Schon seit mehreren Jahren läuft gegen Paul Estermann, früherer Championatsreiter der Schweiz, ein Gerichtsverfahren wegen Tierquälerei. Nun gibt es ein rechtskräftiges Urteil.
Bereits im Oktober 2018 hatte die Schweizer Tageszeitung Blick.ch Fotos veröffentlicht von Verletzungen eines Pferdes, für die der bekannte Schweizer Springreiter Paul Estermann verantwortlich gewesen sein soll. Knapp ein Jahr später wurde Estermann von der Staatsanwaltschaft Sursee erstmals wegen „mehrfacher Widerhandlungen gegen das Tierschutzgesetz“ verurteilt. Estermann erhob Einspruch, die Angelegenheit ging in die nächste Instanz, das Bezirksgericht Willisau.
Auch hier wurde Estermann für schuldig befunden. Bereits in erster Instanz war Estermann zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Die wurde vom Bezirksgericht Willisau noch angehoben. Doch Estermann ging erneut in Berufung. Er erklärte, er sei unschuldig und forderte einen Freispruch. So landete die Sache vor dem Kantonsgericht Luzern.
Hier bestätigte man das Urteil der vorherigen Instanzen in Teilen. In zwei Vorfällen wurde Estermann jedoch freigesprochen. Er legte dennoch Beschwerde ein. Die Sache ging vors Bundesgericht, das Estermann im Frühjahr 2022 in Teilen recht gab. So musste das Kantonsgericht Luzern die Sache wieder aufrollen.
Im Dezember 2022 fand die Verhandlung statt. Das Strafmaß wurde angepasst. Bis zum 13. Januar 2023 hätte Estermann Zeit gehabt, Beschwerde einzulegen. Da dies nicht geschehen ist, ist das Urteil nun rechtskräftig. Erledigt hat sich die Sache für ihn deshalb aber noch nicht.
Verband hat Sperre beantragt
Nachdem das Urteil nun rechtskräftig geworden ist, hat der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) bei der zuständigen Sanktionskommission des Verbandes (SAKO) die vorläufige Sperre von Estermann beantragt. Man habe die SAKO aufgefordert, „diesen Antrag dringlich zu bearbeiten“, so der SVPS in einer Presseerklärung. Man erwarte eine Entscheidung dazu in den nächsten Wochen.
Paul Estermann hat das Recht auf eine Anhörung. Das gilt sowohl für beantragte vorläufige Sperre als auch für ein potenzielles ordentliches Sanktionsverfahren. Dazu der Schweizer Pferdesportverband: „Erfahrungsgemäß wird diese (die SAKO, Anm. d. Red.) umgehend das Verfahren eröffnen und nach der Stellungnahme und allfälligen Anhörung von Paul Estermann voraussichtlich im Frühling 2023 gestützt auf Artikel 11.3 lit. h des Generalreglements (Anhang I) eine Sanktion aussprechen.“
Über Paul Estermann
Der 57-jährige Estermann hat die Schweiz seit 2012 bei Championaten und FEI-Veranstaltungen vertreten, immer mit Castlefield Eclipse und später Lord Pepsi. Das sind die beiden Pferde, um die es auch in den nun endgültig bestätigten Vorwürfen der Tierquälerei geht.
Lord Pepsi ging nach den Anschuldigungen gegen Estermann zu dem Brasilianer Felipe Amaral, mit dem er auch noch „groß“ sprang. Seine letzten Turniere ging er 2022 unter dem 19-jährigen Philip Greenlees (BRA), der ihn auf L- und M-Niveau bei kleineren Turnieren präsentiert hat.
Die irische Stute Castlefield Eclipse v. Obos Quality war nach ihrer Verabschiedung aus dem Sport in Stall Verlooy nach Belgien gegangen. Dort starb sie mit 17 Jahren an den Folgen eines Weideunfalls, wie es hieß. Sie habe sich eine Fraktur des Fesselgelenks zugezogen.
2012 war Estermann bei den Olympischen Spielen in London Vierter in der Mannschafts- und 17. in der Einzelwertung mit Eclipse. An Weltreiterspielen nahm er einmal teil, 2014 in Caen, ebenfalls mit Eclipse. Hier belegte die Mannschaft den elften und Estermann den 47. Platz.
Dreimal, 2013, 2015 und 2019 wurde er für Europameisterschaften nominiert, die ersten beide Male mit Eclipse, zuletzt mit Lord Pepsi. 2015 gab es Team-Bronze (Rang 18 in der Einzelwertung), ansonsten 2013 einen fünften und 2019 einen sechsten Platz.
Im Weltcup-Finale in Paris 2018 ritt Estermann Lord Pepsi und endete auf Rang 18. Für die Equipe beim Nationenpreis-Finale in Barcelona wurde er mit beiden Pferden je einmal nominiert. 2015 wurde es Rang acht, 2016 Platz sechs.
Zwar hattePaul Estermann nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen ihn den Schweizer Kader aus eigenem Antrieb verlassen, und auch seine ehemaligen Spitzenpferde hat er nicht mehr, aber er reitet noch Turniere. Letztes Jahr war er mit mehreren Pferden unterschiedlicher Besitzer im Turniereinsatz, ritt unter anderem in Chevenez (SUI), Knokke (BEL), Gorla Minore (ITA) und Arezzo (ITA).nike air jordan 1 factory outlet | nike jordan outlet online
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