Wieder sind es Jana Wargers und Richard Vogel, die an der Spitze einer Springprüfung beim CHIO Aachen stehen. Diesmal jedoch mit dem besseren Ende für Vogel. Auf den Großen Preis am Sonntag blicken beide zuversichtlich.
Gestern nahm Jana Wargers Richard Vogel fast zwei Sekunden im Stechen des Preises von Nordrhein-Westfalen und damit den Sieg ab. Das konnte der Viernheimer nicht auf sich sitzen lassen und drehte heute den Spieß um. Die Chance dafür bekam er in einer 1,55 m-Springprüfung mit Siegerrunde. Der Modus: Alle fehlerfreien Ritte, mindestens aber die zehn besten Paare aus dem Umlauf, dürfen nochmal.
Sieg für Richard Vogel und Cepano Baloubet
Wie schon gestern sattelte Richard Vogel seinen Chaman-Sohn Cepano Baloubet. Als 27. von 32 Paaren kamen sie in den ersten Umlauf. Der DSP-Wallach hatte genug Kraft für Bocksprünge nach den ersten drei Sprüngen – als wäre er froh, sich endlich zeigen zu dürfen. Das Paar blieb fehlerfrei und sicherte sich damit einen Platz in der Siegerrunde. Mit dem zweitbesten Ergebnis aus dem Umlauf gingen sie hier als vorletztes Paar an den Start. Jana Wargers und Chacco’s Lady II hielten zu diesem Zeitpunkt die Führung (0/42,16). Doch Richard Vogel hatte eine Mission. Hohes Grundtempo schon vor Sprung eins und, wo nötig, enge Wendungen, die fast an Pirouetten erinnerten. „Ich bin fast ein halbes Jahr, immer in der Wintersaison, in Amerika. Dort beobachte ich viele Fähigkeiten und eine etwas andere Art zu reiten und Wendungen sind dort sehr viel Dressur-fokussierter. Und Cepano sucht immer nach dem Sprung. Ich denke, ich könnte so eine Wendung nicht ohne Sprung reiten. Aber wenn ein Sprung da ist, will er dort hin,“ erklärte der 26-Jährige. Zum vorletzten Hindernis, einem Oxer mit Wassergaben, kam das Paar nicht ganz passend. Aber der Wallach schöpfte aus seinem Vermögen, nahm sich ein Herz und berührte keine Stange. Etwa drei Sekunden nahm Richard Vogel seiner aktuell stärksten Konkurrentin ab. Null Fehler in 38,87 Sekunden, Sieg.
Wargers zufrieden mit Platz zwei
Die Siegerin des Preises von NRW ging mit Chacco’s Lady II in den Parcours. Auch sie hatte sich ihren Startplatz in der Siegerrunde mit einem fehlerfreien Umlauf gesichert. In der zweiten Runde ging sie als siebte Starterin ins Stadion und blieb fehlerfrei. Außerdem war sie schnell, ohne ihre Chacco-Blue-Tochter zu verheizen. Ein Ritt mit Köpfchen, dem man gerne zusah. „Ich war sehr, sehr glücklich nach der ersten Runde und dann bin ich Zweite geworden und das machts nochmal besser,“ freute sich Jana Wargers, auch wenn sie den Sieg abgeben musste.
Unmittelbar nach Wargers ritt der Franzose Marc Dilasser mit Arioto du Gevres v. Diamant du Semilly, die Pechvögel aus dem Nationenpreis, in die Siegerrunde. Auch er fehlerfrei und schnell. So schnell, dass wohl jeder im Stadion das Stoppen der Uhr erwartete: 42,30 Sekunden und damit einen Moment langsamer als Wargers, Platz drei.
Pech für Harry Charles und Philipp Weishaupt
Wenn das Team Riesenbeck aufschlägt, sind schnelle Ritte garantiert. Das bewies Philipp Weishaupt in der Siegerrunde mit dem Contagio-Sohn Coby. Mit 37,77 Sekunden hätte er Richard Vogel noch über eine Sekunde abnehmen können. Hätte. Mit jedem Sprung wurde die Distanz gewagter, am letzten fehlte dann das nötige Glück. Mit der Stange des Allianz-Steils fiel auch der Sieg des Riesenbeckers – Rang fünf.
Harry Charles und Aralyn Blue schienen kurzzeitig für den glücklichsten fehlerfreien Ritt in der Aachener Geschichte zu sorgen. Nach enger Wendung steuerten sie den grün-gelben Rolex-Sprung an. Die Stute touchierte die oberste Planke, diese drehte sich um 180 Grad, blieb aber falschherum liegen. Hoffnung auf eine Sensation bahnte sich durchs Publikum – und zerplatzte am letzten Sprung, als doch noch ein Stange fiel (4/40,42). Platz sieben.
Verletztes Pferd Holy Moley mit hoffnungsvollem Befund
Ein Zwischenfall überschattete die Prüfung. Holy Moley, das Pferd des niederländischen Reiters Marc Houtzager, sprang den gesamten ersten Umlauf. Nach Erreichen des Ziels humpelte der Wallach plötzlich, mochte sein linkes Vorderbein offensichtlich nicht mehr aufsetzen. In Windeseile kam ein Helferteam auf den Platz geeilt, Sichtschutz wurde aufgestellt, das Pferd tiermedizinisch behandelt. Ein bereitgestellter Transporter brachte Holy Moley aus dem Parcours.
In der Pressekonferenz nach dem Springen berichtete Birgit Rosenberg aus dem Vorstand des ALRV, dass – anders, als in kursierenden Gerüchten – lediglich „eine leichte Sehnenverletzung“ diagnostiziert wurde. Holy Moley werde gut versorgt.
Wargers und Vogel blicken auf den Großen Preis
Auf den Großen Preis am Sonntag blicken Jana Wargers und Richard Vogel mit Hoffnung. „Es gibt ein gutes Gefühl, zu gewinnen und Zweiter zu werden. Mein Pferd ist im Nationenpreis super gesprungen und ich hoffe, dass wir das morgen nochmal machen können“, sagte die heutige Zweite. Richard Vogel stimmte ihr da zu: „Es ist ein tolles Gefühl, mit einem Sieg und Wind im Rücken in den Finaltag zu starten. Man hat ein gutes Selbstbewusstsein, wenn man ein paar gute Prüfungen geritten ist. Unsere Pferde sind in super Form. Mein Pferd ist nur am Mittwoch gesprungen, zwei Runden. Ich bin kein gutes Stechen geritten, aber er ist sehr gut gesprungen und ich denke, wenn wir beide mutig genug reiten, haben wir die Chance, etwas zu schaffen. Was auch immer das heißen mag.“ Die große Hoffnung konkret zu benennen, trauten sich beide nicht. Und das war auch nicht nötig. Die Leistungen der letzten Tage sprechen für sich.
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