Sie hätte sich am Ende sogar noch einen Fehler erlauben können, aber auch im Finale der zwölf besten Springreiterinnen ließen Finja Bormann und ihr 14-jähriger Wallach A crazy son of Lavina alle Stangen liegen. Damit wurde die 24-jährige Berufsreiterin in Riesenbeck neue Deutsche Meisterin der Springreiterinnen.
Als Punktbeste aus den beiden Wertungen ging sie mit dem Idealstand von Null Fehlern in die Entscheidung – der Modus lehnte sich an den des Weltcup-Finales an. Souverän absolvierte der Azzuro Classico-Lavall I-Sohn die bis 1,50 Meter hohen Hindernisse. Das Finalspringen hatte drei Sterne, also einen mehr als die beiden Qualifikationen. Am Ende blieb nach drei Springen eine glatte Null für das Paar stehen.
Die Silbermedaille gewann Barbara Steurer-Collee auf dem 13-jährigen Holsteiner Quantus v. Quantum-Cardino (5,25), die sich dank Fehler ihrer Konkurrentinnen vom sechsten Platz hatte vorarbeiten können. Die Bronzemedaille ging an Sarah Nagel-Tornau auf dem zehnjährigen Carouge v. Carinue-Papillon Rouge (OS), auch ihr gelang eine Aufholjagd vom fünften Platz aus.
„Mein Pferd hat vieles möglich gemacht“
Finja Bormann, die für den Stall der Familie Müter reitet und mit Markus Beerbaum trainiert, war voll des Lobes über ihr Pferd, das von ihrem Vater selbst gezogen wurde. „Ich war vor der zweiten Wertung ziemlich aufgeregt und habe nicht so rhythmisch geritten, aber mein Pferd hat einfach vieles möglich gemacht, was nicht jedem Pferd gelungen wäre,“ sagte sie nach ihrem Ritt. „Im Finale war der Druck dann weg, weil ich mir noch eine Fehler erlauben konnte.“
Sie ist überzeugt, dass ihr Pferd den Auftritt nach Corona-bedingter ruhiger Zeit genossen hat. „Unsere Pferde sind Athleten, die wollen nicht an die Seite gestellt werden, die wollen arbeiten. Manche kriegen sogar Depressionen“. Wenn Finja auf dem Abreiteplatz die Decke herunternahm, buckelte ihr Wallach los, was sie – wohl zu Recht – als gutes Zeichen wertete.
Die 51-jährige Barbara Steurer-Collee hatte eigentlich gar nicht nach Riesenbeck kommen wollen. „Ich hab gedacht, ich bin zu alt. Aber dann hat mein Mann hat gesagt, du bist so gut in Schuss, fahr doch los.“
Sarah Nagel-Tornau freute sich über die gelungene Aufholjagd. „Carouge springt zwar unauffällig, nicht höher als er muss, aber das macht es für den Reiter auch einfacher.“
Reiterkreuz in Silber für Engemann
Von Co-Bundestrainer Heinrich-Hermann Engemann erhielten die Damen volles Lob: „Es war unglaublich guter Sport, ich dachte, es sei schwer im letzten Parcours, aber dann kam ein Nuller nach dem anderen. Erst am Ende kam bei der einen oder anderen die Aufregung dazu.“
Positiv äußerte er sich auch zu dem neuen Modus, der erstmalig für diese DM gilt: „Wir waren alle gespannt, wie das funktioniert, und ich könnte mir vorstellen, dass man den Modus auch fürs nächste Jahr beibehält.“ Nach zwölf Jahren als Co-Trainer mit Otto Becker warten auf Engemann neue Aufgaben: Er wird die kolumbianischen Springreiter trainieren, der Vertrag geht zunächst für vier Jahre bis zu den Olympischen Spielen in Paris. Zum Abschied erhielt er viel Lob und Dank für seine Tätigkeit und, überreicht vom Springausschussvorsitzenden Peter Hofmann, das Deutsche Reiterkreuz in Silber.
Hansi Dreher siegt schon wieder
Am Nachmittag hatte Hans-Dieter Dreher im CSI2*-Springen, zugleich zweite Damen-Wertung, seinen Sieg vom Vortag mit dem zwölfjährigen Prinz von Perigueux-Escudo I wiederholen können. (0/62,37 Sekunden). Als letzter Starter entriss er Marcus Ehning auf der 14-jährigen Cristy noch die Führung (0/62,82). Dritter wurde der Schweizer Steve Guerdat auf der zwölfjährigen Stute Ulysse des Forets (0/62,84).
Für Angstmomente sorgte Sturz der belgischen Reiterin Annelies Vorsselmans und Firkov du Rouet, die Reiterin musste ins Krankenhaus, das Pferd in die Tierklinik gefahren werden. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht. Die Prüfung wurde für fast eine Stunde unterbrochen, weil erst ein weiterer Notarztwagen vor Ort sein musste.
Das CSI3*-Springen am Sonntag um 11.30 Uhr entscheidet, welche zwölf deutschen Reiter um 17.30 Uhr um den Meistertitel kämpfen dürfen.
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