Eigentlich stand Benjamin Werndls WM-Partner Famoso auf der Teilnehmerliste des Festival 4 Dressage in Aachen. Doch er war nicht dabei. Nun gibt es schreckliche Nachrichten aus Aubenhausen.
„Ich möchte das nicht schreiben, ich möchte das nicht wahr haben. Und doch muss ich euch schweren Herzens sagen: Famoso lebt nicht mehr.“ So beginnt der Instagram-Post von Benjamin Werndl, mit dem er sich von seinem Erfolgspferd verabschiedet, das ihn acht Jahre lang begleitet hat. „Wir wissen nicht genau, wie es passiert ist. Plötzlich stand er auf dem Paddock auf drei Beinen. Trümmerbruch. Keine Chance auf Heilung. Wir mussten ihn erlösen.“
Jeder, der es schon mal erlebt hat, weiß wie furchtbar es ist, ein Pferd zu verlieren. Das ist bei jedem Pferd so. Egal, ob es ein Star war wie Famoso oder einfach der beste Kumpel, der einen täglich wiehernd begrüßte. Doch Famoso war beides, ein Star und ein Kumpel. „Eine Welt bricht für mich zusammen“, so Werndl weiter. „Er war so besonders. So intelligent, so verschmitzt, so verspielt, so frech und so süß. Und so talentiert. Wir hatten noch so viel vor, vor allem dieses Jahr.“
Es war kein Geheimnis, dass Werndl davon träumte, zusammen mit seiner Schwester in einer Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris an den Start zu gehen. Bei der WM 2022 gab Werndl mit Famoso sein Championatsdebüt bei den Senioren, war bester Deutscher, holte Bronze mit der Mannschaft und lieferte in jeder Prüfung eine neue persönliche Bestleistung mit dem Oldenburger Farewell III-Sohn aus der Zucht von Lambertus Schnieder aus Molbergen.
Letztes Jahr musste der Wallach verletzungsbedingt pausieren. Im Winter meldete er sich zurück. In Frankfurt ging er sein erstes internationales Turnier. Er war topfit. So fit, dass er im Viereck ein bisschen „dreijährig“ wurde. Aber die Momente, in denen er seine Aufmerksamkeit von den Weihnachtsmännern am Vierecksrand zurück zu seinem Reiter lenkte, brachten einen ins Schwärmen. Das war Dressur, wie sie sein sollte. So konnte Famoso sich präsentieren – mit federleichten Piaffen und Passagen, kein spektakuläres Gestrampel, einfach harmonisches Schwingen. Dazu die gespitzten Ohren und dieses Gesicht, das den Eindruck vermittelte, das alles da zwischen A und C sei doch eigentlich nur eine spaßige Abwechslung. Famoso zeigte: Doch, Dressur geht auch mit und nicht gegen das Pferd.
Das wird seinen Fans fehlen. Seinen Menschen in Aubenhausen – neben Benjamin Werndl vor allem auch Pflegerin Aniko Hornik und Besitzerin Flora Keller – werden sicher noch viel mehr Dinge fehlen.
Unser aufrichtiges Mitgefühl nach Aubenhausen!
Famosos Werdegang
Gekört, kastriert, Weltklasse – Was die wenigsten wissen: Famoso wurde 2011 in Oldenburg gekört. Im Dezember 2012 legte er die Hengstleistungsprüfung ab. Das Ergebnis damals: Interieur: 8,5, Trab: 6,75, Galopp: 7,5, Schritt: 7,5, Rittigkeit: 8,25, Springanlage: 7,25. Die Endnote von 7,55 beweist: Wahre Qualitäten in Sachen Dressurveranlagung werden bei diesen Prüfungen nicht wirklich erkannt. Die Kastration folgte und machte den Weg frei in Richtung einer großen Karriere.
Seine erster Turnierstart war gleich ein Sieg: Tim Kressdorf ritt den damals Vierjährigen in Schuby unweit der dänischen Grenze in einer Reitpferdeprüfung. Noch im selben Jahr platzierte Derby-Sieger Falk Rosenbauer den Braunen beim Oldenburger Landeschampionat im Schlosspark von Rastede.
Dann wechselte der Wallach in etwas südlichere Gefilde: Laura Hesse ritt den Oldenburger in Dressurpferdeprüfungen Klasse A bevor der Farewell III-Sohn siebenjährig über eine weitere Station nach Aubenhausen ging.
Im August 2016 gaben Benjamin Werndl und Famoso OLD ihr gemeinsames Turnierdebüt auf M2*-Niveau, im Dezember gewannen sie ihre erste S-Dressur. Im April 2017 folgte dann der erste internationale Start: Sieg im Prix St. Georges in Mariakalnok in Ungarn. Beständig platzierte sich das Paar in der kleinen Tour.
Mit ersten Auftritten in Intermédiaire A und II pirschten sich beide dann in Richtung Grand Prix. Für ihren Einstand in der Königsklasse wählten die Jungs aus Aubenhausen dann gleich eine Großveranstaltung: Horses and Dreams im April 2018. Im Kurz-Grand Prix, Qualifikation für den Louisdor Preis, wurden beide in Hagen am Teutoburger Wald Dritte. In München-Riem und Wiesbaden gab es dann die ersten goldenen Schleifen auf S3*-Niveau. Zum ersten „echten“ Grand Prix gingen die beiden Anfang September auf Gut Ising ins Viereck und siegten auch da.
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