Rolex-Reiter-Tagebücher im ST.GEORG

Von
Isabell Werth

Jessica Kurten IRL riding Castle Forbes Libertina

Das neue Jahr hat begonnen, 2010 ist Geschichte. Dressurreiterin Isabell Werth und Springreiterin Edwina Alexander lassen das Sport-Highlight des vergangenen Jahres, die Weltreiterspiele in Kentucky, in ihren Online-Tagebüchern Revue passieren und geben Einsicht in ihre Zukunftspläne.

Isabell Werth

Ich bin sehr zufrieden, wie alles gelaufen ist nach den Weltreiterspielen, vor allen Dingen natürlich mit den Siegen in Odense mit Satchmo, in Lyon mit Hannes und in Stuttgart mit El Santo. Jedes Turnier lief sehr gut und meine Pferde sind in Topform. In Stuttgart habe ich El Santo zu Musik von Roberto Blanco geritten, die von Aachen. Sie ist unterhaltsam und völlig anders als andere Kürmusiken, das machte es spannend! Hannes war in guter Verfassung als er von den Weltreiterspielen zurück in Deutschland war. Ich war erstaunt, wie fit er war und dass er keinerlei Probleme hatte. Ziemlich bald nachdem wir zuhause angekommen waren, war er wieder wie immer. Zwar nicht ganz so geschmeidig wie er es hätte sein sollen aber generell war ich wirklich zufrieden. Wie auch immer, Hannes fing an, sich zu langweilen. Er wollte wieder aufs Turnier und das ist der Grund, warum ich ihn mit nach Lyon genommen habe. Manchmal kann er wirklich schwierig sein – er beißt, er tritt, er ignoriert mich, er macht einfach sein eigenes Ding und hört nicht mehr richtig auf mich. Das ist dann so, als würde er den Kopf schütteln und weglaufen. Wenn Hannes sich langweilt, wird es lustig! So stark wie er sein kann, ist Hannes ein wirkliches Charakterpferd und das ist etwas, das sich komplett meiner Kontrolle entzieht.

Gedanken zu den Weltreiterspielen

Ich war wirklich beeindruckt von der Anlage in Lexington und alle Pferde und Reiter der unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam im Horse Park zu sehen, war unglaublich. Ich denke jedoch auch, dass es aufgrund der Größe des Ereignisses und der Örtlichkeiten für die Veranstalter schwierig war, alles unter Kontrolle zu behalten und alle Beteiligten zufrieden zu stellen. Aber das ist eine Sache der Erfahrung, denke ich. Sie hatten es auch deshalb nicht leicht, weil jeder Kentucky mit den Weltreiterspielen in Aachen vor vier Jahren verglichen hat. Aachen war einfach außergewöhnlich. Für die Veranstalter in Kentucky war es ein Kraftakt, dem folgen zu müssen. Es gab viel Positives, was man von dem Event mitnehmen konnte und alles in allem bin ich sehr glücklich über die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe. Was den Sport angeht, haben wir uns über die Bronzemedaille mit der Mannschaft gefreut. Obwohl wir auf Silber gehofft hatten. Aber Laura (Bechtolsheimer) war so stark und mit dem Gesamtergebnis waren wir zufrieden. Als nächstes war der Special dran, und ich hatte nicht wirklich eine Chance auf eine Medaille. Aber ich sagte mir, okay, ich werde alles geben, was ich habe. Die gesamte Woche lief es tadellos, dann habe ich jedoch ein paar Fehler gemacht. Aber das ist das Spiel – und am Ende ist es egal, ob Du Fünfte oder Zehnte wirst. Ehrlich gesagt, war die Bewertung der Ritte ein wenig seltsam. Ich glaube, das ist kein Geheimnis und ich finde es nicht unhöflich zu sagen, dass Differenzen zwischen den Richternoten von acht bis zehn Prozent nicht akzeptabel sind. Niemand war glücklich darüber. Aber okay, das passiert. Ein Problem haben wir Reiter mit diesen Unstimmigkeiten, wenn sie sich auf die Verteilung der Medaillen auswirken. Das ist absolut unfair, da muss etwas getan werden. Ich habe wirklich nicht erwartet, die Bronzemedaille zu gewinnen. Aber als ich die Fehler der anderen Reiter sah, sagte ich mir, okay, das ist nicht der Moment, ärgerlich zu werden oder sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Das Frustriendste an dieser Angelegenheit ist, dass ich keine Lösung für das Problem (die uneinheitlichen Richterurteile) sehe. Ich habe mich wirklich für Edward (Gal) gefreut, was am Ende das wichtigste Gefühl ist – die Freude mit den Mitreitern.

