Reitschulen sollen unterstützt werden. Deshalb startet die FN die bundesweite Initiative „100 Schulpferde plus“. Das Herzstück des Projekts: finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung von Schulpferden.
Die Situation der deutschen Reitschulen ist angespannt. „Wenn nichts passiert, werden in wenigen Jahren etwa 20 bis 30 Prozent der Betriebe, die Schulpferde haben und Reitunterricht anbieten, schließen müssen“, so Thomas Ungruhe, Leiter der FN-Abteilung Pferdesportentwicklung. Allein während der Pandemie sei die Anzahl der Schulpferde in Deutschland um rund 10.000 geschrumpft. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Platz in einer Reitschule habe sich von 3,7 auf 4,4 Monate erhöht. „Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen für die Vereine und Betriebe. Es wird immer schwieriger, geeignete Schulpferde und auch Fachpersonal zu finden. Die laufenden Kosten steigen außerdem immer weiter.“
Projekt über drei Jahre
Wenn nichts unternommen wird, werden die Auswirkungen des Dilemmas weitreichende Konsequenzen haben. Da sind sich alle sicher. Ohne Schulpferde und Reitschulen findet der reiterliche Nachwuchs nicht den Einstieg in den Sport. Schon vor drei Jahren hatte die FN darum gemeinsam mit HKM, Effol und BSI eine Schulpferde-Initiative gestartet und nicht nur Schulpferdeturniere, sondern auch Seminare für Ausbilder angeboten.
Nun will die FN einen noch größeren Schritt gehen: Mit „100 Schulpferde plus“ kündigt sie ein „Meilenstein-Projekt“ an. Drei Jahre lang dauert es. In diesem Zeitraum werden Reitschulen mit mindestens 1000 Förderleistungen – optional aber noch mehr – unterstützt. „Hier handelt es sich um ein großes Bundesprojekt, das alle Kräfte bündeln wird“, betont Ungruhe.
Mindestens 1000 Förderleistungen
Das Konzept: Unterteilt in zehn verschiedene Maßnahmenpakete werden mindestens 1000 Sach- oder Sponsoringleistungen an deutsche Vereine mit Reitschulbetrieb ausgeschüttet. Zu den Leistungen zählen die Bezuschussung von mindestens 100 Schulpferden in Höhe von je 5000 Euro bei der Anschaffung. Aber auch Futter für Schulpferde, Einstreu, Krankenversicherungen für die Pferde, Reitschul-Betriebsberatungen, Weiterbildungs-Seminare, Ausrüstungs-Pakete und die Bezuschussung von Trainerausbildungen.
All diese Maßnahmen werden mithilfe von Sponsoren ermöglicht – viele sind schon jetzt im Boot, wie Georg Ettwig, Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation der FN, berichtet. „Dank der Unterstützung unserer Partner haben wir bereits die Zusagen für viele der geplanten Maßnahmen erhalten. Genauer gesagt, liegen wir schon jetzt bei einer zugesagten Fördersumme von fast einer Million Euro. Das stimmt uns optimistisch. Denn auf Dauer ist es unser Wunsch, noch viel mehr Reitschulen zu fördern. Daher auch das ‚Plus‘ im Projekttitel: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die angepeilten 100 bezuschussten Schulpferde sollen nur der Anfang sein“, so Ettwig. Und auch die FN beteiligt sich am Projekt. Sie gewährt 100 kostenfreie Eintragungen als Turnierpferd für Schulpferde pro Jahr. Und stellt mit ihrem Tochterunternehmen, dem FNverlag, kostenfreie Lehrbuch-Pakete bereit.
Am Projekt teilnehmen können Vereine mit Reitschulen und Vereine mit Reitschulen in Betriebskooperation, die Mitglied im Landespferdesportverband sind. Sie alle können sich unkompliziert online bewerben und sind anschließend für die gesamte Projektdauer im sogenannten „Lostopf“. Im Drei-Monats-Rhythmus werden Maßnahmenpakete ausgeschüttet. Darüber, welche Reitschulen von der Unterstützung profitieren, entscheidet das Los. Die Reitschulen können schon bei der Anmeldung angeben, welche Maßnahmenpakete für sie relevant wären.
Schulpferden eine Bühne geben
Flankiert wird „100 Schulpferde plus“ durch ein umfangreiches Kommunikationskonzept. Das Schulpferd solle wieder „eine Bühne erhalten“ und mehr in den Mittelpunkt rücken, erklärt Ungruhe. „Das Schulpferd ist die Instanz, die uns Reiterinnen und Reiter alle vereint. Fast jede reiterliche Laufbahn beginnt auf dem Rücken eines Schulpferdes. Diese besondere Bedeutung der Schulpferde und Reitschulen möchten wir honorieren“, sagt Ettwig. Darum sollen die Schulpferde zukünftig auch auf allen Kommunikationskanälen der FN eine größere Rolle spielen.
Am 4. November geht „100 Schulpferde plus“ offiziell an den Start; die erste Ausschüttung folgt nur wenige Wochen danach. Potenzielle Unterstützer und Sponsoren sind herzlich willkommen, sich mit der FN in Verbindung zu setzen und sich weiter über das Projekt zu informieren. Und auch Reitschulen, die schon jetzt Fragen haben, können sich an die Deutsche Reiterliche Vereinigung wenden.
„Wir hoffen, dass wir mit diesem groß angelegten Projekt eine echte Entwicklung bewirken können“, sagt Thomas Ungruhe. „Schulpferde sind unsere Alltagshelden. Gemeinsam gehen wir es an.“
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