Pferd des Monats: das blinde Pony Joschi

Von
Joschi66

Das blinde Pony Joschi mit seiner Besitzerin Michelle Menger (© Tara Gottmann)

Ein Ponywallach zeigt, was er draufhat: Joschi hat sich bei seinem ersten Start in einer Working Equitation-Prüfung direkt den Sieg gesichert. Das Besondere: Er ist komplett blind.

Dreizehn Jahre lang hat Joschi, der offiziell Amigo heißt, ein ganz normales Ponyleben geführt. 2016 ist er dann aber an den Folgen einer periodischen Augenentzündung komplett erblindet. Beide Augen mussten ihm entfernt werden. Seine Besitzerin aus Norderstedt bei Hamburg, Michelle Menger (28), kennt Joschi schon sehr lang. Für sie war klar, dass sie ihm trotz des gravierenden Handicaps ein schönes Leben ermöglichen möchte.

„Joschi war am Anfang sehr panisch und hat sich nicht aus seiner Box herausgetraut“, erinnert sie sich an die Zeit nach der Erblindung. „Wir haben ihm Zeit gegeben und es wurde dann schnell besser. Er kam in einen Offenstall in eine kleine Herde und dort haben wir ihn Schritt für Schritt an seine Umgebung gewöhnt bis er sich selbstständig überallhin bewegen konnte.“

Frührente? Dein, danke!

Nach rund einem Jahr merkte Michelle Menger, dass Joschi noch nicht bereit ist für ein Leben als Frührentner, er wollte beschäftigt werden. Deshalb begann sie mit Bodenarbeit und brachte Joschi Stimmkommandos bei. Irgendwann stieg sie auch wieder in den Sattel. „Beim ersten Mal war mir schon etwas mulmig zumute, aber es hat auf Anhieb super geklappt. Man muss nur immer konzentriert sein, wenn man ihn reitet, ihn mit den Hilfen unterstützen und anleiten und vor allem auf die Bodengegebenheiten achten. Das funktioniert super, auch im Gelände.“ Mittlerweile startet Michelle Menger mit Joschi, der eine eigene Instagram-Seite hat (#blindhorsejoschi), auch auf Turnieren.

Slalom und Brücke, kein Problem

Beim Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg gingen sie in der dort erstmals ausgeschriebenen Working Equitation-Prüfung an den Start. Im Trail mit den Stationen Slalom, Brücke, Pferch und Garrocha bekamen sie 92,5 von 100 möglichen Punkten – das war der Sieg. Die beiden meistern die Aufgaben mit genauen Richtungsangaben und Stimmkommandos – und ganz viel Vertrauen. „Wenn es eine Erhöhung gibt, wie etwa bei der Brücke, dann gebe ich ihm ein Stimmkommando – so etwas wie „Achtung, Stufe rauf‘ oder ,Stufe runter‘ und tippe ihn mit der Gerte an der Schulter an. Das habe ich ihm beigebracht.“

Blindes Vertrauen

Vielen fällt gar nicht auf, dass der Wallach blind ist. Besonders stolz ist Michelle Menger, dass sich Joschi in einer Prüfung in Bad Segeberg auf Kommando hingelegt hat. Mehr Verbindung kann man zu einem Tier wohl kaum haben. Joschi – die Plattitüde sei erlaubt, weil sie in diesem Fall so gut passt – vertraut seiner Besitzerin wirklich blind.

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Laura BeckerRedakteurin

Nach der Lehre zur Pferdewirtin „Klassische Reitausbildung“ und Coach für Longier- und Reitabzeichen Studium der Germanistik. Anschließend Volontariat beim St.GEORG. Mutter von zwei Söhnen, verantwortet alle Themen rund um die Berufsreiterei. Auch Tipps und Hilfen in punkto Pferde- und Reiterausbildung sowie Recherchen rund ums Pferd gehören zu ihrem Aufgabenbereich.

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