Tierquäler wieder aktiv – Tipps, wie Sie Ihre Pferde schützen können

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Symbolfoto Weide

Symbolfoto Weide (© www.toffi-images.de)

Erst vor wenigen Tagen wurde ein Pferd in Dorsten grausam getötet. Ihm wurde auch ein Ohr abgeschnitten – augenscheinlich eine Trophäe. Gut 30 ähnliche Vorfälle in Frankreich legen den Verdacht nahe, dass es sich um eine Art Challenge im Darknet handelt, mutmaßt die Polizei. Wir haben eine Reihe Tipps zusammengetragen, die es den Tätern zumindest schwerer machen.

Die Fälle, bei denen Pferde grausam zugerichtet und verstümmelt werden, häufen sich zur Zeit. Der jüngste Fall wurde im nordrhein-westfälischen Dorsten bekannt. Auch in Cospeda bei Jena wurden fünf Pferde durch Stiche und Schnitte schwer verletzt. Der MDR hat dem Thema einen Beitrag gewidmet, in dem auch noch weitere Taten erwähnt werden.

Der Sender hat mit verschiedenen Experten über die Tatmotive gesprochen. Von Seiten der Vorsitzenden des Bundesverbands Deutscher Psychiater, Christa Roth-Sackenheim, heißt es: „Es geht hier offenbar um eine sadistisch-sexuelle Perversion. Sie erniedrigen diese großen, schöne Tiere. Sie üben Gewalt aus.“

Roth-Sackenheim sagt: „Meistens sind es Männer im jüngeren bis mittleren Erwachsenenalter. In der Regel sind sie traumatisiert. Sie haben körperliche Gewalt erlebt oder wurden missbraucht.“ Die Täter kämen aus allen gesellschaftlichen Schichten und führten ansonsten ein normales Leben, so die Expertin. Aber ihnen fehle es an Empathie. Tiere seien für sie ein Objekt der Befriedigung.

Der Erfahrung der Experten nach, widme die Mehrheit sich „nur“ der Misshandlung von Tieren. Es gebe aber immer wieder auch Täter, die später sadistische Sexualmorde begingen.

Der MDR hat auch mit Borwin Bandelow gesprochen, einem Psychiater und Psychologen, der an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen tätig ist. Er sagt: „Dass diejenigen auch Menschen ermorden, will ich nicht behaupten. Man muss aber davon ausgehen, dass der Täter gestört ist.“

Und er könne nicht so einfach aufhören, weil „ihn die Taten stimulieren“. Täter, die Genitalien von Stuten verstümmeln, litten möglicherweise unter einer „schweren Persönlichkeitsstörung“ und hätten einen „Hass auf Frauen“, so der Experte. Die Pferde stünden dann gewissermaßen als Surrogat für die Frauen.

www.mdr.de

Wie können wir die Pferde schützen?

Der Polizei betont, dass ein wirksamer Schutz von Pferden eigentlich nur im Stall zu gewährleisten ist. Sie empfiehlt­ daher, Pferde nachts hereinzuholen. Doch das ist bekanntlich in der Praxis häufig nicht möglich. Das Problem ist, ein wirksamer Schutz der Pferde auf der Weide ist mit so hohem finanziellen und baulichen Aufwand verbunden, dass es praktisch nicht realisierbar ist. Aber man kann es den Tätern sehr wohl schwer machen!

Ein Minimum an Sicherungsmaßnahmen auf der Weide wäre zum einen ein mindestens dreireihiger Elektro­zaun mit höchstens 40 Zentimetern Abstand zwischen den Bändern. Ferner sollte das Tor stets verschlossen werden und der Strom sollte nicht durch Dritte abgestellt werden können.

Diese Barriere stellt für einen Täter allerdings kein ernstzunehmendes Hindernis dar. Daher sollten Pferde möglichst unter Beobachtung stehen – am besten auch nachts. Es sollten Videokameras mit möglichst hoher Auflösung schlaggeschützt in einer Höhe von mind. drei Metern angebracht werden (die nicht den öffentlichen Bereich, also alles außerhalb des eigenen Grundstücks filmen dürfen!).

Die haben allerdings auf die wenigsten Täter tatsächlich eine abschreckende Wirkung, weil sie sich oft vermummen. Sie ersetzen daher nicht die Präsenz von Menschen. Bringen Sie Schilder an, die auf die Überwachung hinweisen und eine Telefonnummer, an die Passanten sich wenden können, wenn sie Ungewöhnliches beobachten.

Generell sollte der Zugang zu den Tieren z. B. durch Wasserflächen, Büsche, Mauern erschwert werden.

