Die Deutschen Meisterschaften der Springreiter 2018 sind entschieden, Mario Stevens holte sich zum ersten Mal den Titel. Dabei hatte eigentlich alles gegen ihn gesprochen.
Vor sechs Wochen war Alarm in Molbergen: Durchbruch eines Magengeschwürs bei Mario Stevens, Krankenhaus, Notoperation, Intensivstation. Noch vom Krankenbett aus hatte Stevens mit Bundestrainer Otto Becker seinen Turnierplan besprochen. In Nörten-Hardenberg wollte er wieder an den Start gehen, um dann fit für die Deutschen Meisterschaften zu sein. Gesagt, getan.
Die Notoperation war aber nicht der einzige Faktor, der einen Titelgewinn von Mario Stevens eigentlich nicht allzu wahrscheinlich erscheinen ließ. Denn er ritt hier in Balve ein Pferd, dass er erst seit kurzem unter dem Sattel hat und das in Balve sein zweites Turnier mit ihm ging: den elfjährigen Franzosen Talisman de Mazure v. Quaprice. Die längste Zeit seines Springpferdelebens ging Talisman de Mazure unter dem Belgier François Mathy Jr. und dem Briten John Whitaker, mit dem er unter anderem auch Mächtigkeitsspringen gewinnen konnte. Der Wallach gehörte bis dato Prinzessin Haya. Über Vermittlung seines „guten Freundes“ Holger Hetzel konnte Mario Stevens Talisman erwerben. Ein guter Griff, wie sich in Balve zeigte.
Nicht ein Springfehler unterlief dem Paar über die vier Runden. Mario Stevens: „Vier Runden an zwei Tagen – das ist schon eine Herausforderung und etwas anderes als ein Großer Preis. Und es sagt viel über die Pferde aus.“ In seinem Fall wohl, dass er einen guten Griff getan hat. Am Ende standen allerdings drei Zeitstrafpunkte auf dem Konto des Paares. Warum es dennoch zum Titel gereicht hat? „Die Kollegen haben ein bisschen mitgemacht …“
Marcus Ehning „hat mitgemacht“
Dabei hatte Mario Stevens wohl vor allem einen Kollegen im Kopf. Denn Marcus Ehning hatte den Titel quasi schon zum Greifen nah in der Hand. Als er als letzter Starter in den Parcours ging, hatte er sich noch nicht einen Fehler zu Schulden kommen lassen. Mario Stevens hatte hingegen mit dem elfjährigen Franzosen Talisman de Mazure schon einige Zeitstrafpunkte auf dem Konto. Aber keinen Hindernisfehler.
Ehning ritt an, im Springstadion von Balve breitete sich Stille aus. Alle gönnten es dem Mann aus Borken, der jeden Parcours aussehen lässt wie ein A-Stilspringen. Aber seine Canturo-Tochter Cristy schien nach drei Turniertagen mit schwül-heißem Wetter schon ein bisschen müde zu sein. Die erste Stange fiel noch im ersten Drittel des Parcours, eine weitere folgte, so dass Marcus Ehning – ganz Horseman! – darauf verzichtete, den Parcours zu Ende zu reiten.
Des einen Leid ist des anderen Freud – auf dem Abreiteplatz jubelte derweil das Team Stevens. Denn damit stand fest: Mario Stevens ist Deutscher Meister.
Comeback von Guido Klatte Jr. und Qinghai
Gejubelt hatte nach seiner fehlerfreien Runde mit dem unglaublichen Qinghai auch Guido Klatte Jun. 2017 waren der 22-jährige Guido Klatte Jun. und der jetzt elfjährige Quidam de Revel-Sohn Qinghai die Shooting Stars beim Weltcup-Finale in Omaha gewesen. Danach wurde es erst einmal still um sie. Qinghai war verletzt, musste lange pausieren. Dieses Jahr haben sie es in den ersten Monaten ruhig angehen lassen, waren ein paar Mal bei Zwei-Sterne-Turnieren im Einsatz und griffen erst in Mannheim wieder in den größeren Sport ein. Ende Mai wurden sie schon Fünfte im Großen Preis von Nörten-Hardenberg. Und hier in Balve sicherten sie sich mit insgesamt vier Strafpunkten die Silbermedaille in der DM-Wertung dank Sieg im Finale.
