St.GEORG-Stammfotograf Jacques Toffi feiert heute seinen Geburtstag. Er wird 65 Jahre. Jacques hat eine bewegende Biographie, geboren in Syrien, auf den Weltmeeren zur See gefahren, dann Special Interest-Fotograf. Zeit für ein paar Worte des Dankes.
Pferde in der Landephase hinter einem Hindernis, Hufeisen im Galopp von hinten, Details – von Reiterfaust plus eingeflochtener Mähne bis zum abgestellten Zylinderkoffer – einen „echten Toffi“ bzw. ein „echtes Toffi“-(Bild/Foto) erkennt man schnell. Jacques hat den Blick, der über das hinausgeht, was alle machen und immer mehr können. Ist man mit ihm verabredet auf einem Turnier, dann ist es am einfachsten zu schauen, wo alle Fotografen stehen. Dort ist er meistens nicht. Er steht eher dem Pulk gegenüber, oder im 90-Grad-Winkel zu seinen Kollegen. Dann, wenn es das Terrain (und der Veranstalter) zulässt. Jacques geht es weniger um das Bild, das alle haben. Jacques geht es darum, dass ein Toffi-Bild entsteht. Und es kann schon sein, dass man eine Location hat, bei der ein schneller Rundblick des Meisters feststellt: „Hier kann kein Toffi-Bild entstehen.“ Das sind die Momente, in denen einem als Redakteur das Blut in den Adern gefriert. „Aber“, hört man sich selbst dann flehen, „das ist doch geplant. Das ist doch fürs nächste Heft. Meinst Du nicht, es ginge eventuell doch …?“
Jacques ist erstens ein Genussmensch und verfügt zweitens über ein großes Herz. Nach einer seiner geliebten Zigarillos und einem Kaffee – aber bitte einem ordentlichen! – sieht dann die Szenerie meistens doch etwas besser aus. „Hier könnten wir es vielleicht versuchen…“ Berüchtigt auch der Satz, wenn es darum geht nach 400 Kilometer Anreise einen berühmten Rappen zu fotografieren: „Ich hätte lieber einen Fuchs.“ Füchse, haben wir gelernt, lassen sich besser fotografieren, die Farbe, das Licht, im Gegenlicht …
Die etwas andere Biographie
Jacques ist keiner, der Pferde mochte, der irgendeine Beziehung zu ihnen hatte und dann zu fotografieren begann. Er hat in Hamburg beim Polo zugeschaut und dort fotografiert. Hobbymäßig. Sein Beruf war die Seefahrt. Große Pötte über die Weltmeere schippern. Damals als die Seefahrt noch nicht voll automatisiert war und nach einer langen Seereise mehr als nur ein paar Stunden im Hafen angesagt waren. In Hamburg hat er gelernt, Hamburg war sein Ziel als er seine Heimat, die syrische Hafenstadt Latakia, verließ, um die Weltmeere per Schiff zu erkunden. Jacques spricht nicht viel über seine Heimat. In den vergangenen Jahren ist er bei diesem Thema noch einsilbiger geworden. Das kann man verstehen. Wenn er von Syrien spricht, dann von einem Land, das so gar nicht mit dem zusammen zu bringen ist, was heutzutage mit dem Wort Syrien in Verbindung gebracht wird. Das Zweistrom-Land, in dem Euphrat und Tigris fließen. „Die Wiege der Zivilisation“, wie Jacques nicht ohne Stolz sagt. Sein Syrien. Das Syrien seiner Kindheit, in dem viele Religionen parallel existieren konnten. Er, Christ mit griechisch-orthodoxem Familienhintergrund, ging mit Juden und Moslems zusammen in eine Schule, unterrichtet auf Französisch. Wenn die Schule vorbei war, dann stand er am Strand und sah dort die Schiffe auf Reede liegen. Manchmal ist er hinausgeschwommen. Einfach so. Dann ist er die Ankerketten hinaufgeklettert und war an Bord. Es war sein Herzenswunsch, zur See zu fahren. Seine Familie hat das erkannt und ihn ziehen lassen. Mit Freunden ging es genau auf der Strecke nach Norddeutschland, die heute als „Balkanroute“ in den Nachrichten von Flüchtlingsschicksalen Erwähnung findet. Durch das damalige Jugoslawien, Wien, dann Deutschland. Ernüchternd war die Ankunft in Hamburg. Trist und langweilig sah der Bahnhof aus. Metropole? Tor zur Welt? Es war nachts um 22 Uhr der Bahnhof Harburg, der große Bahnhof südlich der Elbe, der vor allem dem Güterumschlag dient. Aber kann man das wissen, wenn man sich vom Mittelmeer in Richtung Nordsee aufmacht, in einer Zeit, in der das Fernsehen noch schwarz-weiß ist, von Handys, Internet und anderen Dingen nicht einmal in Science Fiction-Romanen die Rede ist?
