Vierbeinige Superstars hat das Nordrhein-Westfälische Landgestüt Warendorf in den vergangenen Jahrzehnten einige gehabt. Aber unter den Zweibeinern ragte einer mit besonderen Talenten heraus: Obersattelmeister Georg Frerich alias Georg August Schulte Quaterkamp. Er ist jetzt Rentner.
Als der „kleine“ Georg Frerich, Jahrgang 1959, sich 1975 im Nordrhein-Westfälischen Landgestüt vorstellte, war er noch minderjährig. Bis aus dem Landgestüthilfswärter, der am 1. September 1975 in Warendorf seinen Dienst aufnahm der Obersattelmeister (2013)Georg Frerich und vor allem der reimende Georg August Schulte Quaterkamp – und auch gut fotografierende! – „Promi“ unter den Bediensteten des NRW-Landgestüts wurde, war es ein langer Weg. Der ist nun zu Ende. Nach über 48 (!) Dienstjahren wurde Obersattelmeister Georg Frerich im Rahmen einer kleinen Feierstunde „in den verdienten Ruhestand“ verabschiedet, schreibt das Landgestüt.
Gestütsleiter Dr. Felix Austermann sagte: „Über Dekaden waren Sie ein Aushängeschild des NRW Landgestüts und haben durch Ihr Wirken die Pferdezucht in Nordrhein-Westfalen maßgeblich beeinflusst“. Was wie eine Floskel zum Dienstende klingt, lässt sich im Falle Frerich dokumentieren.
Bevor er auf dem Rücken des Kaltblüters Hurrican zum reimenden Hippophilosophen Georg August Schulte Quaterkamp avancierte, hatte er unter anderem den Stempelhengst Florestan in seiner Obhut. Mehr als 250 gedeckte Stuten in einer Saison meldete Frerich damals dem Landstallmeister. Und das in einer Zeit, in der die Landbeschäler noch im Natursprung wirkten.
Auch die seinerzeit populären Hengste Parademarsch und Discostar betreute Georg Frerich. Er selbst stammte von einem Hof in Herzebrock, den seine Schwester Irmgard übernahm und bis heute weiterführt. Frerich selbst hat zwei Töchter. Seine Frau hat lange in der Abteilung Zucht der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gearbeitet.
Kult: Morgens Georg Frerich, nachmittags Georg August Schulte Quaterkamp
Auch jenseits der Stadtgrenze von Warendorf bekannt wurde Georg Frerich als Georg August Schulte Quaterkamp. Auf dem Rheinisch-Deutschen Kaltbluthengst Hurrican reimte er alswestfälischer Bauer ab 2004, was das Zeug hielt. Als Erfinder des „Dressurreiterrennsitzes“ brachte er Tausende zum Lachen. Das besondere an seiner „hippologischen Lyrik“: Was vordergründig wie Knittelverse klang, enthielt viel tiefe Wahrheit und bewies das Gespür des Verfassers für den Stand der Dinge in Sachen Reiterei und Umgang mit Pferden. Zwei Bücher sind so entstanden (siehe unten).
In einem weiteren Bereich konnte Obersattelmeister Georg Frerich darüber hinaus das NRW-Landgestüt in Szene setzen: Als Fotograf, der auch im Umgang mit der Videokamera Geschick bewies.
Ein Gedicht zur Pferdezucht von Georg Frerich
Moderne Zeiten
Schön ist das nicht, geht aber schnell.
Der Hengst kommt heute virtuell.
Mit dem Finger auf der Maus
such ich mir das Erbgut aus,
das meine Zucht nach vorne bringt.
Und weil mein Stütchen nicht gern springt,
ansonsten brav ist, aber stur,
wähl ich die Topliste Dressur!
Ich klick’ mich durch. Ich loade down.
Und tags darauf am Gartenzaun
treffen im Zwei-Stunden-Takt,
gekühlt und styroporverpackt,
die ersten Samenproben ein.
Kein Hengst will hier der Letzte sein.
Drangeklebt und kostenfrei
gibt’s Videos und Bilder bei,
wo teure Fohlenproduzenten
so tun, als ob sie traben könnten.
Superlativberieselung
weckt aus dem Off Begeisterung.
Die Zeitlupe gibt mir den Rest.
Frau Turner singt: “Simply the Best”
Hufe, Schweife, Träume fliegen:
Mein Fohlen soll in Aachen siegen!!!
Das war der Stute leider nie vergönnt. – Die hatte Ataxie und vorne einen Sehnenschaden.
Auch ließ sie sich nie gern verladen.
So blieb ihr Einsatz national
beschränkt auf ihren Offenstall.
Da steht sie nun. Sie geht nicht tot.
Sie kriegt „Hartz IV“ – sprich Gnadenbrot.
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