Was für ein Tag in Barcelona! Es ging nicht optimal los für das deutsche Team, aber mit Kampfgeist, Präzision und Coolness sicherte sich die Mannschaft von Bundestrainer Otto Becker den Sieg im FEI-Nationenpreisfinale. Brasilien freute sich über die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris.
Es war eine knifflige Aufgabe war, die der Parcourschef den Finalisten da heute in den Weg gestellt hatte. Zwei zweifache Kombinationen und eine dreifache Kombination gegen Ende des Parcours sowie viele knifflige einzelne Elemente forderten Reitern und Pferden alles ab. Nach der Hälfte der insgesamt 32 Reiter-Pferd-Paare hatten nur drei Paare eine Nullrunde zeigen können. Jana Wargers und Dorette gehörten nach ihrem blitzsauberen Springen am Donnerstag heute nicht dazu. Die beiden fingen gut an, demonstrierten aber im Verlauf des Parcours, dass es reichlich Fehlerquellen gab. Zweimal erwischte es die 14-jährige Dollar du Murier-Tochter und Wargers heute. Das erhöhte den Druck auf die anderen Teamreiter. Christian Kukuk gelang mit Checker eine maßgeschneiderte Runde. Der 13-jährige Schimmelwallach v. Comme il faut kämpfte für seinen Reiter und zeigte heute seine ganze Qualität. Bei Hans-Dieter Dreher und Elysium klapperte es heute zweimal kräftig, die null Fehler erschienen unsicher. Aber die Stangen rollten wieder in die Auflagen zurück und auf der letzten schweren Linie mit wuchtiger Triplebarre, Oxer und Steil mit jeweils einem Galoppsprung dazwischen präsentierte sich das Paar nochmal in höchster Konzentration. So brachten sie die Nullrunde doch noch nach Hause und erwiesen sich wie schon so manches Mal in dieser Saison als erfolgreichstes Paar des Nationenpreises (wenn man den Donnerstag dazu nimmt).
Zweiter Sieg für Deutschland im FEI-Nationenpreisfinale
Vor den Schlussreitern stand bei Deutschland schließlich noch die Null. Brasilien lag dahinter mit vier Punkten. Richard Vogel und United Touch S hätten mit einem Abwurf Deutschland also noch im Wettbewerb gehalten oder aber mit einer weiteren Nullrunde den vorzeitigen Sieg klar gemacht. Der großrahmige Untouched-Sohn, Achter im diesjährigen Weltcup-Finale, war ja am Donnerstag in der Qualifikation in Absprache geschont worden. Heute demonstrierte er erneut seine Qualitäten für die Weltspitze. Direkt an Sprung eins kam sein Reiter Richard Vogel kräftig in Wohnungsnot. Sich zu überspringen wird der Hengst vielleicht nicht mehr ablegen. Was dann folgte, war eine Demonstration von Präzision und Coolness. Richard Vogel steuerte den Hengst gefühlvoll durch den Parcours, musste bei der schwungvollen Distanz Steil-Oxer mit vier Galoppsprüngen die riesengroße Galoppade seines Pferdes sogar einmal leicht zügeln. Die kräftezehrende dreifache Kombination auf der Schlusslinie war ebenso wenig ein Problem für das Paar wie alle Hindernisse zuvor. Für den Schlusssprung konnte sich Vogel nochmal Zeit nehmen, ritt ein wenig Außenbahn und brachte United Touch S so ideal zum letzten Sprung – null!
Das bedeutete den vorzeitigen Sieg für Deutschland und den Löwenanteil des Preisgeldes in Höhe von 1,25 Millionen Euro, nämlich 417.000 Euro. Otto Becker bedankte sich nicht nur bei seinen vier Reiter-Pferd-Paaren des Nationenpreises, sondern auch bei der fünften Reiterin Jörne Sprehe, die ein starkes Back-Up geboten hatte. Es ist der zweite Sieg für Deutschland in diesem Wettbewerb seit er 2013 zum ersten Mal stattfand. 2016 gelang das zum ersten Mal. Der perfekte Abschluss einer durchwachsenen Nationenpreis-Saison von Deutschland.
Frankreich und Belgien auf Platz zwei und drei
Mit jeweils acht Fehlern belegten die Teams aus Frankreich, Belgien und Brasilien die Plätze zwei, drei und vier – die Franzosen hatten unter dem Strich die schnellere Gesamtzeit vorzuweisen. Hier ritten Simon Delestre mit I Amelusina R (4), Francois Xavier Boudant mit Brazyl du Mezel (4), Olivier Perreau mit GL Events Doray d’Aiguilly (0) und Julien Epaillard mit seiner EM-Bronzemedaillengewinnerin Dubai du Cedre (4). Die Zeit von 249,74 Sekunden des Teams war letztlich ausschlaggebend für Rang zwei.
Die Vorjahressieger von Belgien erwischten heute ebenfalls keinen guten Start. Sowohl Koen Vereecke mit Lector vd Bisschop als auch Niels Bruynseels mit seinem erfahrenen Delux van T & L bekamen zwei Abwürfe. Wilm Vermeir und Iq van het Steentje sowie Gregory Wathelet mit Bond Jamesbond de Hay zeigten großartige Nullrunden zum Abschluss, das änderte jedoch nichts mehr an den acht Fehlern, die zählten. 251,25 Sekunden lautete die Gesamtzeit der Belgier.
Paris ruft für Brasilien
Auf Platz vier freute sich die Mannschaft aus Brasilien trotz des nicht erreichten Podiums. Vorzeigepaar waren heute die so erfrischend fein reitende Luciana Diniz und ihr bestens aufgelegter Mylord Carthago-Sohn Vertigo du Desert, die null ins Ziel kamen. Rodrigo Pessoa und Major Tom kamen als Schlusspaar auf vier Punkte, auch Pedro Veniss und Nimrod de Muze Z bekamen einen Abwurf. Stephan de Freitas Barcha und Cheveaux Primavera Imperio Egipcio bildeten mit zehn Punkten das Streichergebnis. 253,82 Sekunden waren es unter dem Strich für Brasilien. Die Olympiaqualifikation haben sie mit diesem Ergebnis nun auch in der Tasche.
Auf den folgenden Rängen platzierten sich die Teams aus den USA (9), der Schweiz (12), Großbritannien (12) und Irland (13).
Alle Ergebnisse vom FEI-Nationenpreisfinale 2023 in Barcelona finden Sie hier.
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