Der Zufall machte aus dem Kapitän zur See den Pferdefotografen. Vor 35 Jahren hat Jacques das erste Mal beim Springderby in Klein Flottbek mit seinem Fotoapparat gestanden. Zu einer Zeit, als man noch nicht auf dem kleinen Bildschirm seines knipsenden Computers sehen konnte, ob das Motiv gelungen war oder nicht. Damals mussten Filme entwickelt, Dias gesichtet werden. Erst dann wusste man, ob ein „Toffi-Foto“ entstanden war. 36 Aufnahmen pro Film. Kosten für die Filmrollen und die Entwicklung, eine eigene Dunkelkammer, Fotopapier – eine andere Zeit. Sogar die Wochenzeitung Zeit hat schon über ihn berichtet.
Jacques ist bei den Reitern bekannt und beliebt. Dinge, die nicht selbstverständlich sind, sind machbar, „für Jacques mache ich das gern“. Er kennt die Reiterinnen und Reiter, er hat sie begleitet, sieht ihre Entwicklung. Er spürt sie. Jacques ist ein Bauchmensch, genau wie sein Freund Hanna Saliba, mit dem er damals über die Balkanroute nach Norddeutschland gekommen ist, um zur See zu fahren. Heute ist Saliba das berühmteste syrische Restaurant Hamburgs. Und Jacques ist Stammgast, fast schon lebendes – und damit genießendes – Inventar.
Ich kann mich an eine Situation vor einigen Jahren erinnern, eine Woche bevor wir zum CHIO nach Aachen fuhren. „Ich denke, ich werde Janika Sprunger ein bisschen näher beobachten“, sagte Jacques. „Sprunger? Die Schweizerin?“, fragte ich. „Ja. Ich glaube Aachen wird ihr Turnier.“ Jacques hat eine Art, solchen Sätzen nahezu philosophische Tiefe zu verleihen. Sein Blick schweift dabei in die Weite, die grauen Haare mäandern unter einer seiner geliebten Mützen hervor, nicht selten spielt auch hier das Zigarillo eine Rolle. Der Rauch verleiht der Szene etwas Mystisches. „Ok“, sagte ich, „aber vergiss bitte nicht, auch die anderen zu fotografieren“. Das Ende der Geschichte ist bekannt, Janika Sprunger wurde sensationell Zweite im Großen Preis von Aachen, nur geschlagen von den späteren Olympiasiegern Big Star und Nick Skelton. Danach wurde Sprungers Pferd Palloubet d’Halong verkauft, angeblich zu einem bis dahin nie zuvor gezahlten Betrag.
Toffi ein Rentner?
Jetzt ist Jacques 65. „Ich werde Rentner“, hatte er früher gescherzt. Und als Pensionär wollte er zurück. Nach Syrien. Eine Professur für Fotografie in Damaskus war angedacht. Wie konkret der Plan war, ist nicht aus Jacques herauszubekommen. Zu viele Träume sind mittlerweile zerstört.
Dennoch hat er immer neue Ideen, hat Bilder im Kopf. „Toffi-Bilder“. Die Serie von den Stiefeln berühmter Reiter ist so ein Beispiel. In seinem Atelier in einer Ecke stehen sie. Zerknickte und knittrig, manche etwas staubig. Reitstiefel von Dr. Reiner Klimke bis Paul Schockemöhle, von Klaus Balkenhol bis Paul Stecken, wobei der nur Stiefeletten trug. Eine Kriegsverletzung machte Stiefel unmöglich, wie Jacques zu berichten weiß. Aber nicht nur Stiefel, auch die, die sie tragen, sind für Jacques von Interesse. Und auch ohne Stiefel, sind die Protagonisten des Sports ein Thema.
Lieber Jacques, wir alle in der Redaktion wünschen Dir von Herzen alles Gute zum Geburtstag! Wir freuen uns auf noch viele Fahrten zu Orten, an denen „Toffi-Bilder“ entstehen können. Und wir danken Dir für Deine Ideen und Deinen Blick auf das, was uns Tag und Tag beschäftigt, die Pferde. Du lehrst uns immer wieder einmal einen halben Schritt zurückzugehen, einmal innezuhalten und das in Pferden zu sehen, was Du siehst. Und das ist oft viel mehr, als das, was sich in nüchternen Parametern, in Ausführungen über das ideale Exterieur, beschreiben lässt!
Noch ein Tipp für alle diejenigen, die glauben, Jacques Toffi würde ausschließlich Pferden sein Interesse widmen: Auf seiner Homepage hat er auch jede Menge Bilder von Hamburg, natürlich viel vom Hafen und der Elbe.men’s jordan retro 13 release date | air jordan 1 mid unc cheap
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