Reitmeister wird man nicht, zum Reitmeister wird man ernannt. Und zwar dann, wenn man als Reiter wie als Ausbilder außergewöhnliches geleistet hat. Der erlesene Kreis hat nun ein Mitglied mehr: Claus Erhorn.
Heute ist Claus Erhorn als Hannoveraner Landestrainer Vielseitigkeit im Einsatz. Doch in den 1980er-Jahren war er in der ganzen Welt zuhause. 1984 gehörte er mit der Holsteiner Stute Fair Lady zur Mannschaft, die bei den Olympischen Spielen in Los Angeles sensationell die Bronzemedaille holte.
Im Jahr darauf belegte das Paar Platz sechs in Badminton und bei den Europameisterschaften in Burghley wurde es wieder Mannschaftsbronze.
1986 war WM Jahr. Gawler in Australien war damals Austragungsort und es wurde ein starker siebter Platz für das Paar.
Nach Fair Lady kam der Rappe Justin Thyme, mit dem er 1987 in den Europameisterschaftsteam berufen wurde, das wieder mit Bronze dekoriert heimkehrte.
1988 dann der größte Erfolg seiner Karriere: olympisches Mannschaftsgold in Seoul, Rang vier in der Einzelwertung.
Ehrung durch den Gold-Kollegen
Mit ihm damals im Team ritt Thies Kaspareit auf Sherry, heute Leiter der FN-Abteilung Ausbildung. Kaspareit war es, der Claus Erhorn nun anlässlich des Reiter- und Sponsorenempfangs bei den Luhmühlen Horse Trials zum „Reitmeister“ ernannte.
In seiner Laudatio sagte Kaspareit: „Nach 56 Jahren wurde Deutschland erstmals wieder Mannschaftsolympiasieger und Du schrammtest außerdem haarscharf an der Einzelmedaille vorbei: Platz vier in der Einzelwertung. Für einen deutschen Vielseitigkeitsreiter dieser Zeit war diese Erfolgsgeschichte sehr, sehr außergewöhnlich.“
Kaspareit erzählte weiter, dass Erhorn für sie immer ein sportliches Vorbild gewesen sei, „weil bei Dir akribische Trainingsplanung und Trainingsfleiß gepaart mit Horsemanship und ästhetischem, klassischem reiterlichen Können einfach gegeben war.“
Erhorns Werdegang
Das kam nicht von Ungefähr. 1959 kam Claus Erhorn in Hamburg-Harburg zur Welt und wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf. Pferde gehörten von Anfang an dazu. Dass sie auch beruflich sein Lebensinhalt sein sollten, stand für Erhorn früh fest. Er absolvierte eine Ausbildung zum Pferdewirt auf dem Gestüt Neritz bei Hans Jörg Böhmer.
Nach erfolgreich bestandener Prüfung leistete Erhorn seinen Wehrdienst an der Sportschule der Bundeswehr ab und ging dann nach Vechta an die Landesreitschule, die damals vom späteren Busch-Bundestrainer Hans Melzer geleitet wurde. Drei Jahre als Bereiter im Pferdezucht- und Reitverein Luhmühlen folgten, ehe Erhorn sich bei Familie Koch in Vierhöfen selbstständig machte.
Von hier aus startete seine große Karriere in der Vielseitigkeit. Gelernt hat Erhorn auf seinem Weg von vielen großen Reitern und Ausbildern: Christian Engfer, Uwe Wichmann, Rosemarie Springer, Horst Karsten und Martin Plewa.
Erfolgreicher Trainer
Erst 1990, nachdem er längst einen gut gefüllten Trophäenschrank hatte, kam die Stensbeckplakette für seine ausgezeichnete Meisterprüfung hinzu. Ein Jahr später wurde Erhorn Ausbilder in Luhmühlen und seit 22 Jahren gibt er seinen reichen Wissens- und Erfahrungsschatz nun als Landestrainer an die Buschreiter des Landesverbands Hannover weiter.
Anlässlich seines 20-jährigen „Dienstjubiläums“ zeichnete der Niedersächsische Reiterverband Erhorn mit der Goldenen Ehrennadel aus. Kaspareit: „Auch deshalb, weil Du Dich mit besonders viel Herzblut für die Förderung des Vielseitigkeitsreiter-Nachwuchses eingesetzt hast. Besonders herauszuheben ist das, was Deine reiterliche Karriere, aber auch Deine Trainertätigkeit bis heute ausmacht. Wie Du Dich als hochkompetenter Landestrainer, mit voller Konzentration und Hingabe um jeden einzelnen Schüler und jedes einzelne Pferd gekümmert hast.“
Die Ergebnisse sprechen für sich. Die Reiter, die durch Erhorns Schule gegangen sind, feierten Erfolge von der Goldenen Schärpe bis hin zu Junge Reiter-EMs.
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