Reitmeister zum Thema Hobby Horsing und was die FN dazu sagt

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Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) will über das Thema Hobby Horsing (= Steckenpferde reiten) den Nachwuchs für den Reitsport begeistern. Das sehen renommierte Ausbilder von Reitern und Pferden mit Besorgnis. Die FN fühlt sich missverstanden und stellt klar.

Pferd spielen auf dem Schulhof, auf dem Fahrrad nach Hause reiten – leider konnte man ja nicht 24/7 im Stall verbringen, aber im Kopf waren die geliebten Vierbeiner immer dabei. Da wurden Besenstangen zwischen Bäume im Garten geklemmt, Gräben ausgehoben und Mauern errichtet, um sich einen richtigen Parcours zu bauen. Teppiche wurden zu Dressurvierecken und wer sagt eigentlich, dass man auf Stühlen nicht im Galopptakt kippeln kann?

Früher war das ein Spiel, bei dem jederzeit klar war, dass es eigentlich nur ein fauler Kompromiss war, mit dem man die Zeit überbrückte, bis man endlich wieder mit den geliebten Tieren aus Fleisch und Blut zusammen sein konnte. Inzwischen ist aus dem Spiel mehr oder weniger Ernst geworden. Denn die FN hat Hobby Horsing als Nachwuchsförderprogramm entdeckt.

Hobby Horsing ist in der WBO verankert. Wie die entsprechenden Turniere durchzuführen sind, hat die FN dort festgelegt.

Das sagen die Ausbilder

Das ist eine Entwicklung, die mit Sorge betrachtet wird. Bereits in St.GEORG 1/2024 hatte sich der Vorsitzende des Deutschen Reiter- und Fahrer-Verbandes, Reitmeister Hubertus Schmidt, zu dem Thema geäußert. Er findet zwar das Ziel, Kinder mit diesem Trend für den Reitsport zu begeistern „grundsätzlich richtig“, hat aber auch Bedenken.

„Wenn die FN sich dessen so prominent annimmt und Prüfungen ausschreibt, dann darf die Altersbegrenzung maximal bei zwölf Jahren liegen. Bis zu diesem Alter kann man Kindern durch das Hobby Horsing den Reitsport näherbringen und es kann auch eine gewisse Zeit überbrückt werden, bis sich die Möglichkeit ergibt, richtige Reitstunden nehmen zu können. Aber über zwölf Jahren sehe ich das Problem, dass wir die Heranwachsenden anstatt ans Pferd dadurch eher vom Pferd wegbringen.“

Das ist auch die Befürchtung des Geschäftsführers des Deutschen Reiter- und Fahrer-Verbandes (DRFV), Fabian Scholz: „Meiner Ansicht nach ist das eine Modesportart, die mit unserem Sport gar nichts zu tun hat, und die nun organisiert werden soll in der Hoffnung, dass einer beim Pferd bleibt. Aber wir fragen uns, warum sich die FN mit so etwas überhaupt auseinandersetzt und wie sie sich die Brücke vom Holz- zum richtigen Pferd vorstellt.“

Scholz betont, dass der DRFV und die Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) die Bestrebungen befürwortet, Kinder weg vom Computer und in Bewegung zu bekommen. Es sei auch nachvollziehbar, dass Wartezeiten mit Hobby Horses überbrückt werden, um sie bei der Stange zu halten. Aber auf Turnieren? „Das halte ich für eine Groteske des Sports“, so Scholz.

Als Betreiber eines eigenen Reitstalls könne er das wirtschaftliche Interesse, das Reitschulen an Hobby Horses haben, durchaus nachvollziehen. „Wir befürchten allerdings, dass Reitvereine ihre Ponys irgendwann abschaffen, weil sich mit Hobby Horses auch Geld verdienen lässt. Und sie kosten nicht. Das sehen wir mit großer Sorge.“

Am 17. Januar hat sich auch das „Team Balkenhol“ in den Sozialen Medien zum Thema geäußert und fragt: „Wo führt die FN unseren Reitsport hin, im vergangenen Jahr ist die deutsche Reitlehre zum Immateriellen Kulturerbe ernannt worden und statt sich das zu Nutze zu machen und einen Antrag auf Gelder für Reitschulen zu stellen, nimmt sie sich des Hobbie Horsings an und merkt anscheinend nicht, dass sie uns allen das Wasser abgräbt.“

Reiten lernen habe mit Gefühl zu tun und nicht damit, „mit Holzstöcken herumzulaufen“. Der Reitsport werde durch die Ethik im Umgang mit dem Lebewesen Pferd geprägt und sei aus diesem Grund persönlichkeitsfördernd. Das Team Balkenhol betont: „Wir wehren uns mit aller Kraft gegen diesen Trend.“

Das sagt die FN

Es kursierten auch Gerüchte, dass es seitens der FN Bestrebungen gebe, Hobby Horses als Turnierpferde eintragen zu lassen. Dem ist nicht so, wie uns auf Nachfrage nachdrücklich versichert wurde.

Richtig sei allerdings, dass derzeit die Ausbildungsprüfungsordnung überarbeitet wird (APO). Ob und wenn ja wie sich das Thema Hobby Horsing darin niederschlägt, ist noch offen. Die Initiative hierfür sei allerdings vom Gesamtverband, also auch den Landesverbänden ausgegangen. Dass Kinder demnächst Reitabzeichen mit Hobby Horses machen, stehe nicht zur Debatte.

In einem Statement seitens der FN hieß es auf Nachfrage: „Hobby Horsing ist gedacht als ergänzendes Angebot, um Kinder spielerisch mit dem Thema Pferd in Kontakt zu bringen bzw. zu halten. Aber es kann natürlich die Ausbildung mit dem Pferd in keiner Weise ersetzen. Das war nie beabsichtigt und es gibt auch keinerlei Bestrebungen in dieser Richtung.“

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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