Umweltministerkonferenz: Wolfsbejagung soll einfacher werden, aber kein Aufatmen für Tierhalter

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Wolf-Schafherde

Wolf beobachtet Schafherde. (© Staffan Widstrand, Getty Images)

Sie demonstrierten Einigkeit, aber dennoch blieben viele Fragen offen: Bei der 101. Umweltministerkonferenz in Münster beschlossen die Vertreter aller 16 Bundesländer ohne Gegenstimme, die Bejagung von Wölfen zu gestatten, allerdings in sehr engem Rahmen. Die Tierhalterverbände sind empört und enttäuscht.

Schon beim ersten Mal, wenn ein Wolf Tiere auf einer mit einem vermeintlichen Sicherheitszaun umgebenen Weide angreift, darf er geschossen werden, ohne vorherigen DNA-Test und auch auf die Gefahr hin, dass am Ende dann doch ein anderer Wolf „entnommen“ wird. Das gilt für einen Umkreis von 1000 Metern 21 Tage lang.

Die Länder können Gebiete mit erhöhtem „Rissaufkommen“ festlegen und für den zumutbaren Weideschutz, für den die Tierhalter verantwortlich sind, regionale Unterschiede festlegen. Betroffen von der „natürlichen Rückkehr des Wolfes in seine angestammten Gebiete“ (O-Ton NRW-Minister Til Krischer) sind vor allem die sechs Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Schleswig-Holstein.

Meck-Pom-Minister Till Backhaus will mit den Vertretern dieser Bundesländer noch gesondert über weitere Herdenschutzmaßnahmen beraten. Hessens Ministerin Priska Hinz erhofft sich, ein „möglichst konfliktarmes Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung in Regionen mit erhöhtem Rissaufkommen“. Bundesministerin Steffi Lemke sprach von einem „großen Erfolg der Konferrenz. „Diese Schnellabschüsse sind unbürokratisch und praktikabel umsetzbar,“ sagte sie. Langwierige Gesetzesänderungen seien dafür nicht nötig, das Vorgehen sei auch mit der EU abgestimmt.

Stimmen der Weidetierhalter

Vertreter der Weidetierhalter, wie der „Förderverein der Deutschen Schafhaltung e.V.“ (FDS) bezeichneten die frisch vorgelegten Weidepläne als völlig inadäquat. Man sei über dieses Ergebnis verbittert und entsetzt, erklärt der Vorsitzende Wendelin Schmücker. „Die Lage ist verzweifelt, zumal die Zahl der Angriffe auf Nutztiere im letzten Jahr alarmierend gestiegen ist.“

Auch aufwendige Herdenschutzzäune und ausgebildete Schutzhunde garantierten keine friedliche Koexistenz. Es häufen sich Berichte, nach denen die Wölfe inzwischen gelernt haben, auch angeblich sichere stark elektrifizierte Zäune zu überwinden und auch große Tiere wie Rinder und Pferde in Gräben oder Ecken zu treiben, wo sie vor den Angriffen nicht mehr fliehen können und zerfleischt werden. Viele Züchter trauen sich inzwischen nicht mehr, ihre Pferde im Sommer durchgängig auf der Weide zu lassen, zweifellos die artgerechteste Haltungsform. „Tatsächlich existieren in Deutschland mittlerweile siebenmal mehr Wölfe als in Schweden, das trotz größerer Fläche nur einen Erhaltungszustand von 300 Wölfen festgelegt hat“, so Schmücker.

Nach offiziellen Angaben gibt es in Deutschland mehr als 1300 Wölfe, 182 in Rudel und etliche Einzelwölfe. Das Drängen zahlreicher Tierhalter, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen und in Gebieten mit besonders intensiver Weidehaltung wolfsfreie Zonen einzurichten, wurde bisher von der Wolfslobby und der Politik zurückgewiesen.

Es scheint, dass es noch ein langer Weg ist, bis zur friedlichen Koexistenz zwischen dem Spätheimkehrer Wolf, seiner Lobby, der Politik und den Haltern von Weidetieren. Die müssen weiterhin um ihre Tiere fürchten.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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