Jessica von Bredow-Werndl: FEI verhindert Comeback nach Babypause

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Jessica von Bredow-Werndl und Dalera sind schon seit einem Jahr das Maß der Dinge im Dressursport. (© Flora Keller)

Eigentlich wollte Jessica von Bredow-Werndl nach ihrer Babypause in der kommenden Woche wieder ins Turniergeschehen eingreifen. Doch daraus wird nichts. Der Weltreiterverband (FEI) hat mit Verweis auf seine Regeln die Starterlaubnis verweigert. Nun sieht auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) Handlungsbedarf.

Die Babypause von Jessica von Bredow-Werndl wird länger dauern als es die36-Jährige geplant hat. Eigentlich wollte die Olympiasiegerin das Ludwigsburger Pferdefestival vom 22. bis 25. September nutzen, um isch sportlich zurückzumelden. Im August hatte die Olympiasiegerin ihre Tochter Ella zur Welt gebracht.  Doch die FEI hat keine Startgenehmigung erteilt. Sie bezieht sich dabei, wie auch schon im Fall von Janne Friederike Meyer-Zimmermann, auf die „Maternal Leave Rule“, also die Regelungen zu einem „Mutterschaftsurlaub“ vom internationalen Sport. Dabei geht es vor allem darum, wie mit der Vergabe der Weltranglistenpunkte umgegangen wird.

„Maternal Leave“-Regelung verhindert Start in Ludwigsburg

Diesen Mutterschaftsurlaub hatte Jessica von Bredow-Werndl beantragt. Nun wollte sie früher als ursprünglich angedacht und auch bei der FEI angemeldet wieder starten. „Ich kenne das Reglement und hätte mit einem Start in Ludwigsburg in Kauf genommen, die entsprechenden Ranglistenpunkte zu verlieren. Jetzt gar nicht starten zu dürfen, finde ich ungerecht. Die Entscheidung kann ich angesichts des Wortlauts der FEI-Regelung nicht nachvollziehen.“

Im Artikel 2.3 der FEI-Regelung ist definiert, dass der Mutterschutz minimal sechs Monate andauern soll. Wenn dieser Schutz kürzere Zeit in Anspruch genommen wird, bleibe keiner der Punkte aus den entsprechenden Monaten des Vorjahrs erhalten.

Das FEI Reglement sieht zwei Szenarien vor: Die Reiterin beantragt keine „Maternal Leave“ und steigt nach freiem Ermessen wieder in den Turniersport ein. Dabei verliert sie wie jeder andere Nichtstarter aber Weltranglistenpunkte. Wer die Mutterschutzregelung in Anspruch nimmt, kann die Hälfte der Weltranglistenpunkte behalten – vorausgesetzt, so die FEI-Argumenation – das halbe Jahr wird nicht unterschritten.

FN fordert Umformulierung von Babypause-Regelung

Jessica von Bredow-Werndl und der Weltreiterverband haben also unterschiedliche Auffassungen zur Auslegung der Regeln. Rückendeckung erhält die Sportlerin aus Bayern von der FN. FN-Justitiarin Constanze Winter meint laut einer Pressemitteilung zur Causa Babypause, die FEI lege die Regelung nicht korrekt aus. Winter wird zitiert: „Unsere Interpretation der Regelung ist, dass wenn Athletinnen Mutterschaftsurlaub beantragen, die FEI mindestens sechs Monate gewähren muss. Demgegenüber ist nicht geregelt, dass eine Athletin auch sechs Monate pausieren muss. Die Sportlerinnen können ihn also früher beenden. Mit dem Monat, in dem sie das erste Mal wieder starten, endet der Erhalt der alten Punkte aus dem vorherigen Anrechnungszeitraum.“

Winter mahnt an, nicht ein Sportverband, sondern Ärzte sollten die Entscheidung treffen, wann eine Mutter nach der Geburt, wieder turniersportlich agieren kann. „Der Sinn und Zweck der Vorschrift besteht darin, dass den Athletinnen und Athleten aus einer gesundheitlich bedingten Pause keine Nachteile erwachsen sollen. Sie müssen nur für die Dauer der gesundheitlichen Verhinderung geschützt werden. Wie lange diese sein muss, können die Ärzte am besten entscheiden.“

Weil die „Maternity Leave Rule“ in den vergangenen Monaten im internationalen Pferdesport vermehr zu Diskussionen geführt hat, plant die FN nun, einen gemeinsam mit Aktiven und Ausschüssen entwickelten Vorschlag zur Änderung und Flexibilisierung der Regel im kommenden Jahr bei der FEI einzureichen.

Als eine der ersten die reagiert hat, meldete sich Janne Friederike Meyer-Zimmermann auf Instagram zu Wort. Sie hatte unter dem Hashtag #equalequest gegen die FEI-Regelung, von der sie selbst benachteiligt war nach der Geburt ihres Sohns, auf Instagram aktiv gemacht. Heute erklärt sie sich unter der Überschrift „Skandal im Dressursport!“ mit ihrer Kollegin aus dem Viereck solidarisch.

Juristisch wäre es noch möglich, dass Jessica von Bredow-Werndl versucht, die Klärung des Startverbots wegen der Auslegung des Paragraphen zur Babypause vorm FEI-Tribunal zu erwirken. Vor dem Turnier in Ludwigsburg ist das aber nicht realistisch. So verzichtet sie auf Rechtsmittel und meldet sich mit dem Statement auf den Sozialen Medien, dass sie bedauerlicherweise ihre Teilnahme zurückziehen müsse. „Ich bin sehr traurig, meine Pferde nicht an den Start bringen zu dürfen. Ich wünsche mir für die Zukunft (für meine Kolleginnen), dass das Reglement angepasst wird.The Global Destination For Modern Luxury | air jordan 1 dior cheap

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Pferdeanwalt

    Frau Bredow-Werndl hätte eine Einstweilige Verfügung bewirken können und das dann in Ruhe später ausfechten können…..vielleicht möchte man aber auch nicht der allmächtigen FEI vor den Kopf stoßén?!


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