Am 17. Juli wird in Adelheidsdorf ein gekörter und prämierter Hengst versteigert. Dario, so der Name des Hengstes, war der Grund, weshalb Dr. Werner Schade als Geschäftsführer des Hannoveraner Verbandes gekündigt wurde.
Wenn Volker Raulf vom Auktionshaus Mennraths am 17. Juli ab 14 Uhr in Adelheidsdorf den Hammer schwingt, wird es um insgesamt fünf Hengste gehen.
Einer davon ist der Dancier-Sohn Dario aus einer Mutter v. Wolkenstein II-Rubinstein, Prämienhengst der Hannoveraner Körung 2018 und, wie es im Auktionskatalog vermerkt ist, ein Shiverer. Ein Umstand, der für viel Wirbel gesorgt hat. Dazu später.
Vom 5. bis 18. April 2019 legte Dario in Adelheidsdorf seinen 14-Tage-Test mit einer Endnote von 7,13 ab. Seine Dressurbewertung lautete 7,79, die für die Springanlage 6,2.
Seither steht der Rappe in Adelheidsdorf. Er wurde nie abgeholt. Das sei der Grund, weshalb er nun unter den Hammer komme, bestätigte Dr. Axel Brockmann im Gespräch mit St.GEORG. „Seit April gab es keine Zahlungen mehr. Wir haben Futter und Schmied bezahlt. Seine Besitzerin fühlte sich nicht zuständig. Aber sie ist die Anmelderin des Hengstes bei der Prüfung gewesen.“
Besitzerin des Hengstes ist die Norwegerin Kristin Andresen. Über den Anwalt des Landgestüts Celle habe er wiederholt gemahnt und schließlich eine letzte Frist gesetzt, so Brockmann weiter. Doch nachdem auch das nichts gebracht habe, dürfe er den Hengst nun versteigern.
Die Kosten, die in der Zeit, in der Dario in Adelheidsdorf untergebracht war, zusammengekommen sind, schätzt Brockmann auf 13.000 bis 14.000 Euro.
Wir haben auch Darios Besitzerin kontaktiert. Es wird demnächst ein Gespräch geben, bei dem die andere Seite der Geschichte sich erklären wird. Wir werden dann berichten.
Weitere Hengste zum Verkauf
Neben Dario kommen bei der Auktion in Adelheidsdorf noch vier weitere Pferde zum Verkauf, zwei gekörte und geprüfte ältere Hengste und zwei Dreijährige.
Die beiden älteren Hengste sind zum einen der 15-jährige, in Springprüfungen der Klasse M platzierte Granturo v. Graf Top-Stakkato-Pilot und zum anderen der neunjährige, in Dressurpferdeprüfungen Klasse L platzierte Estador v. Estobar-Lauries Crusador xx-Weltmeyer.
Beide Hengste habe Brockmann behalten wollen, um mit ihnen die G- und E-Linien zu erhalten. Da er aber inzwischen über noch weitere Hengste aus diesem Mannesstamm verfüge, die von den Züchtern besser genutzt würden, kämen auch sie zum Verkauf.
Bei den beiden noch ungekörten und geprüften Dreijährigen handelt es sich um einen Rappen v. Floris Prince-Don Index-Weltregent H und einen Braunen v. Casallco-Raphael-Sandro.
Den gesamten Katalog finden Sie hier.
Der Fall Dario
Schon als er 2018 gekört wurde, war Dario als Shiverer bekannt. Das habe der zuständige Tierarzt Interessenten, die in Erwägung zogen, den Hengst über die anschließende Auktion nach der Körung zu erwerben auch mitgeteilt, sagt Celles Landstallmeister Dr. Axel Brockmann.
„Ich hatte mich für ihn interessiert, weil er ein Dancier-Nachkomme ist“, so Brockmann. „Als ich mich beim Tierarzt nach ihm erkundigt habe, teilte der mir mit, dass der Hengst Shiverer ist. Ich nehme nicht an, dass er das nur mir gesagt hat.“
Auf der Auktion wurde Dario dann für 120.000 Euro nach Norwegen an Kristin Andresen zugeschlagen. Wie die Verdener Kreiszeitung später im Zusammenhang mit dem Prozess zwischen dem Hannoveraner Verband und dessen ehemaligen Geschäftsführer Dr. Werner Schade berichtete, hatte Andresen sich im Vorfeld der Auktion nicht nach dem Gesundheitszustand des Hengstes erkundigt.
Als sie dann feststellte, dass es sich bei Dario um einen Shiverer handelt, habe sie den Kauf rückgängig machen wollen, da Hengste mit dieser Erkrankung in Dänemark, wo er stationiert werden sollte, nicht zur Zucht zugelassen sind.
Der Vorstand des Hannoveraner Verbandes hatte der Reklamation damals zugestimmt, weil Andresen eine gute Kundin des Verbandes sei. Es habe eine Einigung zwischen Verband und Käuferin gegeben, dass der Hengst erst „trainiert“ und dann erneut versteigert werden sollte.
Federführend in der schriftlichen Ausarbeitung dieser Einigung sei Dr. Werner Schade gewesen. Es habe mehrere Telefonate zwischen ihm und den Vorstandsmitglieder gegeben. In diesen Gesprächen habe Schade die Vorstandsmitglieder von der Angelegenheit unterrichtet und anschließend einen entsprechenden Vertrag aufgesetzt.
Unter diesen habe er dann eine eingescannte Unterschrift des Vorsitzenden Hans-Henning von der Decken gesetzt, ein Faksimile, und den Vertrag dann an Darios Besitzerin geschickt. Das habe man auch schon bei anderen Schreiben so gehandhabt und er sei fest vom Einverständnis von der Deckens ausgegangen, so Schade damals.
Der Verbandsvorsitzende Hans-Henning von der Decken sagte allerdings aus, er habe den Vertrag noch einmal sehen wollen. Schade habe den Inhalt des Vertrages nur „grob umrissen“ gehabt.
Diese Angelegenheit war der Grund, weshalb Dr. Werner Schade 2019 fristlos vom Hannoveraner Verband gekündigt worden war.
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