Tierschutzfall in Hamm: Amt entfernt 28 vernachlässigte Pferde von Züchterhof

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Symbolfoto Weide

Symbolfoto Weide (© www.toffi-images.de)

In Hamm in Nordrhein-Westfalen entschied das Ordnungsamt die Räumung eines Pferdezuchtbetriebes. Grund dafür waren die unhaltbaren Zustände vor Ort: Die Pferde seien verwahrlost und abgemagert.

Am Montagmorgen wurden dem Ordnungsamt der Stadt Hamm und dem Kreisveterinär Fotos eines Zuchtbetriebes zugeschickt. Auf den Fotos waren Pferde auf einer Wiese und einzelne Pferdeboxen zu sehen, deren Zustand die Behörden alarmierte. Sie suchten den Zuchtbetrieb auf.

Vor Ort beobachteten sie folgendes: Einige Jungpferde von den insgesamt 28 Pferden vor Ort befanden sich zum Zeitpunkt des Einsatzes im Stall. Die Boxen seien sehr dunkel gewesen, nur wenig Licht kam in den Stall herein und die Beleuchtung war defekt. Nach Aussagen des Pressesprechers der Stadt Hamm, seien die Pferde stark abgemagert. Die Tiere hätten im Mist gestanden und es sei augenscheinlich über einen längeren Zeitraum nicht mehr frisch eingestreut worden. Zwei Stuten mit ihren Fohlen wurden in Boxen ohne jegliche Einstreu untergebracht. Sie hätten direkt auf dem Asphalt und in ihren eigenen Fäkalien gestanden. Die Stuten hätten sehr ausgehungert ausgesehen und sich allgemein in einem schlechten Zustand befunden. Die Fohlen hatten bereits Liegeschwielen durch den harten Boden bekommen. Immerhin hatten die Pferde im Stall dank der Selbsttränken Zugang zum Wasser.

Weitere Pferde, wahrscheinlich Jährlinge, standen auf einer Weide am Hof ohne Unterstand. Die Tiere sahen nach Einschätzung der Behörden viel zu dünn aus. Die Wiese war bereits abgegrast und mit giftigem Jakobskreuzkraut übersäht. Die Futtersuche war für die Pferde daher schwierig.

Auf der danebenliegenden Weide liefen einige Zuchtstuten. Sie sind wahrscheinlich tragend, ihr Zustand sei in Ordnung gewesen. Zwei andere Pferde befanden sich auf einem Paddock ohne Unterstand und Futter.

Ein weiteres Pferd, das gerade frisch von seinem Berittplatz zurück in den Stall gekommen war, stand in einer Laufbox. Sein Zustand sei etwas besser gewesen.

Auf dem gesamten Hof konnten die Anwesenden kein Stroh finden. Laut Aussage des Hofbesitzers verfüttere er einen Quaderballen Silo pro Woche.

Insgesamt machten alle Pferde einen ungepflegten Eindruck. Sobald die Anwesenden eine Boxentür öffneten, suchten die Pferde regelrecht nach jedem Krümel Futter. Auch die Hufe befanden sich in keinem guten Zustand.

Räumung des Zuchtbetriebes

Alle 28 Pferde wurden wegen dieser unhaltbaren Zustände noch direkt am Montag beschlagnahmt und mit Transportern weggebracht. „Durch die mangelhafte und tierschutzwidrige Unterbringung sowie den in Teilen schlechten Gesundheitszustand der Pferde war die einzig verhältnismäßige Entscheidung, alle Pferde in Obhut zu nehmen und anderweitig unterzubringen“, berichtet Pressesprecher Tom Herberg.

Die Pferde werden vorerst auf einem anderen Hof versorgt und tierärztlich untersucht. Der Pferdehalter zeigte sich nach Einschätzung der Behörden einsichtig, dass es so nicht weitergehen könnte. Es handelt sich ausschließlich um Pferde, die den Verantwortlichen des Hofs gehören. Einstellpferde waren nicht auf der Anlage.

Haltungsuntersagung wird geprüft

Diese Untersuchungen sollen dabei helfen, den Zustand der Verwahrlosung amtlich zu dokumentieren, heißt es in einem Artikel des Westfälischen Anzeigers. Anhand dieser Ergebnisse wird dann entschieden, wie gegen die Pferdehalter weiter vorgegangen wird. Denkbar wäre ein Ordnungswidrigkeits- oder ein Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Eine Haltungsverbot werde schon geprüft, eine endgültige Aussage könne aber noch nicht getroffen werden, bestätigt Herberg.

Die Polizei war bei diesem Einsatz nicht involviert. Sollte entschieden werden, dass Straftaten nach dem Tierschutzgesetz vorliegen, kann die Polizei allerdings noch hinzugezogen werden und Ermittlungen aufnehmen.

Annemieke Schuldt

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  1. Claudia R.

    Wie schrecklich! Mitten im „Pferdeland“ NRW. Hoffentlich müssen die Pferde nicht zurück gegeben werden. Man sieht ja am aktuellen Beispiel in Dänemark (Gestüt V.), dass sich solche Halter nicht bessern.


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