Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür. Damit verlagert sich der Schwerpunkt für die meisten Pferdesportler in die Reithalle, also in einen geschlossenen Raum. Angesichts der steigenden Infektionszahlen nicht ganz unbedenklich – oder?
Schon seit Beginn der Corona-Krise ist die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) wichtigster Ansprechpartner für verunsicherte Pferdebesitzer. Was passiert, wenn ich plötzlich nicht mehr zu meinem Pferd darf? Ist Reitunterricht erlaubt? Wann – und vor allem wie – dürfen wieder Turniere stattfinden? Diese und viele weitere Fragen beschäftigten die Pferdeszene in den letzten Monaten.
Im Interview ermutigte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach nun alle Veranstalter, Betriebe und Vereine dazu, auch im Winter weiterhin Turniere auszurichten, Lehrgänge und Seminare anzubieten sowie Vereinsaktionen auf die Beine zu stellen. Er sprach zudem über die Herausforderungen für Veranstalter und die besonderen Bedingungen, die in der Hallensaison zu beachten sind.
„Wir können nicht von einer Rückkehr zur Normalität sprechen“
FN-aktuell: Sieben Monate ist es her, dass alle Sportanlagen in Deutschland aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen werden mussten. Der Pferdesport kam komplett zum Erliegen, es durfte nur noch die notwendige Versorgung und Bewegung der Pferde stattfinden, Turniere gar nicht mehr. Wo steht der Pferdesport jetzt, im Oktober 2020?
Soenke Lauterbach: Glücklicherweise sind spätestens seit Juni in ganz Deutschland Turniere sowie Unterricht und Training wieder erlaubt. Inzwischen ist auch der Kontaktsport, also zum Beispiel das Gruppenvoltigieren in allen Bundesländern zulässig, wenn auch meist in begrenzter Gruppengröße. Aber die Reitschulen und Trainer haben wieder regelmäßige Einnahmen, das ist wichtig. Zum Glück gibt es bisher, angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen, noch keine generellen neuen Einschränkungen für den Sport.
Im Turniersport können wir trotzdem nicht von einer Rückkehr zur Normalität sprechen. Zwar haben im August und September wieder viele Turniere stattgefunden, aber der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, wo wir momentan stehen: Während im Zeitraum 1. Januar bis 31. August 2019 deutschlandweit etwa 2700 Turniere stattgefunden haben, waren es in diesem Jahr nur rund 1160. In der Wintersaison finden grundsätzlich weniger Turniere statt als im Sommer und ich befürchte, dass es in diesem Jahr noch weniger werden, weil der Aufwand für die Turnierveranstalter größer ist als gewöhnlich und neue Beschränkungen drohen.
FN-aktuell: Was ändert sich speziell bei der Ausrichtung von Turnieren oder Vereinsaktivitäten im Herbst und Winter im Vergleich zur Sommersaison?
Soenke Lauterbach: Generell gilt weiterhin überall: Abstand halten, wo es möglich ist, Alltagsmasken tragen, wenn es nötig ist und jederzeit die Hygienevorschriften zu beachten. Das wird wohl noch lange so bleiben. In der dunklen Jahreszeit verlagert sich das gesellschaftliche Leben und damit auch der Sport nach drinnen. Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder haben jetzt noch einmal betont wie wichtig diese Grundregeln und auch das Lüften von geschlossenen Räumen sind, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Durch das Lüften wird die Luft ausgetauscht, was das Infektionsrisiko verringern kann. Nun ist der Pferdesport generell keine Kontaktsportart, denn es muss schon allein aus Sicherheitsgründen ein Abstand von mehreren Metern zwischen den Pferden, auch während der Vorbereitung und Pflege, eingehalten werden. Zudem findet der Pferdesport in aller Regel an der frischen Luft statt. Selbst in den meisten Reithallen ist die Luftzirkulation über das Dach und teils offene Seitenwände viel besser als in geschlossenen Sporthallen. Aber in Sattelkammern, Reiterstübchen und ähnlichen Gemeinschaftsräumen muss noch mehr darauf geachtet werden, dass regelmäßig gut durchgelüftet wird.
FN-aktuell: Was müssen Veranstalter außerdem beachten?
Soenke Lauterbach: Jedes Bundesland hat seine eigene Corona-Schutzverordnung, zusätzlich können die lokalen Behörden wie Ordnungs- und Gesundheitsämter weitere Auflagen für Veranstaltungen machen, wenn die Infektionszahlen in einem Landkreis oder in einer Stadt besonders stark steigen – das erleben wir jetzt gerade. Die Vorgaben betreffen zum Beispiel die Obergrenze von Personen bei einer Veranstaltung oder auf einer Sportanlage, die Zulassung oder Beschränkung von Gastronomie und Regelungen zur Kontaktdatenerfassung, um Infektionsketten im Fall der Fälle nachvollziehen zu können. In manchen Bundesländern besteht auch die Pflicht, einen Hygienebeauftragten zu bestimmen und ein Hygienekonzept für Veranstaltungen zu erstellen, das vorab mit der zuständigen Behörde abgestimmt oder auf Verlangen vorgezeigt werden muss. Wir appellieren deshalb an alle Veranstalter, sich im Vorfeld mit den Behörden in Verbindung zu setzen und alle regionalen Vorgaben zu beachten. Wir und auch unsere Landesverbände stellen auf unseren Internetseiten inzwischen gut erprobte Leitfäden und Handlungsempfehlungen für Turniere, Seminare, Lehrgänge sowie eine Checkliste für Vereinsaktionen und andere Veranstaltungen zur Verfügung und geben Hilfestellung, wo die aktuell geltenden Verordnungen zu finden sind.
FN-aktuell: Viele Vereine und andere Turnierveranstalter stellen sich die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, diesen Aufwand zu betreiben, um dann nur eine Veranstaltung in abgespeckter Form durchführen zu dürfen. Warum ermutigen Sie sie dennoch dazu, dies in Kauf zu nehmen?
Soenke Lauterbach: Auf Turnieren können Reiter, Fahrer und Voltigierer ihren eigenen Ausbildungs- und Leistungsstand sowie den ihrer Pferde überprüfen und weiterentwickeln. Die Organisation von Turnieren und anderen Aktivitäten schafft ein großes Gemeinschaftsgefühl im Verein, denn wer gemeinsam etwas auf die Beine stellt, erreicht oftmals mehr als allein. Wenn alle eingebunden sind, fühlen sich auch alle mitgenommen. Nur so kann man gemeinsam das Vereinsleben gestalten. Turniere schaffen gemeinsame Erfolgserlebnisse und füllen die Pferdesportanlagen mit Leben. Und natürlich sind solche Aktionen auch immer Einnahmequellen, die für unsere Vereine und Betriebe essentiell sind. Mit ihren Schulpferden und dem immens wichtigen Unterrichtsangebot bilden sie die Basis des organisierten Pferdesports. Wir sollten uns von Corona nicht davon abhalten lassen, den Sport mit unseren Pferden weiter zu betreiben – auch wenn wir uns immer wieder daran erinnern müssen, alle Einschränkungen und Grundregeln zur Eindämmung der Pandemie zu beachten.
Alle Leitfäden, Handlungsempfehlungen und Checklisten zum Coronavirus stellt die FN hier bereit: www.pferd-aktuell.de/coronavirus
Quelle: fn-pressAir Jordan 4 Retro Off – CV9388 – White Sail – 100 – Jordan Brand quietly slipped in a new rendition of the low-top | cheapest air jordan 1 mid
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