Schutz im Stall

Der Schutz im Stall beginnt schon beim Zugang zum Hof. Das Grundstück sollte lückenlos mit einem mindestens zwei Meter hohen Zaun bzw. einer Mauer umschlossen sein, am besten noch mit einem sogenannten Übersteigschutz (das wäre auch das Mittel der Wahl für einen wirksamen Schutz auf der Weide).

Im Dunkeln sollte der Hof gut ausgeleuchtet sein. Empfohlen werden durch Bewegungsmelder zu aktivierende starke Strahler an drei Meter hohen Masten, die nicht manipuliert werden können. Abgestimmt auf die Ausleuchtung sollten Videokameras installiert werden, die auch in der Dunkelheit verwertbare Bilder liefern.

Fenster und Türen sollten einbruchsicher sein. Spezialfirmen beraten auch in Sachen Nachrüstung. Die Eingangstüren sollten außen mit Knauf und mit einer Panikverriegelung ausgestattet werden, so dass sie zwar von außen nicht zu öffnen sind, aber von innen bei Betätigung der Klinke sofort entriegelt werden.

Eine Einbruchmeldeanlage, die die Grundstücksgrenzen sichert, schlägt Alarm, noch ehe der Täter eindringen konnte. Die Anlage sollte mit einem Wachdienst gekoppelt sein.

Das Aktionsbündnis Pro Pferd (www.propferd.org) befasst sich ebenfalls seit geraumer Zeit mit diesen Taten. Hier wird darauf hingewiesen, dass einige Täter die Ställe oft über einen längeren Zeitraum beobachten, um herauszufinden, wann die Pferde über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt sind. Spricht man mit Betroffenen, erinnern die sich häufig, dass in den Wochen vor der Tat Fremde auf der Anlage waren, die auch Kontakt zu den Pferden aufnehmen. Wer das bemerkt, sollte also alarmiert sein!

Auch wichtig: Die Pferde sollten auf jeden Fall ohne Halfter auf der Weide stehen und es sollten keine Stricke am Weidetor zurückgelassen werden! Sonst haben die Täter es leichter, die Pferde festzuhalten.

Auch sollten keine potenziellen „Waffen“ wie Mistgabeln, Schaufeln, Peitschen herumstehen!

Allgemeine Hinweise

  • Sollte eine vollumfängliche mechanische und elektronische Sicherung z. B. aus Kostengründen nicht realisiert werden können, könnten auch isolierte Sicherungsbereiche innerhalb des Gebäudes bestimmt (z. B. Bereich der Stallungen, Wohngebäude, Raum mit Wertgegenständen, Sätteln usw.) und diese mechanisch und ggf. zusätzlich elektronisch gesichert werden.
  • Durch eine sinnvoll projektierte Zutrittskontrolle (z. B. durch Elektronikschlösser und klare Aufteilung in öffentliche und nicht öffentliche Bereiche) sollte verhindert werden, dass unberechtigte Personen sensible Bereiche betreten können.
  • Es wird empfohlen, die Sicherungen durch einen polizeilich anerkannten Fachbetrieb errichten zu lassen. Die Hersteller zertifizierter Produkte sowie Adresslisten von Fachbetrieben finden Sie auf den Internetseiten der Länderpolizeien.
  • Hindernisse auf dem Gelände, insbesondere in der Nähe gefährdeter Bereiche bieten Versteckmöglichkeiten für Täter und sollten daher vermieden bzw. nach Möglichkeit entfernt werden. Aufstiegshilfen wie Leitern, Müllgefäße etc. sollten entfernt bzw. angeschlossen werden.
  • Sensibilisieren Sie andere Personen, Organisationen und bitten Sie diese, ebenfalls auf verdächtige Personen zu achten. Sprechen Sie Personen an, die Ihnen merkwürdig vorkommen. Sie werden sofort merken, ob die Person Böses plant oder einen berechtigten Beweggrund für ihren Aufenthalt im Stall hat. Haben Sie ein ungutes Gefühl, verständigen Sie die Polizei, diese wird die Person kontrollieren.
  • Informieren Sie bei verdächtigen Beobachtungen die Polizei.
  • Es muss immer auch der Brandschutz beachtet werden.
  • Die Versicherung sollte hinsichtlich möglicher Auflagen hinzu­gezogen werden.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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  1. Anja Urbinger

    Am Nachbarhaus hier wurde eine Stute trotz Elektrozaun nachts von der Weide gelassen. Dazu wurde korrekt das Weidetor geöffnet. Die Stute ist dann auf dem Weg zum Heimatstall, der nur einige 100 m entfernt ist, mit einem Lieferwagen kollidiert. Zum Glück hat sie den Unfall überlebt. Aber 2 Nächte davor waren an ihrem Heimatstall Ponies im Offenstall misshandelt worden. Da wir nicht so weit von Recklinghausen / Dorsten entfernt sind, gibt es da vielleicht einen Zusammenhang?


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