Das Hauptspringen in der Soers am Samstag nachmittag ging an Christian Ahlmann auf Mandato van de Neerheide vor Daniel Deußer auf Kiana van het Herdershof. Entschieden wurde das Springen in einem nervenzerfetzenden Stechen.
Als der Schweizer Steve Guerdat mit dem flinken Fuchs Bandit Savoie fehlerfrei in 44,20 Sekunden durch den Stechparcours gesaust war und der nächste Starter Christian Ahlmann auf Mandato van de Neerheide in gemütlichem Galopp hereinkam, da sah es nicht aus, als ob er dem dreifachen Weltcupsieger noch den Sieg in diesem zweiten Springen der „Großen Tour“ beim Aachen International Jumping würde streitig machen können. Falsch gedacht.
Ahlmann legte los, ritt die allerkürzesten Wege und stellte seinen erst achtjährigen Fuchs vor Sprung drei noch vor eine fast unlösbare Aufgabe, so schräg und dann noch nicht mal eine ideale Distanz – aber Mandato (v. Emerald) zeigte Klasse und Charakter, machte einen kleinen Galoppsprung dazu und ließ den Oxer mit einem mächtigen Satz hinter sich. „Ich wusste nicht, was ich wollte, aber Mandato hat das dann übernommen, keine Ahnung, wie wir da rübergekommen sind“, sagte Ahlmann nach seinem Ritt. Der Rest war Routine, wobei auf der letzten langen Linie die große Galoppade noch mal ein paar Sekundenbruchteile brachte. 0/43,29 Sekunden standen für Ahlmann zu Buche. „Fantastisch, wie das junge Pferd das gemacht hat,“ sagte Bundestrainer Otto Becker.
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Auch der letzte Starter, Daniel Deußer auf der neunjährigen Kiana van het Herdershof (v. Toulon) konnte Ahlmanns Zeit nicht mehr unterbieten, obwohl er’s mit einem flotten flüssigen Ritt durchaus versuchte (0/43,55 Sekunden). Vierter hinter den beiden Deutschen und Guerdat wurde der Italiener Riccardo Pisani auf Charlemagne (0/44,58 Sekunden). Zwölf von 40 Reitern hatten das Stechen erreicht, sieben verpassten es durch einen Zeitfehler im Umlauf.
Denn Parcourschef Frank Rothenberger hatte die Zeit knapp kalkuliert und die Reiter damit verführt, das eine oder andere Risiko einzugehen. Auf diese Weise konnte er das Starterfeld, das einem Fünfsterne-Event alle Ehre gemacht hätte, in dem lediglich mit drei Sternen versehenen Springen auseinander bekommen. Über die Zahl der Sterne entscheidet vor allem die Dotierung, die Anforderungen sind entsprechend, im Stawag-Preis waren die Hindernisse maximal 1,45 Meter hoch.
Kanadischer Sieg im Aachener Youngster Cup
Das zweite Springen im Youngster Cup für sechs- und siebenjährige Pferde gewann der Kanadier Chris Pratt auf dem Belgier Newberry Balia NI, wie Ahlmanns Mandato v. Emerald abstammend. Hinter Laura Klaphake auf Concollon v. Conthargos konnte sich erneut Richard Vogel, der hier bereits zwei Springen gewonnen hat, mit der Sandro Boy-Tochter Stardust Degli Assi hervorragend auf Platz drei platzieren. Platz zwei mit Lesson Peak hinter dem Iren Bertram Allen auf Pacinio Amiro im zweiten Springen der Medium Tour bestätigte die Superform, in der der 23-Jährige in der Soers aufläuft.
In der Junge Reiter-Tour ging der Sieg heute an Thibault Philippaerts, dem zweitjüngsten Sohn der berühmten belgischen Springreiter-Familie. Der erst 18-Jährige drehte auf seiner Stute Juvente van de Kakebeek die schnellste Runde im Stechen (0/57,07). „Natürlich ist es ein Traum, eines Tages drüben im Hauptstadion auf Gras zu reiten,“ räumte der junge Belgier anschließend ein. Dahinter rangierten die Sieger des gestrigen Tages, Dieter Vermeiren (BEL) und Vanilla auf Rang zwei (0/57,64) vor einem deutschen Damen-Trio. Alia Knack mit Campari, Johanna Beckmann mit Cheenok und Lenie Böckmann mit Label d’Amour folgten in dieser Reihenfolge auf den Plätzen drei bis fünf.
Obwohl durch die Corona-Pandemie in Aachen nur ein sehr abgespecktes Programm läuft, merkte man den Reitern an, wie froh sie waren, wieder in der Soers zu sein. „Wir sind unendlich dankbar, dass wir wieder hier sind“, sagte Christian Ahlmann am Ende des Tages.
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