Sohn Peder wurde 2017 Springreiter-Europameister, gewann 2016 Olympia-Silber und siegte auch schon in Luhmühlen. Sein Vater, Professor Ingvar, forscht seit Jahrzehnten rund ums Pferd. Grund genug für St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer, die Fredricsons in Schweden zu besuchen: lesen Sie hier einen Auszug der Reportage, die in Ausgabe 10/2020 erschienen ist.
Vom Sattel aus kann Peder Fredricson die Ostsee schimmern sehen, in weiter Ferne, aber immerhin. Davor das südschwedische Hügelland, auch in Zeiten, in denen der Rest Europas auf verdorrte Wiesen schaut, noch in sattem Grün. Eine Autostunde östlich von Malmö liegt die Provinz Sörmland, südschwedische Idylle. Doch dafür hat Peder jetzt keinen Blick. Konzentriert und in ruhigem Trab steuert der 48-Jährige den neunjährigen Schimmelhengst Crusader Ice über einen kleinen Waldweg gleich neben seiner Reitanlage in Grevlunda. Bergauf, bergab, eine Volte rechts um eine Eiche, dann links um eine Buche, eine Acht um beide, dann aus dem Galopp ein Sprung über einen schmalen überbauten Graben und hinauf auf den Hügel durch eine Obstplantage zu einer weitläufigen Wiese.
Spielerisch und mühelos sieht das aus. Der große schlanke Reiter und der muskulöse Hengst v. Cabachon, übrigens ein mütterlicher Halbbruder von Meredith Michaels-Beerbaums Fibonacci, verstehen sich ohne sichtbare Hilfen, ohne scharfe Zäumung und Sporen. Und trotzdem sieht man, wie das Pferd arbeitet, sich biegt, die Hinterbeine aktiviert, um sich vorne tragen zu können. Crusader Ice schnaubt ab, darf sich zwischendurch immer wieder in die Tiefe strecken. Das ist ganz unspektakulär, aber ohne Zweifel Training und kein Freizeitvergnügen. Unwillkürlich kommt dem Betrachter der Spruch des unvergessenen Ausbilders Paul Stecken in den Sinn: „Richtig Reiten reicht.“
Als der Schimmel nach einer Dreiviertelstunde wieder im Stall steht, hat er mindestens auf drei verschiedenen Böden gearbeitet, auf einem federnden, mit feinkörnigem Kies befestigten Waldweg, auf Sandboden zwischen den Apfelbäumen, auf elastischem Grasboden. Genau darin sieht Peder Fredricson den Sinn des von ihm vor vier Jahren angelegten rund 2000 Meter langen und zwei Meter breiten Trails. Ein Teil eines Trainingsprogramms, das die langfristige Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Pferde erhalten soll. „Durability“ sagt er, gemeint ist Nachhaltigkeit. Also Pferde ohne Verschleiß lange im Sport einsetzen zu können. „Pferde müssen immer wieder auf verschiedenen Böden gearbeitet werden, heute findet der Sport ja meist auf Kunstsand statt, aber der Wechsel ist wichtig, um Sehnen, Knorpel und Gelenke gesund zu erhalten.“ Auch das Nervenkostüm profitiere, wenn Pferde mal etwas anderes sehen als Halle und Reitplatz.
Wie Vater Ingvar Fredricson, Veterinärprofessor und langjähriger Leiter des schwedischen Staatsgestüts Flyinge mit einem Projekt die Aufzucht junger Sportpferde verbessern will und was es mit Peder Fredricson als Habicht-Dompteur auf sich hat, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe (Oktober) im St.GEORG.
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