Als letzte Starterin im Stechen siegt Jana Wargers mit einem mutigen Ritt im Preis von Nordrhein-Westfalen in Aachen, der ebenso als Qualifikation für den Rolex Grand Prix am Sonntag gewertet wird. Richard Vogel wird Zweiter.
Der Parcours im Umlauf des Preises von Nordrhein-Westfalen in Aachen war machbar. 16 fehlerfreie Paare, die im Stechen ein zweites Mal in den Parcours mussten, stellten das unter Beweis. Und auch diese Aufgabe lösten zehn der Paare problemlos. Ein wenig Spannung kam allerdings beim dritten Starter auf: Richard Vogel auf seinem neunjährigen Cepano Baloubet. In der engen Wendung von Sprung zwei auf drei, den grüngelben Oxer des Aachen-Sponsors Rolex, rutschte der Chaman-Sohn leicht weg – ohne schlimmere Folgen. Es kostete lediglich Zeit. Die holte das Paar mit hohem Grundtempo im restlichen Kurs wieder raus – der Wallach, der siebenjährig bereits Bundeschampion wurde, flog über die Hindernisse. Führung mit 45,67 Sekunden.
Jana Wargers ohne Angst vorm Verlieren
Dann kam jedoch Jana Wargers als letzte Starterin im Stechen in die Bahn und machte es nochmal richtig spannend. „Als ich gehört habe, dass Richie führt und sehr schnell war, wusste ich, dass ich alles geben musste“, erklärte die 31-Jährige ihre Entschlossenheit. Und sie gab alles, volles Risiko. Zum Rolex-Oxer wendete sie eng – Spannung im Publikum. Danach legten sie sogar noch an Tempo zu, kam groß über einen gewaltigen, luftigen gelben Oxer. Dann rechts rum, ohne großen Tempoverlust in die Steil-Steil-Kombination. Im Ziel stoppte die Uhr für Wargers und ihre Dollar du Murier-Tochter Dorette (0/43,69) mit einem Vorsprung von fast genau zwei Sekunden auf das Ergebnis von Richard Vogel. Sieg für die Reiterin der Ashford Farm, die gestern noch einen unglücklichen Abend mit der deutschen Mannschaft im Nationenpreis hatte. „Ich habe da keine Worte für, es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Ich bin einfach sehr glücklich und stolz und ich hatte einfach so viel Spaß.“ Ihre Stute Dorette reitet die Wahl-Belgierin erst seit etwa einem halben Jahr. Schon jetzt scheint das Zusammenspiel zu stimmen: „Sie ist ein fantastisches Pferd. Sie ist sehr vorsichtig und sie kämpft für mich.“
„Zweiter Platz fühlt sich auch wie Sieg an“
Also Platz zwei für Richard Vogel und seinen Wellington-Sieger Cepano Baloubet. Der 26-Jährige gab sich stolz auf seine Leistung und sein Pferd: „Er ist noch sehr grün auf diesem Niveau. Er ist im Stechen ein bisschen gerutscht, aber dennoch mutig geblieben und wie sehr er kämpfen möchte, um es hinzubekommen – das haben nicht alle Pferde. Ich bin sehr stolz auf ihn. Ich denke, was Jana heute geschafft hat, ist überragend, deshalb fühlt sich der zweite Platz trotzdem wie ein Sieg an.“
Platz drei sicherte sich der Franzose Kevin Staut mit Dialou Blue PS v. Diarado’s Boy, der sich in der Pressekonferenz mit Augenzwinkern entschuldigte „die deutsche Siegerehrung zu stören“. Der „Störfaktor“: null Fehler in 46,41 Sekunden.
Die auffällig vielen Null-Fehler-Ritte erklärte Richard Vogel mit der Qualität der Pferde und Reiter. Zwar sei der Kurs nicht ganz so hoch und knifflig wie der Parcours am Mittwoch [Parcours des Preises von Europa, Anm. der Redaktion] gewesen, allerdings sorge die Atmosphäre in Aachen für einen extra Schub Motivation. „Jeder, der hier ist, versucht, in seiner besten Form zu sein.“
Weitere Springprüfungen am Freitag des CHIO Aachen 2023
In einer Zwei-Phasen-Springprüfung über 1,45 m Höhe konnte die erfahrene US-Amerikanerin Laura Kraut triumphieren. Im Sattel von Haley, einer elfjährigen KWPN Stute v. Quality Time TN, blieb sie fehlerfrei in 30,23 Sekunden in der zweiten Phase – der Sieg.
Nur knapp landete Alain Jufer aus der Schweiz auf Rang zwei. Mit einem ebenfalls fehlerfreien Ritt auf Dark Grey MM, einem neunjährigen Westfalen v. Diacasall, in 30,68 Sekunden war er nur etwas langsamer als seine Kollegin aus den USA..
Dritter wurde der einstige Weltranglistenerste Ben Maher auf Enjeu de Grisien. Den Briten trennten gut eine Sekunde vom Sieg (0/31,45). Mit zwei Nullrunden auf Dallas Vegas Batilly hatte er gestern Abend noch zum zweiten Platz der britischen Mannschaft im Nationenpreis beigetragen.
Beste Deutsche waren Jörne Sprehe und Daniel Deusser. Mit dem Hengst Hickstead White v. Hickstead-Coupe de Coeur II sicherte sich Sprehe den fünften Platz (0/33,40) vor Deusser mit Narcos van Smidshoeve (o/33,59) auf Platz sechs.
Der Nachwuchs beim CHIO Aachen
In der Young Riders Springprüfung, einem 1,35 m hohen Springen, traten außerdem die Nachwuchsreiter gegeneinander an. An ihre Spitze setzte sich Sienna Charles (GBR) mit Valkiry de Zance. Das Paar siegte mit null Fehlern in 68,35 Sekunden.
Die Plätze zwei und drei gingen an junge Reiter aus Belgien. Mit der Carambole-Tochter Eye of the Tiger gewann Evelyne Putters den belgischen Vergleich und sicherte sich Platz zwei (0/68,89). Rang drei ging an Thibault Philippaerts, der damit auf den Spuren seiner älteren Brüder Nicola und Olivier ist. Er brachte den Kannan-Sohn Pomidou van het Kuilenhof in den Parcours (0/69,54).
Als bester Nachwuchsreiter aus Deutschland präsentierte sich Mick Haunhorst mit Cirano, die ebenfalls einen fehlerfreien Ritt zeigten. Mit der Zeit von 78,92 Sekunden ordnete sich das Paar an zehnter Stelle ein. Insgesamt gingen 20 Teilnehmer an der Start.
Alle Starter- und Ergebnislisten vom CHIO Aachen finden Sie hier.
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