Laura Bechtolsheimer und Edward Gal

Laura war super im Grand Prix mit einer der besten Vorstellungen, die ich je gesehen habe. Ich dachte sie gewinnt, und ich glaube nicht, dass ich da die einzige war. Es hat gezeigt, dass es nicht immer ein einziges Pferd ist, das siegt und das macht den Sport spannend. Ich glaube nicht, dass sie im Special genauso gut war, wie im Grand Prix. In der Kür habe ich ihn (Mistral Hojris) nicht gesehen, aber das Pferd ist super. Er und Laura sind zusammengewachsen – eine große Partnerschaft. Sie hatten schon in der Vergangenheit sehr gute Prüfungen, aber sie waren nie eine solche Einheit wie jetzt. Ich denke, mit den Erfahrungen und der Zuversicht, die sie in Kentucky gewonnen haben, wären sie Top-Favoriten auf den Weltcup-Sieg (würden sie den anstreben, was Bechtolsheimer bereits verneint hat, Anm. der Redaktion). Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Was Edward angeht, ich war enttäuscht über den Verkauf von Totilas und es tat mir sehr leid für Edward, einen unglaublichen Partner zu verlieren. Kein Reiter möchte sein Pferd abgeben, erst recht nicht, eine solche Ikone von Pferd wie Totilas. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, Satchmo verkaufen zu müssen. Aber es ist es nicht wert, sich darüber Gedanken zu machen.

Weitere News

Der Übergang von der Grünen- in die Hallensaison war ziemlich unkompliziert. Die Halle in Odense ist sehr groß mit viel Platz, dadurch wird es den Pferden leicht gemacht. Satchmo ging ganz gut, stand im Grand Prix jedoch etwas unter Spannung. Wie auch immer, in der Kür war er entspannt und es wurde eine ermutigende Vorstellung. Don Johnson war unproblematisch. Ich habe ihn morgens gearbeitet, da war er noch ein bisschen schreckhaft. Aber beim Start im Prix St. Georges ging er sehr gut. Außerdem haben wir gerade einen Sechsjährigen gekauft: Laurenti, ein Oldenburger, von dem ich denke, dass er ein Super-Pferd ist, einfach brillant. Er ist sehr groß, sehr kraftvoll, mit viel Energie und großer Präsenz. Mit meinen Pferde in guter Form und einer spannenden Saison in Aussicht bin ich voller Zuversicht.

Edwina Alexandra

Die australische Springreiterin Edwina Alexandra schreibt ihren letzten Tagebucheintrag für den ST.GEORG nach ihrem Auftritt bei den Weltreiterspielen in Kentucky.

Nach den Weltreiterspielen

Seit wir aus Kentucky zurückgekehrt sind, ging es allen Pferden gut, aber sie waren viel auf Reisen, weil ich unter anderem in Helsinki, Oslo und Verona am Start war. Itot soll im Januar ein oder zwei Turniere gehen und dann bekommt er eine Pause vor Beginn der Grünen Saison. Ich hatte einen ziemlich hektischen Zeitplan vor Weihnachten und letztendlich nur ein einziges Freies Wochenende, das ich beim Formel 1-Grand Prix in Abu Dhabi verbracht habe. Ich habe ziemlich viele gute Pferde im Moment, um diesen engen Stundenplan zu bewältigen. Socrates ist zurück im Sport und war in Lyon dabei. Und Kisby war fantastisch. Ich denke, sie könnte ein Pferd sein, das einige Leute in Erstaunen versetzen könnte. Ciske war nicht gerade das unkomplizierteste meiner Pferde aber sie wird von Turnier zu Turnier besser und ich bin sehr glücklich über die Fortschritte, die sie macht.

