Vor genau einem Jahr war der US-Springreiter und -trainer George Morris lebenslang für den Pferdesport gesperrt worden. Hintergrund waren Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen den 82-Jährigen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn. Und auch gegen den Pferdesport-Dachverband in den USA, die US Equestrian Federation (USEF).
Zwei Männer haben George Morris angezeigt und angegeben, die Trainerlegende habe sie als Teenager vergewaltigt. Es sind dieselben Personen, die auch die US-Organisation SafeSport auf Morris aufmerksam gemacht hatten. Safe Sport hat es sich zur Aufgabe gemacht, sexuellen Missbrauch im Sport zu bekämpfen. Es waren Untersuchungen eingeleitet worden, infolge derer Morris wegen Missbrauchs eines Minderjährigen auf Lebenszeit gesperrt worden war. Er hatte versucht, dagegen vorzugehen, scheiterte jedoch.
Auch gegen den US-amerikanischen Pferdesportverband USEF war Klage eingereicht worden mit der Begründung, der Dachverband sei fahrlässig mit der Angelegenheit umgegangen, die ja einen Mann betrifft, der lange Zeit Equipechef der US-Springreiter war.
Eine weitere Anklage wurde in Kalifornien eingereicht, die sich ebenfalls gegen den US-Verband sowie gegen den Flintridge Riding Club richtet, die Anlage, auf der Spitzentrainer Jimmy Williams unterrichtete. Der inzwischen verstorbene Williams soll ebenfalls diverse Minderjährige sexuell missbraucht haben, unter anderem Anne Kursinski.
Der Anwalt, der die Klägerseite vertritt, Mike Reck, erklärte: „Bei diesen Fällen handelt es sich nicht um Einzelfälle. Ja, es sind zwei einzelne Straftäter, aber das passierte nicht in einem Vakuum. Es geschah in einer Branche und einer Gesellschaft, die dies zugelassen hat. Es war eine bewusste Entscheidung von uns als Anwälten für und mit den Überlebenden, auf die Angelegenheit aufmerksam zu machen und diese Fälle gleichzeitig vorzubringen.“ Man habe die Sache genau koordiniert, damit die Klagen an Ost- und Westküste der USA trotz des Zeitunterschieds und unterschiedlicher Gerichte am selben Tag eingehen. „Wir halten dies für wichtig. Jeder einzelne der Überlebenden tut das nicht für sich. Sie tun es als Teil der Gesellschaft, um die gesamte Pferdebranche sicherer für Kinder zu machen.“
USEF ebenfalls im Fokus
Die USEF hatte ja im vergangenen Jahr die Sperre gegen Morris ausgesprochen. Doch angeblich hat man beim Verband schon sehr viel länger von dessen Taten gewusst. Auch schon, als er als Equipechef für die USA wirkte. Der Chronicle of the Horse, einer der größten US-Publikationen im Pferdesport, zitiert ein Statement des US-Verbandes:
„Die Taten von George Morris sind verwerflich und es hätte niemals passieren dürfen, dass diejenigen, die er missbraucht hat, sein unverantwortliches und verabscheuungswürdiges Verhalten erdulden mussten. Wir sind an der Seite der mutigen Opfer und Überlebenden, die sich gemeldet haben, um von ihren Erfahrungen zu berichten, und unterstützen diese. USEF toleriert keinen sexuellen Missbrauch – ob nun in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft – und verfügt über Präventionsmaßnahmen, um Reiter vor sexuellem Missbrauch und Fehlverhalten zu schützen.“
Dazu sagt der Anwalt der Kläger: „Es stimmt, was George Morris getan hat, war furchtbar. Was der Verband aber nicht berücksichtigt, ist, dass die USEF und ihr Vorgänger (die American Horse Shows Association) Morris und Williams die Macht gegeben haben, dies zu tun. Die Täter hätten keinen Zugriff auf die Kinder gehabt, hätten sie nicht den Status innerhalb der Pferdesportgemeinschaft gehabt, den man ihnen eingeräumt hatte.“
Die Opfer hätten nicht die Unterstützung bekommen, die sie hätten haben sollen. Beide, Morris und Williams, seien Ikonen des Sports gewesen. Und George Morris wäre noch immer eine solche, hätte Jonathan Soresi, einer der Kläger, die Vorfälle nicht ans Licht gebracht (der andere wollte anonym bleiben). „Außenstehende kennen die Vorwürfe nicht und wissen nichts von der Tiefe der Recherchen durch SafeSport. Alles, was sie kennen, ist der Ruf der Leute. Das ist schmerzhaft für die Opfer.“
In den Anklageschriften steht unter anderem zu lesen, dass es zu dem Zeitpunkt, als George Morris US-amerikanischer Equipechef war, in der Branche wohl bekannt war, dass Morris minderjährige Jungen missbraucht hat. Weiter heißt es: „Morris Standing in der Welt des Pferdesports und sein Status als herausragender USEF Trainer garantierten ihm ungehinderten Zugang zu unzähligen Turnierplätzen, Reitvereinen und Ställen im ganzen Land sowie das Vertrauen der Machthaber innerhalb der Branche.“
Selbst als die Vorfälle von SafeSport aufgearbeitet worden seien und immer mehr Opfer sich gemeldet hätten, habe die Branche Morris schützen wollen und gesagt, die lebenslange Sperre sei eine zu strenge Strafe. Der eine der Ankläger, der sein ganzes Leben in der Pferdebranche verbracht hat, sei zum Außenseiter der Szene geworden – „und das nur, weil er es gewagt hat, seine Stimme gegen seinen Peiniger zu erheben“.
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