat sofort sie oder ihn auf diesem einen Pferd vor Augen.

Vom Vize-Bundeschampion zum Olympiasieger Marius

1999 war der Schimmel dem heutigen Bundestrainer Peter Thomsen bei einem Lehrgamng aufgefallen. In dem Jahr wurde er Vize-Bundeschampion der Fünfjährigen. Der erste Schritt zu einer schier unglaublichen Karriere. Sechs Jahre in Folge, von 2003 bis 2008, zählten Marius und „Hinni“ zu den deutschen Mannschaften bei Championaten. Sie landeten in der Einzelwertung immer bis auf einmal unter den Top 20. 2006 wurden die beiden Mannschaftsweltmeister in Aachen (Einzel: Platz fünf), Bronze hatte es ein Jahr zuvor bei der Europameisterschaft in Blenheim gegeben.

Julia Rau

Der Moment des größten Triumphs: Hinrich Romeike jubelt als Doppel-Olympiasieger mit Marius (© Julia Rau)

Bei den legendären Olympischen Spielen von Athen 2004, bei denen die Deutschen am grünen Tisch die Goldmedaille verloren, war Hinrich Romeike nicht nur Fünfter der Einzelwertung, sondern vor allem der energischste Kämpfer gegen die umstrittene Entscheidung. Dir Krönung aber sollten die Olympischen Spiele 2008 in Hongkong darstellen: Mit zwei Goldmedaillen kam das Holsteiner Duo nach Hause: Olympiasieger Marius und „Hinni“ in TV-Sendungen und Medien omnipräsent. Der Holsteiner Schimmel hat damit nicht nur seinem Reiter zur Unsterblichkeit verholfen, sondern auch dem Reitsport in der breiten Öffentlichkeit ein positives Gesicht verliehen. Seines und das seines glücklichen und fröhlichen Reiters, der so überschwänglich und begeisternd aber dabei immer reflektierend über „seinen“ Sport sprechen konnte.

Eine Sehnenverletzung und ein misslungener Comeback-Versuch in den Jahren bis 2011 führten dazu, dass Marius sich endgültig 2012 in Luhmühlen aus dem Sport verabschiedete. Und zwar unterm Sattel als fitter Schimmel mit legendärer „Kilometerleistung“, die ihm einen festen Platz in den Herzen jedes Vielseitigkeitsfans für immer garantiert.

Seine Rente verbrachte er bei Familie Romeike. Als Hinrich Romeikes Sohn Claas-Hermann, mittlerweile selbst ein international erfolgreicher Vielseitigkeitsreiter, in der St.GEORG-Redaktion ein Schulpraktikum absolvierte, erzählte er von Rentner Marius.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat dem Holsteiner Schimmel einen Film in ihrer Reihe „Alte Helden“ gewidmet. Wie erst jetzt bekannt wurde, musste Olympiasieger Marius am 22. Juni 2023 nach einer Kolik eingeschläfert werden. Der hartgeprüfte Wallach wurde 29 Jahre alt.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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