Wolfsangriff auf Offenstallpferde in Hinte, Landkreis Aurich

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Offenstall

Symbolfoto Offenstall (© Slawik)

In der Nacht von Freitag auf Samstag sind mehrere Pferde in einem Offenstall im Ort Hinte im Landkreis Aurich schwer verletzt worden. Die DNA-Probe steht noch aus, der hinzugezogene Wolfsberater sagt aber, ein Wolf habe die Wunden verursacht.

Larissa Glass betreibt eine Praxis für Chiropraktik, Physiotherapie und Osteopathie für Pferde und Hunde. Sie lebt in Hinte, Kreis Aurich, und hält bei sich am Haus 15 Pferde – eigene und von Einstellern – in einem Offenstall. Es ist eine gemischte Herde mit Großpferden wie auch Shettys. Als sie am Samstagmorgen zum Stall kam, bot sich ihr allerdings ein ungewohntes Bild.

Glass berichtet: „Als ich zum Stall kam, war ein Teil der Pferde auf dem Misthaufen, zwei Minishettys und ein größeres Pferd, das bis zum Bauch im Mist feststeckte. Das ist schon deshalb ungewöhnlich, weil die Pferde eigentlich gar keinen Zugang zum Misthaufen haben. Wir haben dann festgestellt, dass sie an einer Stelle durch die Stromlitze durchgebrochen sein müssen. Als wir die Pferde befreit hatten, fiel mir auf, dass ein anderes Pferd der Herde ein dickes Bein hat. Ich habe mir das angeschaut und dann gesehen, dass auch meine Jährlingsstute mit einem zerfetzten Oberschenkel da stand. Zwei weitere Pferde hatten ebenfalls Verletzungen an den Oberschenkeln. Die hinzugezogene Tierärztin hat dann bei der Landwirtschaftskammer angerufen, weil sie meinte, dass das Raubtierverletzungen seien. Ein Vertreter der Landwirtschaftskammer kam am Nachmittag. Er sagte, das sei eindeutig ein Wolf gewesen.“

UPDATE Larissa Glass hatte uns zwar gesagt, der Riss sei bereits in der Schadensstatistik vermerkt, aber wir haben ihn zunächst nicht gefunden. Nun haben wir ihn hier auf der Risskarte des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz entdeckt. 

Der Wolfsbeauftragte hat Tupferproben genommen, die nun auf DNA-Spuren untersucht werden. Ihre schwer verletzte Jährlingsstute hat Larissa Glass in die Tierklinik gebracht. Dort hieß es zunächst, die Überlebenschancen stünden 50 zu 50, nicht nur weil die Verletzungen gravierend waren, sondern auch weil die Wunden infiziert waren. „Inzwischen sagte man mir aber, dass sie auf dem Weg der Besserung ist“, so Glass.

Die anderen Pferde kann sie zuhause verarzten. Das allerdings ist schwierig. „Die Pferde sind sehr schreckhaft, sobald etwas von hinten kommt, versuchen sie zu flüchten und schlagen auch aus.“ Insgesamt habe sie den Eindruck, dass die Pferde seit der Nacht sehr „k.o.“ sind. „Sie sind ständig in Alarmbereitschaft und legen sich kaum hin, was sie vorher oft gemacht haben.“ Sie sperrt die Pferde nun nachts ein, geht immer wieder mit ihren Hunden herum.

In der Nacht nach dem Vorfall hat sie einen Wolf gesehen. Bekannte, die einige Kilometer entfernt wohnen, berichteten ebenfalls von einer Sichtung. Zuvor habe sie zwar davon gehört, dass es Wölfe in Niedersachsen geben soll, aber gesehen hatte sie noch nie einen. „Ich hätte auch nie gedacht, dass die sich an die großen Pferde herantrauen. Um die Shettys habe ich mir schon eher Gedanken gemacht. Aber da dachte ich noch, dass die Großen ja dabei sind.“ Tatsächlich hat aber auch ihre ca. 700 Kilogramm schwere Kaltblutstute Verletzungen davongetragen. Auch ihre Knabstrupper-Jährlingsstute misst bereits 1,50 Meter Stock.

Die Tierarztkosten würde sie erstattet bekommen, habe man ihr versprochen. Aber wie sie generell weiter mit der Situation umgehen soll, weiß Larissa Glass noch nicht genau. „Ich will meine Pferde nicht einsperren, schon gar nicht im Sommer. Man hatte mir auch gesagt, ich könne mich für ein Förderprogramm anmelden, mit dem man Mittel für Wolfszäune bekommt. Aber nach allem, was ich bis jetzt gelesen habe, bieten die ja auch keinen absoluten Schutz.“ Sie tendiert daher dazu, Überwachungskameras zu installieren und eine Sicherheitsfirma mit der Beobachtung über Nacht zu beauftragen, so dass rechtzeitig Alarm geschlagen wird.

Glass sagt: „Ich bin weder gegen noch für den Wolf. Ich finde es nur einfach schade, dass wir keine Möglichkeit haben, Weidetiere zu schützen. Pferde sind Fluchttiere. Sicher kann es auch in freier Wildbahn passieren, dass eines vom Wolf gerissen wird, aber normalerweise könnten sie wegrennen. Das geht jedoch nicht, weil wir sie ja daran hindern. Also ist es unsere Aufgabe, sie zu beschützen.“ Sie würde sich wünschen, dass die Wölfe mittels GPS-Daten überwacht werden, um derartige Vorfälle zu verhindern. „Es geht ja nicht nur um Pferde, sondern auch im Schafe usw. Der wirtschaftliche Schaden ist das eine. Aber selbst wenn man den ersetzt bekommt, bei Haustieren ist es doch anders. Man kann Tiere nicht einfach ersetzen!“

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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