Es gibt Pferde, die vergisst man einfach nicht. Nicht nur, weil sie überragende sportliche Leistungen vollbracht haben, sondern vor allen Dingen, weil sie ganz besondere Persönlichkeiten sind. Von einer solchen muss der internationale Springsport sich nun verabschieden.
Neben dem Weltmeister von 2006, Jos Lansinks Cumano, wird auch Meredith Michaels-Beerbaums Überflieger Shutterfly (18) im Rahmen des CHIO Aachen dem großen Springsport Adieu sagen.
Zwei Pferde, die gemeinsam im Finale der Springreiter-Weltmeisterschaften 2006 standen. Zwei Pferde, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine ein Riese, der andere dagegen ein Zwerg. Aber im Herzen ein ganz Großer. Zumindest, wenn er Hindernisse vor sich sieht. „Er ist ein sensibles, schüchternes Pferd“, beschreibt „MMB“ ihr Erfolgspferd auf ihrer Website. „Erst wenn er in den Parcours kommt, wird er groß. Da weiß er, dass er das Vermögen hat und ist in dem Moment selbstbewusst.“
Bei Shutterfly hat man immer den Eindruck, er fliegt völlig mühelos über die Hindernisse. Nicht nur wegen seines gewaltigen Springvermögens, sondern auch durch seine katzenartige Geschmeidigkeit und seine federleichte Manier. Und schnell ist er auch noch. Unzählige Erfolge sammelte er mit seiner Reiterin: Zwei Bronzemedaillen bei den Weltreiterspielen in Aachen 2006. Drei Weltcup-Final-Siege, in Las Vegas 2005, in Göteborg 2008 und nochmal in Las Vegas 2009. Mannschafts-Silber und Einzel-Gold bei den Europameisterschaften in Mannheim 2007 (ohne sich auf dem Turnier einen einzigen (!) Springfehler zu leisten). Platz vier bei den Olympischen Spielen in Hongkong 2008. Hinzu kommen unzählige Große Preise. Da, wo es viel Geld zu verdienen gab, da war Shutterfly vorne. Zuletzt am Mittwoch des CHIO Aachen 2011 als er den Preis von Europa für sich entschied. 3,5 Millionen Euro sprang er in seiner Karriere zusammen, die er mit dem Namen Struwwelpeter begann.
Das Licht der Welt erblickte der Hannoveraner am 14. Januar 1993 bei Uwe Dreesmann. Shutterfly ist das Produkt der Halbblüterin Famm v. Forrest xx und des Oldenburger Sandro-Sohns Silvio. Auch der bringt einen guten Schuss Blut mit, so dass in Shutterflys Adern insgesamt rund 51 Prozent Vollblut fließt. Wegen seiner wuscheligen Mähne taufte man ihn damals Struwwelpeter. Den Namen Shutterfly bekam er 1999, als er sechsjährig in den Stall von Meredith Michaels-Beerbaum wechselte. Seine amerikanischen Besitzer hatten Probleme, das Wort Struwwelpeter auszusprechen und so wurde daraus Shutterfly. Geblieben ist der Spitzname, denn im Stall heißt Shutterfly „Petey“.
Und nun heißt es Abschied nehmen von Shutterfly. Der Springsport ist damit um eine große Pferdepersönlichkeit ärmer. Mach’s gut, Petey!
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