Influenza, die Grippe geht um – ein Interview mit FN-Chefveterinärin Dr. Henrike Lagershausen

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hannoveraner11125

Um eine Ansteckung zu vermeiden sollten Erkrankte Pferde separiert werden. (© www.slawik.com)

Der Weltreiterverband FEI hat per E-Mail auf die Problematik derzeit gehäufter Influenza-Ausbrüche aufmerksam gemacht. Aus Großbritannien kam nun die Meldung, dass ein Pferd gestorben ist. Wie schlimm ist die Situation? Ein Interview mit der FN-Chefveteriärin Dr. Henrike Lagershausen gibt Antworten.

In Großbritannien wurden mehrere Rennen und andere Pferdesportereignisse abgesagt, weil das Influenza Virus umgeht. Pferde aus 174 Ställen wurden getestet, mehrere positiv. Und nun gibt es auch einen Todesfall. Ein nicht geimpftes Pferd musste eingeschläfert werden, weil sein Zustand sich dramatisch verschlechtert hat.

Doch das Problem betrifft nicht nur Großbritannien. Der Weltreiterverband FEI meldet Fälle in Belgien, Frankreich, Irland, den USA, Nigeria und auch in Deutschland. Wir haben mit Dr. Henrike Lagershausen über den Stand der Dinge gesprochen. Sie ist Leiterin der Abteilung Veterinärmedizin bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und stets auf dem neuesten Stand, was tiermedizinische Entwicklungen angeht.

St.GEORG: Müssen wir uns Sorgen um unsere Pferde machen?

Dr. Henrike Lagershausen: Bei uns wurde noch kein Alarm geschlagen. Bei Influenza besteht weder Anzeige- noch Meldepflicht, deshalb gibt es keine verlässlichen Zahlen. Aber man hört vereinzelt von Fällen in Schleswig-Holstein und NRW. Hauptsächlich kommen die Meldungen aus dem Ausland. Tatsache ist, dass Influenza immer ein Thema ist, denn die Krankheit ist hochansteckend und gut vergleichbar mit der Grippe bei uns Menschen.  In kurzer Zeit erkranken zahlreiche Pferde. Ein Ausbruch hat große Auswirkungen auf die Pferdebewegungen, also Turnierbesuche, Handel usw.

 

SG: Hatten Sie Kontakt zu Tierärzten im Land? Wie ist die Lage?

Dr. Henrike Lagershausen: Die Tierärzte berichten, dass vorrangig ungeimpfte Pferde betroffen sind. Dies betrifft vor allem Jungpferdegruppen, in denen sich die Influenza rasant verbreiten kann. Wenn geimpfte Pferde erkranken, sind die Symptome deutlich milder und sie überstehen die Erkrankung schneller.

 

SG: Aber im Ausland sollen ja auch geimpfte Pferde erkrankt sein. Wie sinnvoll ist die Impfung denn eigentlich wirklich?

Dr. Henrike Lagershausen: Sehr sinnvoll! Die Ausbildung eines schützenden Antikörpertiters setzt die Durchführung einer korrekten Grundimmunisierung sowie regelmäßige Wiederholungsimpfungen voraus. Der Immunstatus eines geimpften Pferdes hängt auch davon ab, wie alt die Tiere sind. Junge Pferde, bei denen mit den Impfungen gerade erst angefangen wird, haben noch nicht den Schutz eines volljährigen Pferdes. Dann ist es auch immer die Frage, ob Impfstoff und Virenstamm zusammen passen und ob wirklich regelmäßig geimpft wurde. Zusätzlich muss der „klinische Schutz“ vom „virologischen Schutz“ unterschieden werden. 5-6 Monate nach einer Wiederholungsimpfung sinkt der Antikörpertiter. Das Pferd selbst kann ggf. noch klinisch vor der Ausbildung von Symptomen geschützt sein, sich aber dennoch infizieren und Viren ausscheiden. Fakt ist: Die Impfung gegen Influenza ist die wichtigste und wirkungsvollste Maßnahme zum Schutz der Pferdepopulation, aber auch zum Schutz des einzelnen Pferdes!

 

SG: Wenn im Stall ein Pferd nachweislich Influenza hat, wie verhält man sich am besten?

Dr. Henrike Lagershausen: Grundsätzlich ist anzumerken, dass der gesamte Bestand geimpft werden sollte, egal, ob Turnierpferde oder nicht. Das senkt den Infektionsdruck und das Ausmaß eines Ausbruchs ist deutlich geringer. Betroffene Pferde zu isolieren, wie man es bei Druse oder Herpes tun würde, macht bei Influenza auf jeden Fall auch Sinn. Die Krankheit ist allerdings so hoch ansteckend, weil die Viren sich auch per Tröpfcheninfektion über die Luft verteilen. Wenn man bemerkt, dass das Pferd Fieber hat, matt und appetitlos ist sowie trocken hustet, sollte man auf jeden Fall den Tierarzt rufen, strikte Hygiene walten lassen und das Pferd keinesfalls irgendwohin transportieren. Der gesamte Stall sollte unter Quarantäne gestellt werden.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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