Gedanken zu den Weltreiterspielen

Das Stadion war fantastisch und der Boden war sehr gut. Aber einige Aspekte haben mich enttäuscht und ich weiß, dass es eine Menge Reiter gab, die das genauso gesehen haben. Die Größe des Events brachte mit sich, dass alles sehr weit auseinander lag, was generell unpraktisch war (Stallungen und Stadion). Das war nicht ideal. Die Organisation des Abreitens, war nicht sehr gut durchdacht. Wir, die Reiter, hatten große Erwartungen an die Spiele, weil amerikanische Turniere normalerweise so gut organisiert sind, aber im Vergleich zu Aachen waren wir frustriert.

Mit Itot war ich glücklich, aber auch enttäuscht. Er war in wirklich guter Form und heiß, fast zu heiß, er platzte fast. Als wir aus dem Parcours kamen, war er kein bisschen verschwitzt und hat überhaupt nicht gepumpt, er fühlte sich topfit an. Ich hatte ein paar unglückliche Fehler, beispielsweise im Zeitspringen, wo ich einen Fehler am letzten Sprung hatte. In der zweiten Runde merkte ich, dass Itot mir etwas zu stark wurde und ziemlich aggressiv war. Vielleicht war das aber auch mein Fehler, weil ich ihn nicht schnell genug wieder eingefangen habe. Meinem Gefühl nach waren die Parcours sicherlich nicht so schwierig wie in Aachen. Der erste Tag und der Nationenpreis waren nicht besonders hoch. Wie auch immer, einige Reiter sagten, dass das Halbfinale ziemlich schwierig war und ein großer Unterschied zu den anderen Runden. Ich war enttäuscht, dass es so viele Doppelnuller gab, denn das bedeutete, dass diejenigen mit nur einem einzigen Fehler so weit hinten in der Rangierung endeten. Was die Mannschaftswertung angeht, waren der siebte Platz und die Olympiaqualifikation ein großer Erfolg für die Australier. In Anbetracht der Nationen, die wir geschlagen haben (USA, Holland, Spanien) konnten wir extrem zufrieden sein mit unseren Leistungen.

Die Saison 2011

Glücklicherweise habe ich 2011 kein Championat, so dass mein Zeitplan etwas weniger anspruchsvoll ist und ich ein etwas leichteres Programm für die Pferd machen kann. Stattdessen werde ich mich auf die Global Champions Tour konzentrieren. Es wird interessant sein zu sehen, wer in dieser Saison erfolgreich sein wird und wer ins Weltcup-Finale kommt. Christian (Ahlmann) hatte einen super Auftakt und ich denke, dass neben ihm ein ziemlich großes Kontingent deutscher Reiter in Leipzig am Start ist. Christian ist ein großartiger Reiter mit einem fantastischen Pferd. Ich freue mich sehr für ihn, wo er doch so viele Schwierigkeiten mit der FEI hatte. Daher ist es großartig, jemanden mit einem derartigen Comeback in der Szene zu sehen.

In der Art und Weise, wie ich sie angehe und in der Anzahl der Turniere bei denen ich starte, unterschiedet diese Wintersaison sich ziemlich von der 2009/2010. Ich habe diese beiden Neunjährigen (Ciske und Kisby) sowie einige weitere Pferde in demselben Alter, die eine gute Saison hatten. Das lässt mich hoffen, in diesem Jahr ein wirklich starkes Team zu haben. Die Wintersaison bietet mit eine wertvolle Gelegenheit, meine jüngeren Pferde auf die kommende Saison vorzubereiten, anstatt mich ausschließlich auf Itot und Socrates zu konzentrieren.

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