Nachdem der Schweizer Championatsreiter Paul Estermann vom Kantonsgericht Luzern wegen mehrfacher vorsätzlicher Tierquälerei verurteilt wurde, hat nun der Schweizerische Verband für Pferdesport SVPS seine Entscheidung in dem Fall bekannt gegeben.
Am 18. November 2022 hatte das Kantonsgericht Luzern Paul Estermann wegen mehrfacher vorsätzlicher Tierquälerei schuldig gesprochen. Im Anschluss daran hat die Sanktionskommission (SAKO) des SVPS eine verbandsrechtliche Untersuchung eingeleitet. In der Mitteilung des SVPS heißt es, man lebe dort „eine Nulltoleranz bei Tierschutzvergehen“.
Paul Estermann wurde eingeladen, um selbst Stellung zu nehmen vor der SAKO, verzichtete jedoch darauf. In der Mitteilung des Verbandes heißt es: „Für die SAKO untermauert dies das Verhalten des Reiters, der im gesamten Strafverfahren keine Einsicht und auch keine Reue für seine Taten gezeigt hat. Dies war auch im Rahmen des SAKO-Verfahrens der Fall.“
Tatsächlich hat es auch mehrere Jahre gedauert, bis das zivilrechtliche Urteil gegen Estermann rechtskräftig war, weil er immer wieder in Berufung ging und seine Unschuld beteuerte. Die SAKO stuft sein Verhalten nach Einsicht der Akten des Strafverfahrens allerdings als „absolut inakzeptabel“ ein: „Er hat ein Pferd mehrfach absichtlich mittelschwer verletzt und ihm starke Schmerzen zugefügt.“
Er habe sich damit den Richtlinien des Verbandes widersetzt, dem Ansehen des Pferdesports und des Verbandes geschadet. In seiner Urteilsbegründung geht der SAKO-Präsident Thomas Räber – selbst Rechtsanwalt – aber vor allem auf das Tierwohl ein: „Die SAKO erachtet das vorsätzliche, egoistische und aggressive Verhalten des Reiters als eine krasse Missachtung des Wohlergehens des Pferdes.“
Dementsprechend hat man eine siebenjährige Sperre gegen Estermann verhängt, der 2022 auch noch internationale Turniere geritten ist. Nun darf er als Reiter nicht mehr auf Turnieren starten. Als Trainer und Pferdebesitzer kann er weiter Turnierplätze besuchen. Zudem muss er die Verfahrenskosten in Höhe von 1200 Schweizer Franken zahlen.
Er hat allerdings noch die Möglichkeit, den Entscheid der SAKO innerhalb von 20 Tagen beim Verbandsgericht anzufechten.
Worum geht es?
Paul Estermann, der Ende Juni 60 Jahre alt wird, ritt bei den Olympischen Spielen 2012 in London erstmals in einem Schweizer Championatsteam, damals mit der irischen Stute Castlefield Eclipse, mit der er seine größten sportlichen Erfolge hatte. Ein weiteres Pferd, mit dem er auf hohem Niveau für Aufsehen sorgte, war der Oldenburger Wallach Lord Pepsi.
Bei den Pferden, die Estermann misshandelt hat, soll es sich unter anderem um die 2019 kurz nach ihrer Pensionierung verstorbene Stute Castlefield Eclipse handeln, sein bestes Pferd also. Die Polizei nahm 2017 die Ermittlungen gegen Estermann auf. Eine Schweizer Zeitung veröffentlichte damals Bilder, die ein Pfleger aus Estermanns Stall vorgelegt hatte. Darauf ist ein Pferdebauch zu sehen, übersät mit Schwellungen, die zum Teil blutig aufgeplatzt waren. Dieser Pferdebauch war nach Aussage des Pflegers der von Castlefield Eclipse. Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen ein und 2019 kam es zu einem ersten Urteil.
Danach ging die Sache durch mehrere Instanzen, bis das Urteil schließlich im November 2022 rechtskräftig wurde.
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