Mit Boehringer Ingelheim leidet derzeit einer der größten Hersteller von Influenza-Impfstoffen für Pferde unter Lieferschwierigkeiten. Der daraus entstehende Impfstoffmangel hat den Weltreiterverband (FEI) zu einer Änderung des tiermedizinischen Reglements bewogen.
Diese Änderung tritt am 1. Oktober 2022 in Kraft und ist zunächst bis zum 1. April 2023 befristet. Die am 8. September beschlossene Ausnahmeregelung betrifft den Artikel 1003 des FEI-Veterinärreglements. Dieser schreibt derzeit noch vor, dass Auffrischungsimpfungen gegen das equine Influenzavirus in den sechs Monaten (+ 21 Tage) vor einem internationalen Turnier erfolgen müssen.
Dieser Intervall wurde mit Beschluss vom 8. September nun von sechs auf zwölf Monate verlängert. Es sind somit vom 1. Oktober 2022 bis zum 1. April 2023 alle Pferde auf FEI-Turnieren startberechtigt, die ihre letzte Impfung gegen Influenza innerhalb von zwölf Monaten vor der Veranstaltung erhalten haben. Möglich wird das laut FEI-Pressemitteilung durch die Kombination dieser Maßnahme mit einem verstärkten Gesundheitsmonitoring sowie „einem höheren Niveau der allgemeinen Biosicherheit“. Alle weiteren Anforderungen des Artikels 1003 bleiben weiterhin bestehen.
Das Gesundheitsmonitoring soll während der Ausnahmeregelung mittels einer Erweiterung des Artikels 1029.7 des FEI-Veterinärreglements verbessert werden. Dies betrifft bisher die Untersuchung auf das Equine Herpesvirus Typ 1 von Pferden mit Fieber, wird nun aber um die Untersuchung auf Influenza erweitert. Konkret heißt es in dem Artikel, Pferde mit klinischen Symptomen von EHV-1 oder jetzt auch Equiner Influenza nicht an einer FEI-Veranstaltung teilnehmen dürfen. Von einem der Viren tatsächlich betroffene Pferde oder solche, die Kontakt zu nachweislich betroffenen Pferden hatten, dürfen erst wieder an einer FEI-Veranstaltung teilnehmen, wenn sie „die von der FEI-Veterinärabteilung festgelegten Gesundheitsanforderungen erfüllt haben.“
Die häufigsten Symptome Equiner Influenza sind starker, trockener Husten, hohes Fieber, Nasenausfluss und geschwollene Lymphknoten.
Verfügbarkeit der Impfstoffe für besonders gefährdete Pferde sichern
In der Pressemitteilung der FEI heißt es weiter:
„‚Die FEI-Epidemiologie-Gruppe hat bei ihrer Untersuchung der möglichen Auswirkungen des Impfstoffmangels festgestellt, dass selbst eine kurze Unterbrechung der Impfstoffversorgung erhebliche Auswirkungen auf verschiedene Arten von Sport-, Zucht- und Freizeitpferden haben könnte‘, so FEI-Veterinärdirektor Göran Akerström.
Die Pferde mit dem höchsten Risiko einer Erkrankung, einschließlich lebensbedrohlicher Zustände, sind jedoch Pferde im Alter von 0 bis 4 Jahren, die noch nicht über eine starke Immunabwehr gegen die Pferdegrippe verfügen. Insbesondere Pferdezucht- und Pferderennsektoren mit jungen Pferden könnten ernsthafte Probleme mit dem Wohlergehen der Pferde bekommen, wenn ihnen keine Impfstoffe zur Verfügung stehen. Auch alte, pensionierte Pferde könnten einem hohen Risiko ausgesetzt sein.
Aus diesem Grund hat die FEI-Arbeitsgruppe für Veterinärepidemiologie empfohlen, dass Pferde mittleren Alters, wie z. B. FEI-Pferde, die mindestens sechs Jahre alt sind und regelmäßig geimpft wurden, aufgrund einer längeren Impfgeschichte als besser geschützt gelten. Die Gruppe war sich einig, dass eine vorübergehende Verlängerung der Auffrischungsintervalle die FEI-Pferdepopulation nicht in Gefahr bringt, an einer Krankheit zu erkranken, und gleichzeitig den risikoreicheren Pferdegruppen kurzfristig Impfstoffe zur Verfügung stellt. Die Reitsportgemeinschaft muss nun zusammenarbeiten, um den sehr schwierigen Mangel an Impfstoffen zu lindern.
Die Verlängerung ist nur eine vorübergehende Lösung und nur möglich, weil FEI-Pferde gut geschützt sind, nachdem sie alle sechs bis zwölf Monate geimpft wurden, oft über viele Jahre hinweg. Wir werden zum sechsmonatigen Auffrischungsintervall zurückkehren, sobald die Impfstoffverfügbarkeit wieder normal ist, denn wir müssen diese kollektive Immunität langfristig weiter ausbauen.
Die Veterinärabteilung der FEI wird die Situation weiter beobachten und die Öffentlichkeit regelmäßig auf dem Laufenden halten.“
Derweil arbeite Boehringer Ingelheim mit mehreren Maßnahmen daran, den Lieferungsverzögerungen der Impfstoffe ProtqeFlu® (EI, Equines Influenza) sowie ProteqFlu® (TE, Influenza- sowie Tetanusimpfstoff) bestmöglich zu begegnen.
Mehr Informationen und ein FAQ stellt die FEI hier bereit.
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