„Ich kann’s gar nicht glauben!“, meinte Guido Klatte in der anschließenden Pressekonferenz. Dabei hatte er es heute wirklich drauf angelegt. Bereits am ersten Hindernis forderte er den Fuchs mit einem Gertenklaps auf die Schulter auf. Das sollte wohl heißen, „Komm, eine Runde noch!“ Und Qinghai gab wirklich alles! Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit dieser nicht gerade hoch gewachsene OS-Wallach über die Stangen fliegt. Das ist wieder der Qinghai, der beim Weltcup-Finale 2018 als Sechster begeistert hat! Guido Klatte bestätigte später: „Er ist wieder topfit und super drauf! Ich glaube, ihm macht es auch Spaß!“
Qinghai ist sozusagen Familienpferd bei Klattes. Er kam schon als Fohlen auf den elterlichen Hof nach Klein Roscharden und wurde von Guido selbst ausgebildet. Schon im Junge Reiter-Lager waren die beiden hoch erfolgreich und gewannen Deutschlands U25-Springpokal in Aachen. Der ist auch dieses Jahr Saisonziel. Wobei Bundestrainer Otto Becker versprach, er werde sich um Startplätze in der großen Tour beim CHIO für alle drei Medaillenträger bemühen. Mario Stevens ist als Deutscher Meister ohnehin gesetzt.
Erfüllung eines Lebenstraumes?
Wenn Otto Beckers Bemühungen fruchten, geht für den Bronzemedaillengewinner ein Lebenstraum in Erfüllung. Einmal in Aachen zu reiten, das wäre das große Ziel des Sachsen Michael Kölz. Dem ist er heute in Stückchen näher gekommen: Platz drei in der Meisterschaftswertung, ebenfalls mit vier Fehlern, aber der langsameren Zeit im Finale. Dabei war auch er einer, den der Bundestrainer im Vorfeld eher nicht auf der Rechnung hatte: „Ich kannte Michaels Pferd nicht so gut. Aber ich weiß, dass er immer sehr erfolgreich unterwegs ist.“
Hier in Balve war Michael Kölz der Erfolg bislang allerdings noch nicht vergönnt gewesen. Das heute war seine erste DM-Medaille. Vielleicht war der Planwechsel im Vorfeld das Erfolgsgeheimnis: „Eigentlich wollte ich hier wieder Dypilon reiten. Aber ich habe mich dann doch für Anpowikapi entschieden.“ Für den elfjährigen Askari-Sohn sei es das erste Turnier auf diesem Niveau gewesen. Fazit: „Das war ein geiles Gefühl heute im Parcours!“
Wie wird das Gefühl dann erst sein, wenn der Bundestrainer mit seinen Bemühungen um einen CHIO-Startplatz wirklich erfolgreich ist?!
Der Vier-Fehler-Club
Neben den beiden Genannten hatten noch zwei weitere Reiter mit einem Abwurf beendet. Harm Lahde und Oak Grove’s Vogelfrei sowie Carsten-Otto Nagel auf Chairman. Insbesondere letzterer machte einen hervorragenden Eindruck hier in Balve.
Komplettiert wurden die Top Ten in der Reihenfolge durch Markus Beerbaum auf Cool Hand Luke (6), Philipp Weishaupt mich Chacon (8), Patrick Stühlmeyer mit Chacgrano (8), Thomas Kleis auf Chades of Blue (8) und Meredith Michaels-Beerbaum mit Calle (9). Vielseitigkeitsolympiasieger Michael Jung wurde Elfter im Sattel von Solution (12).
Alle Ergebnisse finden Sie hier.
Nichts gebrochen
Einen schweren Sturz hatte es dieses Wochenende gegeben. Maximilian Lill und sein Schimmel Checkers hatten sich am Wassergraben überschlagen. Dem Reiter ist nichts passiert. Aber sein Schimmel ging deutlich lahm. Erste Untersuchungen vor Ort haben jedoch gezeigt, dass wohl nichts gebrochen ist. Das Pferd wird nun in der Klinik noch einmal ausführlich untersucht.
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