Holsteiner Olympiareiter Peter Luther lebt nicht mehr

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Peter Luther

Peter Luther (1939-2024) (© toffi-images.de)

Peter Luther war nicht nur Springreiter mit Olympiamedaille, sondern vor allem ein Holsteiner durch und durch. Seine größten Erfolge errang er mit dem Lord-Sohn Livius, ebenfalls ein Holsteiner durch und durch. Mit 85 Jahren ist Peter Luther verstorben

Peter Luther war eine Legende. Aber genau das hörte der in Wilster im Kreis Steinburg, nördlich von Elmshorn, geborene Olympiareiter nicht gern. Wilster ist der am tiefsten gelegenen Ort Deutschlands. 3,54 Meter unter Normalnull liegt der Geburtsort von Peter Luther. Lieber unter dem Radar unterwegs sein als das Rampenlicht suchen, das gehörte zu den Maximen des bescheidenen Holsteiners aus der Wilstermarsch.

Hochdekoriert und bescheiden: Peter Luther

Als Peter Luther 2011 den Meteor-Preis des Rathmann Verlags überreicht bekam, war er gerührt. Bescheiden wie er war, war es ihm beinahe peinlich ausgezeichnet zu werden: „Ehrlich gesagt, wenn man sieht wer den Preis bisher bekommen hat („Die Stimme der Pferde“, Hans Heinrich Isenbart, Dieter Graf Landsberg-Velen, ehemaliger FN-Präsident sowie Ex-Bundestrainer Herbert Meyer) das sind doch alles wichtige Leute. Und dann ich.“

Luther und Livius – Inbegriff des Holsteiner Springsports

Ein Bild hat jeder vor Augen, die Peter Luther in seiner aktiven Zeit erlebt hat: Im Sattel von Livius, der mit seiner großen Galoppade und seinem beinahe hellbraunen Fell in den schwersten Parcours der Welt unterwegs war. Die beiden Holsteiner fokussiert, in den großen Augen von Livius brannte das Feuer und der Leistungswille seiner Erzeugers Lord v. Ladykiller xx. Anfang der 1980er-Jahre war ein Springen erst entschieden, wenn Peter Luther und Livius den Parcours beendet hatten.

1980 gewann das Holsteiner Doppel das Deutsche Spring-Derby in Hamburg. Das war eine Art Startschuss für die ganz große internationale Karriere. Zwei Jahre später bereicherten die beiden das deutsche Team, das bei den Weltmeisterschaften im irischen Dublin die Mannschaftssilbermedaille gewann.

Unvergessen vor allem der Auftritt bei den Olympischen Spielen von Los Angeles 1984. Peter Luther und Livius trugen zur Bronzemedaille der deutschen Equipe bei. Die erste Europameisterschaft hatte das kongeniale Paar bereits 1979 bestritten. Der Lohn war die Silbermedaille in der Teamwertung in Rotterdam. Peter Luther verdankt Livius einen kompletten EM-Medaillensatz. 1981 gab es in München Mannschaftsgold und im französischen Dinard 1985 Bronze mit der deutschen Equipe.

Bis zu seinem 20. Lebensjahr hatte der Sohn eines Landwirts keinen Trainer. Damals ritt er, wie viele Kinder von Bauern in der ländlichen Reiterei, wenn die Arbeit getan war. An Wochenenden etwas intensiver, je nach Zeit. Später ging er an die damalige Landesreitschule Flensburg. Sportlich bergauf ging es, als er mit Ende 20 auf den Moorhof in Wedel westlich von Hamburg wechselte. Mit Pferden aus dem Besitz der Kaffeeröster-Familie Herz wurde Peter Luther zum Begriff. Mit 32 Jahren gewann er sein erstes S-Springen.

Trainer und Züchter

Sein Wissen gab Luther nach seiner aktiven Karriere im In- und Ausland an viele Reiterinnen und Reiter weiter. Eine zeitlang unterstützte er auch das Training der Hengste und Springpferde beim Holsteiner Verband. Seine Söhne Thieß und Hauke folgten dem sportlichen Beispiel ihres Vaters. Und selbstverständlich war Opa auch zugegen, um den Enkelkindern Jesse und Jarka auf (und über) die Sprünge zu helfen.

Mit seiner Frau Ursula, „Ulla“, baute sich Peter Luther in Wittmoldt im Kreis Plön einen Ausbildungs- und Handelsstall auf. 2006 übergab er den Hof an die nächste Generation.

Luthers Sachverstand war beim Holsteiner Verband nicht nur als Trainer gefragt. Als Körkommissar zählte er von 1997 bis 2009 zu denjenigen, die über die Zulassung zur Zucht von Hengsten wie Casall, Clarimo oder Diarado zu entscheiden hatte. 1997 entfiel der staatliche Vertreter in der Körkommission. Erstmals wurde ein „Sportvertreter“ in der Körkommission bestimmt. Diese Rolle füllte Peter Luther zwölf Jahre lang aus.

Peter Luther ist im Kreise seiner Familie verstorben. Wenige Tage zuvor hatte er überraschend eine Hirnblutung erlitten, Von den Folgen hat er sich nicht mehr erholen können.

Ein äußerst lesenswertes Porträt über Peter Luther, das 2015 entstanden ist, finden Sie hier,

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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